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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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politische Karrierefrau
     ohne jedes natürliche Gefühl kritisiert (III/25; vgl. V.1   /   9), ebenso von Gothelindis (IV/6). Auch die Bauerntochter Rauthgundis, die ganz offensichtlich als idealtypisches Identifikationsmodell
     der deutschen Hausfrau entworfen ist – »einfach« und »reinlich«, »gerade« und »tüchtig«, zuverlässig und pflichtbewußt, dazu
     züchtig (III/4.5; vgl. V.1   /   1), »von Gold, aber auch von Stahl« (V.1   /   15), treu bis zum Tod (V.2   /   26   ff.)   –, geht heftig mit Amalaswinthas vermeintlicher Rollenvergessenheit ins Gericht, diesie auf charakterliche Defizite zurückführt: »warum hat das Weib gegriffen in das Amt der Männer. Mir fiele das nie ein. (.
     . .) Ich bin zehnmal so stolz wie sie. Aber so eitel bin ich nicht. Sie muß nie einen Mann geliebt haben und seinen Wert und
     seine Art begriffen. Sie könnte sonst nicht die Männer ersetzen wollen.« (III/5) Einen Mann zu lieben heißt demnach, ihm die
     Sphäre öffentlichen Handelns zu belassen und sich ihm freiwillig nachzuordnen.
    Mit einer kulturell weit zurückreichenden, durch männliche Ängste wie Begierden besetzten Imagination des Weiblichen wird
     Mataswintha wie ein Naturwesen eingeführt, als eine »jener unwiderstehlichen Waldfrauen oder Wellenmädchen, deren allverstrickende
     Liebesgewalt von jeher die germanische Sage gefeiert hat« (I/5). Sie steht für den Prototyp der leidenschaftlichen, im Positiven
     wie im Negativen ganz ihrer Emotionalität lebenden Frau (III/25), ist eben dadurch aber auch prädestiniert zur unkontrollierbaren
     Entfesselung destruktiver weiblicher Triebhaftigkeit, die sich vom Haß, in den ihr unerfüllter Liebesenthusiasmus umschlägt,
     zu »ungeheuern frevelhaften Taten« voll »höllischer Bosheit« (V.2   /   23; vgl. V.2   /   29) hinreißen läßt.
    Eine »Teufelin« (IV/7), der das eigene Volk nichts, die persönliche »Macht«, Gier und Rachsucht hingegen alles bedeutet, ist
     auch Gothelindis (IV/11). Unvergleichlich gewaltiger jedoch verkörpert Theodora das dämonische Wesen Frau schlechthin, die
femme fatale,
deren gehäuftes Auftreten in Literatur und Kunst der zweiten Hälfte des 19.   Jahrhunderts fraglos mit dem als bedrohlich empfundenen wachsenden Emanzipationswunsch von Frauen zusammenhängt. Diese Höllenfürstin,
     als der von ihr stets aufs neue die Rede ist (V.1   /   11; vgl. VI.2   /   6; VII/ 12; vgl. V.2   /   25, VI.2   /   6) – Dahn folgt zwar dem Bild der Kaiserin aus Prokops ›Geheimgeschichte‹, hat es aber deutlich radikalisiert   –, vereinigt in sich eine Ansammlung von negativen Stereotypen aus dem Katalog traditioneller Misogynie: Bosheit, Maßlosigkeit,
     Eitelkeit, Hinterlist, Tücke, Verstellungskunst, Begehrlichkeit, Grausamkeit und dergleichen mehr. Zum Gutteil aus Ärger darüber,
     von Justinian, der wie die »selbstischen Männer«alle völlig in seinen äußerlichen Ehrgeiz verstrickt ist, als eheliches »Besitz«-Objekt »vernachlässigt« und »nicht mehr gewürdigt«
     zu werden, hält sie sich wechselnde »noch hoffende«, deshalb auch noch aufmerksame junge Liebhaber (III/19). Jede Schwäche,
     sei es die »zum Genuß wie zur Tugend« verachtet sie (III/19). Ausgestattet mit »hellstem Verstand« (VI.2   /   11), »übermenschlicher« Willenskraft (VI.2   /   7) und »unergründlicher« Verruchtheit (VI.2   /   11) wird sie zu einer Figur von finsterster Größe – mithin Faszination! – emporstilisiert. Trotz ihrer Niedertracht ist Theodora
     in kritischen Situationen aber auch »der einzige Held« (VI.2   /   9) am byzantinischen Hof. Authentisch zu »leben« läuft nach ihrer Maßgabe auf die Trias von »Herrschen, Hassen (und) Lieben«
     hinaus. In ihrer »starken Leidenschaft«, ihrem »Heißhunger nach Freude und Macht«, die selbst vor »starkmütigen Verbrechen«
     nicht zurückweichen, strebt sie über jede kreatürliche Gebundenheit hinaus: »die Natur ist eine elende, schmähliche Pfuscherin!«
     Als weibliches Pendant zu Cethegus auch hierin eine Präfiguration Nietzschescher Gedanken, 170 zielt ihre Lust auf einen Zustand jenseits der Grenzen des Menschlichen: »schön und stark verlangend, die Ewigkeit hindurch
     zu leben und zu genießen« (VI.2   /   11).
    Nicht allein seinem weiblichen Publikum, mit dem er ausdrücklich rechnet (VI.2   /   15), gibt Dahn zu verstehen, daß ein positives Frauenbild an alltagspraktische Tüchtigkeit gebunden ist, welche mit der

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