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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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1873 war David Livingstone verschieden!
     

    Die Hände der beiden Männer fanden sich. (S. 389.)
     
    Seine kleine Karawane hatte das Dorf Tchitamba am Südende des Sees im Laufe des 29. April erreicht. Den Doctor brachte man auf einer Tragbahre aus Zweigen dahin. In der Nacht zum 30. seufzte er unter der Marter seiner durchdringenden Schmerzen, doch so leise, daß man es kaum hörte, noch. »
Oh! dear! dear!
« und sank dann bewußtlos zusammen.
    Nach Verlauf einer Stunde rief er seinen Diener Souzi, verlangte einige Arzneimittel und murmelte dann mit schwacher Stimme:
    »Es ist gut, Ihr könnt nun gehen.«
     

    Weshalb schlug er diese unerwartete Richtung ein? (S. 395.)
     
    Gegen vier Uhr Morgens traten Souzi und fünf Mann von der Begleitung in die Hütte des Doctors.
    Vor seinem Lager knieend und den Kopf in die Hände gestützt, schien Livingstone zu beten.
    Sonzi berührte mit dem Finger leicht seine Wange: sie war kalt.
    David Livingstone war nicht mehr!
    Neun Monate später langte seine Leiche, von den treuesten Dienern unter Verachtung jeder Anstrengung getragen, in Zanzibar an und wurde am 12. April 1874 in der Westminster-Abtei beigesetzt, mitten unter jenen Männern, welche England durch diese Grabstätte gleich seinen Königen ehrt.

Fünfzehntes Capitel.
Wohin eine Manticore den Menschen bringen kann.
    Klammert sich der Unglückliche nicht an jede schwache Planke, die ihm Rettung verheißt? Suchen die ängstlichen Blicke des Verurtheilten nicht nach dem schwächsten Schimmer von Hoffnung, der ihm noch leuchtet?
    So erging es auch Mrs. Weldon, und deshalb wird ihre Entmuthigung um so erklärlicher erscheinen, als sie aus Alvez’ eigenem Munde vernahm, daß Doctor Livingstone in einem kleinen Dorfe am Bangueolo gestorben sei. Sie schien sich nun verlassener als je; es war, als ob ein geistiges Band, das sie mit dem kühnen Reisenden und durch diesen mit der civilisirten Welt verknüpfte, plötzlich zerschnitten sei. Die rettende Planke entschlüpfte ihren Händen, der Schimmer von Hoffnung erstarb vor ihren Augen. Tom und seine Gefährten hatten Kazonnde nach dem Gebiete der großen Seen zu verlassen. Von Herkules keine Nachrichten. Mrs. Weldon blieb Niemand mehr, auf den sie zählen konnte. Wohl oder übel mußte sie auf Negoro’s Vorschlag zurückkommen, indem sie nur versuchte, sich dessen Bedingungen günstiger zu gestalten und den endlichen Erfolg sicherzustellen.
    Am 14. Juni, pünktlich an dem von ihm angesetzten Tage, stellte sich Negoro in Mrs. Weldon’s Hütte ein.
    Den Portugiesen leiteten, wie er sagte, immer nur praktische Rücksichten. Von der Höhe des bedungenen Lösegeldes brauchte er sich nichts abhandeln zu lassen, da seine Gefangene diesen Punkt gar nicht berührte. Mrs. Weldon erwies sich jedoch der ganzen Frage gegenüber nicht weniger praktisch.
    »Wollen Sie einmal ein Geschäft machen, sagte sie, so vereiteln Sie es nicht durch unannehmbare Bedingungen. Unsere Freigebung kann im Austausch gegen die von Ihnen verlangte Summe erfolgen, ohne daß mein Mann sich in ein Land begiebt, wo Sie ja selbst wissen, was man auch mit einem Weißen beginnen kann!«
    Nach einigem Zögern fügte sich Negoro und Mrs. Weldon erhielt schließlich die Zusicherung, daß Mr. James W. Weldon sich nicht erst bis Kazonnde zu wagen brauchte. Er sollte nur in Mossamedes, einem kleinen, im Süden der Küste von Angola gelegenen Hafen landen, den meist nur Sklavenhändler besuchten und der Negoro hinlänglich bekannt war. Dorthin wollte der Portugiese Mr. Weldon bringen, während Agenten von Alvez Mrs. Weldon, den kleinen Jack und Vetter Benedict zu bestimmter Zeit ebenfalls dahingeleiten sollten. Gegen Rückgabe der Gefangenen sollte die bedungene Summe an die Agenten ausgezahlt werden und Negoro, der Mr. Weldon gegenüber die Rolle des höchst ehrbaren Mannes gespielt hatte, unbemerkt verschwinden.
    Mrs. Weldon erzielte hiermit ein sehr wichtiges Zugeständniß. Sie ersparte ihrem Gatten die Gefahren einer Reise nach Kazonnde, das Risico, nach Zahlung des Lösegeldes ebenfalls zurückbehalten zu werden, und außerdem die Mißlichkeiten der Rückreise. Legte sie die 600 Meilen zwischen Kazonnde und Mossamedes in derselben Weise zurück wie den Weg von der Coanza nach der genannten Stadt, so hatte sie ja nur eine mäßige Anstrengung zu befürchten, und in Alvez’ Interesse – der dem ganzen Handel keineswegs fern stand – lag es ja, die Gefangenen heil und gesund abzuliefern.
    Nach Ordnung dieser

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