Ein Kampf um Rom
Achseln. »Die Eifersucht, die blinde Wut verwirrt dich. Ich habe gesagt: wer mich liebt, wird nicht,
nach mir, dich lieben. Und das ist so wahr, daß selbst deine Wildheit es einsehen muß. Denke dir Valeria, die strengverhaltene,
marmorne, vestalische – und deine maßlos ungezähmte Art. Valeria ist kein weiches Syrerkind wie jene Zoë.«
»Nenne den Namen nicht«, stöhnte der Corse.
»Valeria scheut deine Wildheit:– sie hat mir selbst einmal gesagt –: Grauen flößest du ihr ein.«
Da sprang Furius hinzu und faßte des Königs beide Schultern mit den Händen. »Mensch – du hast ihr gesagt? Hast ihr jenes Unheil
aufgedeckt? Du hast? – Dann sollst du nicht –«
Aber Totila stieß ihn jetzt unsanft zurück. »Genug dieses unwürdigen Tobens. Nein: ich habe es ihr nicht gesagt –: bis jetzt.
Aber wohl hättest du’s verdient. Noch immer, nach solcher Erfahrung – –«
»Schweige davon«, drohte der Corse.
»Ohne Gewalt über dich in Liebe, Haß und Zorn. Du packst deinen Freund an wie ein Rasender, wie ein Raubtier. Wahrlich, kennte
ich nicht den edeln Kern in dir – diese Wildheit hätte mich längst von dir abgewendet. Mäß’ge dich oder verlasse mich.«
Und der König heftete seinen leuchtenden Blick streng, nicht ohne den Ausdruck überlegner Hoheit, auf den Corsen. Diesen Blick
ertrug der Leidenschaftliche nicht. Er bedeckte die Augen mit der Hand und sprach nach einer Pause mit gebrochner Stimme:
»Verzeih mir, Totila. Es ist vorbei. Aber wiederhole nicht jenen Ton, jenen Blick. Er hatte mich in jener Schreckensnacht
mehr gebändigt als dein Arm. Ich scheue und hasse ihn durcheinander. Zur Sühne, wenn ich dich verletzt, will ich morgen selbst
deine Schlacht mitkämpfen, an deiner Seite, wie meine Reiter.«
»Sieh, das ist dein edler Kern, Furius«, sprach der König, »daß du trotz deiner Enttäuschung – dein Geschenk erfüllen willst.
Ich danke dir noch mal. Deine Hilfe, deine Reiterschar macht mir die Durchführung eines trefflichen Schlachtplans möglich,
auf den ich seufzend hatte verzichten müssen, aus Mangel an Rossen.«
»Deine Feldherrn, die du zum Kriegsrat entboten«, meldete ein Sajo, »harren vor dem Zelt.«
»Führe sie ein! Nein, Furius: du bleibst und hörst alles mit an – deine Aufgabe ist die wichtigste nach der meinen.«
»Ich bin stolz darauf und werde sie lösen, daß du zufrieden sein sollst mit dem ›Raubtier‹.«
Achtundzwanzigstes Kapitel
Es versammelten sich nun um den König der alte Hildebrand, Graf Teja, Graf Wisand, Graf Thorismuth, Graf Markja, Aligern und
der junge Herzog von Apulien. Totila wies auf die Wand des Zeltes: dort hing die von ihm selbst mit kundiger Hand gezeichnete
Übersicht der Gegend von Taginä: die Grundlage bildete die römische Straßenkarte des Picenums, zumal der Via Flaminia: auf
dieser hatte er die wichtigsten Örtlichkeiten eingetragen.
»Gern, meine Helden«, hob er an, »würde ich, nach alter Goten Weise, einfach im Keil auf den Feind losstürmen und sein Herz
zu durchstoßen suchen. Aber den größten Feldherrn des Jahrhunderts, an der Spitze eines doppelt starken Heeres, in einer selbstgewählten,
vortrefflichen Stellung, schlagen wir nicht mit unsrer von Odhin stammenden einfältigen Weisheit«, lächelte er.
»Erzürne nicht den Siegesgott durch Spott am Tage vor der Schlacht«, warnte der alte Hildebrand.
Aber Totila fuhr fort. »Wohlan denn: laß sehen, ob der große Stratege, der Germanen durch Germanen schlagen will, nicht durch
seine eignen Mittel zu verderben ist. Die Entscheidung des Tages fällt hier, im Herzen der beiden Stellungen, bei Taginä.
Die beiden Flügel haben nur hinzuhalten. Du, Hildebrand, übernimmst unsern linken Flügel: gegenüber Eugubium: ich gebe dir
zehn Tausendschaften: dort der Wald und das Flüßchen Sibola, das da in den größeren, den Clasius, mündet, geben dir gute Deckung.
Desgleichen dir, Teja« – er stand hart an seiner Schulter – »auf dem rechten Flügel, mit fünfzehn Tausendschaften, der Berg
rechts hinter Caprä, der fast bis an den Klosterberg der Valerier und an das Grab des Numa stößt.«
»O laß mich, mein König, morgen hart in deiner Nähe, an deiner Schildseite, fechten. Ich hatte einen finstern Traum«, fügte
er leiser bei.
»Nein, mein Teja«, erwiderte Totila, »nicht nach Träumen wollen wir unsern Schlachtplan ordnen. Ihr sollt beide zu fechten
genug bekommen, sobald die Entscheidung hier,
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