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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Theodoras. Leise, wankenden Schrittes, eilte der
     Betrogne an das Lager. Da lag Theodora, voll angekleidet, in kaiserlichem Schmuck. Ein greller Aufschrei Justinians rief uns
     alle an seine Seite. Und aus dem Vorgemach Galatea, deren ich mich sofort bemächtigte. Justinian wies, starr vor Entsetzen,
     auf die ruhende Kaiserin. – Wir traten hinzu –: sie war tot. Galatea, nicht minder überrascht hievon als wir, verfiel in Krämpfe.
    Wir untersuchten einstweilen das Gemach: und fanden auf goldnem Dreifuß die Asche zahlreicher verbrannter Papyrosrollen. Antonina
     rief Sklavinnen mit Licht herbei. Da erholte sich Galatea und erzählte, händeringend, die Kaiserin habe gegen Abend – das
     war die Zeit unserer Audienz gewesen – ohne Gefolge das Gartenviertel verlassen, den Kaiser, wie sie oft pflegte zu dieser
     Stunde, in seinem Schreibgemach aufzusuchen. Sehr rasch sei sie zurückgekommen: ruhig, jedoch auffallend bleich. Sie habe
     den Dreifuß mit glühenden Kohlen füllen lassen und darauf sich eingeschlossen. Auf Galateas Pochen habe sie am Abend geantwortet:
     sie sei schon zu Ruhe gegangen und bedürfe nichts weiter.
    Da warf sich der Kaiser wieder über die geliebte Leiche: und nun, im Glanz der Lichter, entdeckte er, daß an dem Schlangenring,
     einst Kleopatra eigen, welchen sie am kleinen Finger trug, die Rubinenkapsel mit dem tödlichen Gift geöffnet war –: die Kaiserin
     hatte sich selbst getötet. Auf dem Citrustisch lag ein Streifen Pergament, darauf stand ihr alter Wahlspruch: ›Leben ist Herrschen
     durch Schönheit.‹
    Wir zweifelten noch, ob etwa die Qualen ihrer Krankheit oder die Entdeckung ihres drohenden Sturzes sie zur verzweifelten
     Tat getrieben. Aber bald ward unser Zweifel gelöst. Als die Kunde von dem Tod der Kaiserin den Palast durchdrang, eilte Theophilos,
     der Velarius, der Türwächter des Kaisers, halb verzweifelt, in das Sterbegemach, warf sich vor Justinianus nieder und gestand:
     er ahne den Zusammenhang. Seit Jahren im geheimen Solde der Kaiserin, habe er dieser jedesmal zu wissen getan, wann der Kaiser
     solche Audienzen erteilte, bei welchen er auch der Kaiserin, falls sie komme, den Zutritt im vorausversagte –: sie habe dann fast immer aus einem Seitengemach die geheimsten Verhandlungen mit angehört. So habe er auch gestern
     getan, als wir, mit so ganz besondrer Einschärfung der Fernhaltung der Kaiserin, Audienz erhielten. Alsbald sei die Kaiserin
     erschienen: aber kaum habe sie von Anicius und Antonina einige Worte vernommen, als sie, mit leis ersticktem Schrei, in den
     Vorhängen zusammengesunken sei: rasch gefaßt habe sie sich dann erhoben und, ihm Schweigen zuwinkend, ent fernt.– –
    Narses drang in den Kaiser, Galatea auf der Folter nach weiteren Geheimnissen zu befragen, aber Justinian sprach: ›Ich will
     nicht weiter forschen‹. Tag und Nacht blieb er allein, eingeriegelt, bei der Leiche der immer noch Geliebten, die er darauf
     mit höchsten kaiserlichen Ehren beisetzen ließ in der Sophienkirche. Amtlich wurde verkündet: die Kaiserin sei an Kohlendunst
     im Schlaf erstickt: und der Dreifuß mit den Kohlen ward öffentlich ausgestellt.
    Justinian aber ist in jener Nacht ein Greis geworden. Die nunmehr völlig übereinstimmenden Aussagen von Antonina, Anicius,
     Belisar, Photius, den Sklavinnen Antoninas, den Sänftenträgern, welche dich kurz vor der Verhaftung Belisars an sein Haus
     getragen, deckten nun schlagend auf, daß du, im Bunde mit der Kaiserin, Belisar durch Antonina beredet habest, sich zum Schein
     an die Spitze der Verschwornen zu stellen: und ich beschwor, daß schon Wochen vorher Belisar mir seinen heiligen Zorn über
     das Ansinnen des Photius geäußert.
    Justinian eilte in Belisars Kerker, umarmte ihn unter Tränen, erbat Verzeihung für sich – und Antonina, welche alle ihre unschuldigen
     Liebeständeleien reuig beichtete und volle Vergebung erhielt. Der Kaiser bat Belisar, zur Sühne, den Oberbefehl in Italien
     anzunehmen. Belisar aber sprach: ›Nein, Justinianus: meine Arbeit auf Erden ist getan! Ich gehe mit Antonina auf meine fernste
     Villa in Mesopotamien und begrabe dort mich und meine Vergangenheit. Ich bin geheilt von der Krankheit, dir dienen zu wollen.
     Willst du mir eine letzte Gnade erweisen, so gib meinem großen Freund und Erretter, gib Narses den Heerbefehl in Italien:
     er soll mich rächen an den Goten und an demSatan, der Cethegus heißt.‹ Und vor unsern gerührten Augen umarmten sich die

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