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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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rösten pflegt; ferner die Bereitung der gegohrenen Getränke, wie des »Malafu« aus Bananen, des »Pombe« und anderer Liqueure; die Sorge für die Hausthiere, z.B. für jene Kühe, die sich nur in Gegenwart ihres eigenen oder wenigstens eines ausgestopften Kalbes melken lassen; für jene Färsen von kleinem Wuchs und mit kurzen Hörnern, von denen manche einen deutlichen Höcker haben; für die Ziegen, die in den Landestheilen, wo ihr Fleisch als Nahrungsmittel beliebt ist, ein wichtiges Tauschobject, fast eine Münze, wie die Sklaven, bilden; endlich die Unterhaltung des Geflügels, der Schweine, Schafe, Stiere u.s.w. – diese lange Aufzählung beweist, welch’ harte Arbeiten dem schwächeren Geschlecht im Innern Central-Afrikas obliegen oder doch gewöhnlich aufgebürdet werden.
    Die Männer rauchen inzwischen Tabak oder Hanf, jagen Elefanten oder Büffel und verdingen sich zur Ausführung der Razzias an die Sklavenhändler. Zu gewissen Zeiten heimst man stets eine Ernte ein, entweder eine solche an Mais oder an – Sklaven!
    Von den genannten mannigfachen Beschäftigungen kamen in Alvez’ Factorei zur Kenntniß Mrs. Weldon’s natürlich nur diejenigen, welche den Frauen oblagen. Manchmal blieb sie stehen und sah jenen theilnehmend zu, während diese nur durch wenig einladende Grimassen zu antworten pflegten. Eine Weiße haßten sie schon aus gewissem Racen-Instinct, und ihr Herz fühlte offenbar nicht das mindeste Mitleid mit jener. Die junge Halima bildete die einzige, rühmliche Ausnahme, und bald gelang es Mrs. Weldon, die sich einzelne Worte der Landessprache angeeignet hatte, sich mit der jungen Sklavin nothdürftig zu unterhalten.
    Der kleine Jack begleitete häufig seine Mutter, wenn diese innerhalb der Einfriedigung lustwandelte, aber er sehnte sich doch auch einmal hinaus. Da gab es in dem Gezweig eines mächtigen Baobab Marabut-Nester aus Baumästen, Nester von »Suimangas« mit scharlachrother Brust und Kehle, ähnlich den »Tissangen« (Webervögeln); ferner »Witwenvögel«, welche die Strohdächer zum Besten ihrer Familie plünderten; »Calaos«, die sich durch ihren lieblichen Gesang auszeichnen; hellgraue, rothgeschwänzte Papageien, welche in Manyema »Rouß« heißen und auch den Stammeshäuptlingen ihren Namen leihen; insectenvertilgende »Drugos«, ähnlich grauen Hänflingen mit sehr großem, rothem Schnabel. Da und dort, vorzüglich in der Umgebung der Bäche, welche durch die Factorei rieselten, schwärmten hunderte von Schmetterlingen der verschiedensten Arten; doch das interessirte Vetter Benedict fast noch mehr als den kleinen Jack, der es immer bedauerte, nicht größer zu sein, um über die Umplankung hinwegsehen zu können. Ach, wo war jetzt sein armer Freund Dick Sand, der ihn so hoch in die Takelage des »Pilgrim« mit hinausnahm! Wie hätte er mit ihm die Bäume erklettern wollen, deren Wipfel oft dreißig Meter und mehr emporragte! Welch’ herrliche Ausflüge hätten sie miteinander unternommen!
    Vetter Benedict fühlte sich, da hier an Insecten kein Mangel war, für seine Person ganz glücklich. Er entdeckte zur größten Genugthuung in der Factorei eine Zwergbiene, die ihre Zelle in wurmstichigem Holze anbaute, dazu einen, Sphex«, der seine Eier in jene ihm nicht gehörigen Zellen, wie der Kuckuck in fremde Nester, ablegte, und er studirte sie, selbst ohne Brille und Loupe, so gut es eben anging. An Muskitos war nahe den Wasseradern auch kein Mangel, ja, diese zerstachen den Gelehrten bis nahe zur Unkenntlichkeit. Wenn Mrs. Weldon aber ihn fragte, warum er sich von den abscheulichen Insecten so zurichten lasse, antwortete er:
    »O, Cousine Weldon, das ist eben ihr Instinct (dabei kratzte er sich, bis ihm Blutstropfen durch die Haut traten), deshalb darf man ihnen nicht böse sein!«
    Eines Tages, es war am 17. Juni, wäre Vetter Benedict beinahe der glücklichste aller Entomologen geworden. Wir müssen das betreffende Abenteuer, welches so unerwartete Folgen haben sollte, indessen etwas eingehender erzählen.
    Es mochte gegen elf Uhr Morgens sein. Eine geradezu unerträgliche Hitze zwang die Insassen der Factorei, sich in ihren Hütten versteckt zu halten, und auch auf den Straßen von Kazonnde begegnete man keinem einzigen Eingebornen.
    Mrs. Weldon saß halbschlummernd neben dem kleinen Jack, der schon fest eingeschlafen war.
    Selbst Vetter Benedict unterlag dem Einflusse dieser tropischen Temperatur und hatte auf seine Lieblingsjagd verzichtet – freilich nicht ohne

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