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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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für die
     äußere Politik als für die Verwaltung angelegt, die ganze Bedeutung der gotischen Gefahr erkannt. Der Vorwurf, daß er durch
     unnötige Angriffe diese brennende Gefahr erst heraufbeschworen, machte ihm die Unterdrückung zur Pflicht.
    »Er haßte den Namen der Goten und gelobte, sie auszutilgen aus dem Reich«, schrieb damals Prokop.
    In schonungslosen herben Worten hatte ihm Narses diese Pflicht eingeschärft: und zugleich die klügsten Ratschläge zu ihrer
     Erfüllung beigefügt. »Nur Germanen schlagen diese Germanen«, hatte er gerufen. »Ich brauche zu den Söldnern aus Asien die
     germanische Waldeskraft, die Goten zu brechen. Lange hab’ ich gewarnt, diese friedlichen Männer aufzustören, die uns nicht
     bedrohten: die Perser, die wahrhaft gefährlichen, abzuwehren. Du hast nicht gehört. Jetzt, da sie zum Angriff übergegangen,
     jetzt sind sie die gefährlichsten – gefährlicher als die Perser, mit welchen sie übrigens schon im Bunde stehen. Jetzt müssen
     sie vernichtet werden um jeden Preis: denn sie haben die Schwäche deines Reiches entdeckt. Jetzt also: Germanenkraft herbei,
     Germanenkraft zu brechen. Ich habe ein tapfres Volk an der Hand mit einem Königssohn, heißhungrig der Eroberung.«
    »Wer ist’s?«
    »Das ist mein Geheimnis. Wildkühne Scharen aus ihnen werb’ ich selbst als meine Leibwächter. Aber das reicht nicht. Franken,
     Heruler, Gepiden müssen helfen. Den Franken bestätigst du, was du ihnen doch nicht entreißen kannst: ihre neuen Erwerbungen
     in Südgallien, Massilia und Arelate.«
    »Ich gebe ihnen dazu das Recht, Goldmünzen mit dem Bilde ihrer Könige zu schlagen: das schmeichelt ihrer kindischen Eitelkeit:
     der Fürsten und des Volks. König Theudebert zu Mettis, den, wie Childebert von Paris, dieser Totila gewonnen, ist gestorben:
     sein junger Erbe Theudebald bedarf unserer Gnade.«
    »Den Herulern, diesen immer hungrigen Soldläufern, gib einStück Dacien bei Singidunum:– haufenweise schicken sie dir dafür ihre bösen Buben zu. Mit den Gepiden, so viele ihrer die
     Langobarden noch übriggelassen, schließe Frieden: gib ihnen Sirmium zurück: dann helfen sie dir schon aus altem Haß gegen
     die Landsleute von Theoderich und Witichis.«
    »So viele Zugeständnisse   –«
    »Wir nehmen ihnen bald alles wieder ab, unsern Hunden, mit denen wir den gotischen Löwen jagen: aber erst muß er nieder mit
     ihrer Hilfe.«
    Und er hatte den Beherrscher der Romäer vollständig gewonnen und überzeugt. Alle Mittel des kaiserlichen Thesaurus, welchen
     der kaiserliche Geizhals immer, jammernd, als völlig leer hingestellt hatte, wurden verschwenderisch an Narses gespendet.
     Und dieser nicht bescheidne Heischer staunte nun selbst über die Fülle der bisher sorgfältig geheimgehaltnen Schätze. Der
     große Krieg mit Persien, der kleine mit allen Nachbarvölkern wurde sofort, mit Opfern, beendet: die erprobten Veteranen, die
     seit Jahrzehnten unter Belisar und Narses gedient, wurden so verfügbar gegen die Goten. Und die nämlichen Feinde, welche sie
     bis dahin bekämpft: Perser, Saracenen, Mauren, Hunnen, Sclavenen, Gepiden, Heruler, Franken, Bulgaren, Avaren, stellten plötzlich
     Söldner gegen hohe Jahrgelder.
    Aus Thrakien und Illyrien wurden alle Waffenfähigen ausgehoben: dreitausend herulische Reiter unter Vulkaris und Wilmuth,
     siebentausend Perser, eine Gefolgschaft erlesenster Gepiden – hundertundfünfzig wilde Abenteurer unter Asbad,– wurden geworben:
     zehntausend Mann Fußvolk aus allen Provinzen des fränkischen Reichs, Franken, Burgunden, Alamannen, stellten die Merowingen
     von Parisii, Mettis und Aurelianum. Ferner konnte Narses, außer seinen eignen vorzüglich von ihm geschulten Unterfeldherrn,
     diesmal auch die besten Heerführer Belisars verwenden, welche früher nie unter Narses gedient: die rätselhafte Aussöhnung
     der beiden großen Nebenbuhler und der an allen Grenzen gesicherte Friede machte die Vereinigung wie der besten Truppen so
     der erfahrensten Führer in Italien möglich. So befehligten unter Narses die beiden ausgezeichneten und innig befreundeten
     Archonten Orestesund Liberius, welche man in Byzanz wegen dieser zärtlichen Freundschaft Orestes und Pylades zu nennen pflegte – ihr eifriges
     Zusammenwirken in allen Aufgaben machte diese Freundschaft auch militärisch wichtig:– aber freilich, in der Schlacht von Taginä
     sollte sich diese Liebe einmal als übelwirkend erweisen. Ferner Cabades, des vorletzten

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