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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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fügen und ducken können, wir finden leicht
     noch ein Mausloch oder eine Mauerlücke zu entrinnen. Es ist doch gar zu niederträchtig! elend! grausam! hundsföttisch!« –
     und jedes Wort begleitete ein Hammerschlag – »ich will’s nicht glauben vom lieben Gott! – daß hier in die Tausende von braven
     Weibern und hübschen Mädchen und lallenden Kindern und lallenden Greisen in das höllische Feuer dieses verfluchten! Zauberberges!
     springen sollen, als wär’s ein lustig Sonnwendfeuer, und als kämen sie drüben heil und gesund wieder heraus. Verbrennen hätt’
     ich dich auch in dem Haus bei Fäsulä schon lassen können. Und nun sollst nichtnur du verbrennen –: auch unser kommend Kind, das ich jetzt schon ›Witichis‹ vorbenannt habe.«
    »Oder:– ›Rauthgundis‹!« fügte errötend Liuta leise bei, sich an ihres Mannes Schulter schmiegend und sein Hämmern hemmend.
    »Laß dich diesen Namen mahnen, Wachis. Denk an Rauthgundis, die Herrin! War sie nicht tausendmal herrlicher als Liuta, die
     Flachsmagd? Und würde sie sich besinnen, sich weigern, zu sterben an Einem Tag zusammen mit ihrem Volk?«
    »Recht hast du, Weib!« rief Wachis, mit einem letzten grimmen Hammerschlag, daß die Funken stoben.
    »Weißt, ich bin von Bauernart –: wir wollen durchaus nicht gerne sterben! Aber fällt der Himmel ein, schlägt er auch alle
     Bauern tot. Und vorher – hassa! hau’ ich noch manchen Hieb! Das wäre auch Herrn Witichis und Frau Rauthgundis recht! Ihnen
     zu Ehren – ja, du hast recht, Liuta,– wollen wir tapfer leben –: und geht’s denn wirklich gar, gar nicht anders –: tapfer
     sterben.«

Neuntes Kapitel
    Freudig erstaunt kehrten alsbald von Narses die beiden Tribunen Licinius und Julianus zurück in das Zelt des Präfecten. »Abermals
     hast du gesiegt, o Cethegus!« rief Licinius. »Du hast recht behalten, Präfect von Rom«, sprach Salvius Julianus. »Ich begreife
     es nicht:– aber Narses überläßt dir wirklich Rom.«
    »Ha«, frohlockte Piso, der mit eingetreten war, »Cethegus, das ist dein altes, cäsarisches Glück. Neu steigt dein Stern, der
     sich seit dieses unheimlichen Kranken Erscheinen geneigt zu haben schien. Mir scheint, auch sein Geist hat manchmal epileptische
     Anfälle. Denn, bei gesundem Geist dich, ohne Widerstand, nach Rom zu lassen,– nein: quem deus vult perdere dementat! Nun wird
     Quintus Piso wieder auf dem Forum wandeln und an den Läden der Buchhändler nachsehen, ob die Goten fleißig seine ›Epistolas
     ad amabilissimum, carissimumpastorem Adalgothum et ejus pedum‹ (Briefe an den höchst liebenswürdigen und geliebten Hirtenknaben Adalgoth und seinen Knüttel)
     gekauft haben.«
    »So hast du in der Verbannung gedichtet, wie Ovidius?« lächelte Cethegus.
    »Ja«, meinte Piso, »die sechsfüßigen Verse kamen leichter, seitdem sie nicht mehr die Goten, die um einen Fuß länger sind,
     zu scheuen hatten. Unter dem Lärm gotischer Gelage war auch im Frieden schon nicht gut dichten gewesen.«
    »Darüber hat er drollige Verse gemacht, mit gotischen Wörtern dazwischen gemengt«, warf Salvius Julianus ein. »Wie fingen
     sie nur noch an: ›Inter hails gothicum skapja –?‹«
    »Versündige dich nicht an meinen Worten. Falsch zitieren darf man das Unsterbliche nicht.«
    »Nun, wie lauten die Verse?« frug Cethegus.
    »Folgendermaßen«, sprach Piso.
     
    »De conviviis barbarorum
    Inter: ›hails Gothicum! skapja matjan jah drinkan!‹
    Non audet quisquam dignos educere versus:
    Calliope madido trepidat se jungere Baccho,
    Ne pedibus non stet ebria Musa suis.‹
    (Über die Gelage der Barbaren)
    (Unter dem Gotischen: ›Heil! schaft Essen und Trinken
    den Goten!‹
    Kann kein vernünftiger Mensch ein erträgliches Verslein
    ersinnen:
    Vor dem Bacchus im Rausch bebt bang die verschüchterte
    Muse
    Und dem benebelten Vers ach! versagen die taumelnden
    Füße.)«
    »Schauderhafte Poesie«, meinte Salvius Julianus.
    »Wer weiß«, lachte Piso, »ob der Durst der Goten nicht unsterblich wird durch diese Verse.«
    »Aber meldet nun genauer: was hat Narses geantwortet?«
    »Er hörte uns erst sehr ungläubig zu«, sprach Licinius.
    »›Freiwillig‹, fragte er mißtrauisch, ›sollten sich die vorsichtigen Römer wieder isaurische Besatzung erbitten und den Präfecten,
     dem sie soviel Hunger und unfreiwillige Tapferkeit verdanken?‹ Ich aber erwiderte: er unterschätze wohl der Römer Römertum.
     Und es sei deine Sache, ob du dich getäuscht: ließen

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