Ein Kampf um Rom
es treu.«
»Laß Roma«, mahnte Licinius, »nicht verwitwen!«
Cethegus blickte ihn mit seinem unwiderstehlich gewinnenden Blick ehrender Liebe an. Und fuhr fort:
»Salvius Julianus, du besetzest das Grabmal Hadrians: du, Piso, den Rest der Stadt am linken Tiberufer: zumal die Porta Latina;
durch diese folge ich euch. Narses allein öffnet ihr so wenig, wie weiland Belisar allein. Lebt wohl; grüßt mir mein Rom.
Sagt ihm: der letzte Kampf um seinen Besitz, der zwischen Narses und Cethegus, habe mit des Cethegus Sieg geendet. Auf Wiedersehn
in Rom! Roma eterna!«
»Roma eterna!« wiederholten begeistert die Tribunen und eilten hinaus.
»O warum ist dieser Licinius nicht Manilias Sohn!« sagte Cethegus, den Jünglingen nachblickend, »Torheit des Herzens! was
bist du so zäh! Licinius, du sollst mir als mein Erbe Julius ersetzen! Oh, wärst du doch selber mein Julius!«
Zehntes Kapitel
Die Abreise des Präfecten nach Rom verzögerte sich um mehrere Tage. Narses zwar, der ihn zur Tafel zog, hielt ihn nicht zurück:
er äußerte sogar sein Befremden, daß es den »Beherrscherdes Capitols« nicht mächtiger an den Tiberstrom zurückziehe.
»Freilich«, lächelte er, »ich kann verstehen: du hast diese Barbaren so lang in deinem Italien herrschen und siegen sehen,
daß es dich verlangen mag, sie nun auch in deinem Italien fallen zu sehn. Aber ich kann nicht sagen, wie lange das noch anstehn
wird. Zu stürmen ist jene Schlucht nicht, solang sie Männer wie dieser König decken. Schon mehr als tausend meiner Langobarden,
Alamannen, Burgunden, Heruler, Franken und Gepiden fielen vor dem Paß.«
»Schick doch«, warf Alboin verdrießlich ein, »auch einmal deine tapfern Romäer gegen die Goten. Die Heruler Vulkaris und Wilmuth
sind, kaum hier eingetroffen, von König Tejas Beil gefallen: der Gepide Asbad von Adalgoths, des Knaben, Speer: mein Vetter
Gisulf liegt schwertwund von des Herzogs Guntharis Streich: den Frankengrafen Butilin hat Wisand, der Bandalarius, mit der
Bannerspitze erstochen: dem Burgunden Gernot hat der alte Waffenmeister mit seinem Steinbeil das Hirn gesegnet: den Alamannen
Liuthari hat Graf Grippa, meinen Schildträger Klaffo ein gemeinfreier Gote erschlagen. Und um jeden dieser unsrer Helden liegen
zu Dutzenden ihre Gefolgen. Und wenn gestern um Mitternacht nicht der Lavablock, auf dem ich stand, höchst verständigerweise
gerade in dem Augenblick nach unten gerutscht wäre, als König Teja, der im Finstern sieht, seine gefürchtete Lanze warf, so
wäre Rosamunde heute nicht mehr die schönste Frau, sondern die schönste Witwe im Langobardenreich. So kam ich mit häßlichen
Schrunden davon, die einst der Heldensang nicht preisen wird, die mir aber viel lieber sind als König Tejas bester Speer im
Bauch.– Aber ich meine: nun ist die Reihe an andern Helden: laß doch auch deine Makedonen und Illyrier dran. Wir haben’s diesen
jetzt oft genug vorgemacht, wie man vor jenem Nadelöhr stirbt.«
»Nein, Wölflein. Diamant schneidet Diamant!« lächelte Narses. »Immer Germanen gegen Germanen: es sind euer allzuviele in der
Welt.«
»Auch von den Isauriern – das heißt von den
meinen!
– scheinst du diese väterliche Meinung zu hegen, MagisterMilitum«, sagte Cethegus: »kurz vor ihrem Aufbruch nach Rom hast du meine Isaurier zum Massensturm auf jene Schlucht befohlen
–: der
erste
Massensturm, den du geboten! – siebenhundert von meinen siebentausend sind liegengeblieben auf jenen Felsen, und Sandil, mein
durch so viele Kämpfe erprobter Söldnerhäuptling, fand zuletzt doch auch dieses schwarzen Teja Schlachtbeil zu scharf für
seine Sturmhaube. Er war mir wert.«
»Nun, der Rest ist dir ja nun in deinem Rom geborgen. Jene Goten aber treibt nichts aus ihrem letzten Loch als Feuer, wenn
die Erde mir zuliebe auch einmal zucken wollte, wie zugunsten Belisars in Ravenna –«
»Noch immer keine Kunde von dem Ausgang des Prozesses Belisars?« frug lauernd Cethegus. »Neulich kamen Briefe aus Byzanz,
nicht?«
»Ich habe sie noch nicht alle gelesen.– Oder, wenn nicht Feuer:– der Hunger. Und wenn sie dann zum letzten Kampf aufbrechen,
hörte wohl mancher lieber den Ganges als den Draco rauschen. Nicht du, Präfect! ich weiß, du kannst dem Tode kühn ins Auge
sehn.«
»Ich will die Dinge hier noch etwas abwarten. Es ist schlecht Reisewetter. Es stürmt und regnet ja unablässig. An dem ersten
oder zweiten warmen Sonnentag breche ich
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