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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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auf nach Rom.«
    Das war es. Das Wetter war in der Nacht des Abzugs der Isaurier plötzlich umgeschlagen. Der Fischer, der in einem Dorfe bei
     Stabiä seine Behausung hatte, konnte sich nicht auf das Meer wagen: weniger des Sturmes als der Langobarden wegen, welche
     ihn längst mißtrauisch beobachtet und schon einmal gefangengenommen hatten; erst als sein alter Vater herbeieilte und durch
     Zeugen dartat, daß Agnellus wirklich sein, des alten Fischers, Sohn sei, ließen sie ihn zögernd wieder los.
    Aber er konnte nicht wagen, scheinbar zu fischen, wenn kein Fischer sonst Netze warf: und nur weit draußen in dem Wasser vermochte
     Syphax, der ebenfalls stets umspäht war, mit ihm zusammenzukommen. Die Ausgänge aller Lager, auch des jetzt halbleeren von
     Cethegus – nur dreitausend Thrakier und Perser hatte Narses in der Isaurier verlassne Zelte gelegt – bewachtenTag und Nacht die Langobarden. Und auch das Meerschlammbad mußte Narses auf sonnigere Tage verschieben. Diese Geheimnisse
     aber, d.   h. Prokops Brief und die Badegespräche des Narses, wollte Cethegus noch erwarten.

Elftes Kapitel
    Des Präfecten altes Glück schien auch das Wetter nach seinen Wünschen rasch zu ändern. Prachtvoll leuchtete am Morgen nach
     der letzten Unterredung mit Narses die Sonne auf den blauschimmernden Golf von Bajä: und Hunderte von Fischerbooten eilten
     hinaus, die günstige Witterung zu nutzen. Syphax war mit dem ersten Morgengrauen, nachdem er seinen Platz auf der Schwelle
     des Zeltes seines Herrn den vier allein zurückgebliebnen Isauriern überwiesen, verschwunden. Als Cethegus das Morgenbad im
     Nebenzelt vollendet hatte und zum Frühmahl in sein Hauptzelt zurückkehrte, hörte er Syphax laut lärmend durch die Lagergassen
     schreien.
    »Nein!« rief er, »diesen Fisch dem Präfecten! Ich habe ihn bar bezahlt. Der große Narses wird doch nicht andrer Leute Fische
     essen wollen.«
    Und mit diesen Worten riß er sich los von Alboin und einigen Langobarden sowie von einem Sklaven des Narses. Cethegus blieb
     stehen: er erkannte den Sklaven: es war der Koch des meist kranken und immer sehr mäßigen Mannes, der fast nur für des Narses
     Gäste sich zu mühen hatte.
    »Herr«, sprach der feingebildete Grieche, sich entschuldigend, in seiner Muttersprache, zu dem Präfecten: »nicht mich schilt
     um diese Ungebühr. Was liegt mir an einer Meeräsche! Aber diese langbärtigen Barbaren zwangen mich, um jeden Preis den Fischkorb
     für Narses in Anspruch zu nehmen, den dein Sklave aus der See zurückbringen würde.«
    Ein zwischen Syphax und Cethegus gewechselter Blick genügte. Die Langobarden hatten das Griechische nicht verstanden. Cethegus
     gab Syphax einen Schlag auf die Wange und rief auf lateinisch:
    »Unnützer, frecher Sklave, kannst du denn niemals Sitte lernen? Soll nicht der kranke Feldherr das Beste haben?«
    Und unsanft entriß er den Korb dem Mauren und reichte ihn dem Sklaven: »Hier der Korb. Mögen die Fische Narses munden.«
    Der Sklave, der die Gabe deutlich genug abgelehnt zu haben glaubte, nahm den Korb kopfschüttelnd.
    »Was bedeutet das?« sagte er im Abgehn lateinisch.
    »Das bedeutet«, antwortete, ihm folgend, Alboin, »daß der beste Fisch
nicht
in dem Korbe geborgen ist, sondern anderswo.«
    Im Zelte angelangt, griff Syphax eifrig in seinen Gürtel von Krokodilhaut, der, wasserdicht, einen Bündel von Papyrosrollen
     barg, und reichte sie rasch seinem Herrn.
    »Du blutest, Syphax?«
    »Nur wenig! Die Langbärte stellten sich, da sie mich im Wasser schwimmen sahen, als hielten sie mich für einen Delphin, und
     schossen mit ihren Pfeilen um die Wette auf mich.«
    »Pflege dich – ein Solidus für jeden Tropfen deines Blutes – der Brief ist goldes- und bluteswert, wie es scheint. Pflege
     dich! Und die Isaurier sollen niemand einlassen.«
    Und nun allein im Zelt, hob der Präfect an zu lesen: seine Züge verfinsterten sich: tiefer, immer tiefer ward die Mittelfurche
     der gewaltigen Stirn, immer fester und herber schlossen sich die Lippen.
    »An Cornelius Cethegus Cäsarius,
    den gewesnen Präfecten und gewesnen Freund,
    zum letzten Mal Prokopius von Cäsarea:
    Das ist das traurigste Schreibgeschäft, zu welchem ich je meine ehemalige und meine jetzige Schreibhand gebraucht. Und ich
     gäbe gern auch diese meine Linke, wie für Belisar meine Rechte, dahin, müßte ich diesen Brief nicht schreiben. Den Absagebrief,
     den Aufkündungsbrief unsrer bald dreißigjährigen Freundschaft! An

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