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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vorbedingung setzte Mrs. Weldon einen Brief in gewünschtem Sinne auf und überließ es Negoro’s Sorge, sich in die unpassende Rolle eines treu ergebenen, den Eingebornen glücklich entflohenen Dieners zu finden. Negoro nahm das Schreiben in Empfang, auf welches hin James Weldon gar nicht zögern konnte, ihm nach Mossamedes zu folgen, und brach am folgenden Tage unter der Escorte einiger zwanzig Neger nach Norden zu auf. Weshalb schlug er diese unerwartete Richtung ein? Hegte er, Negoro, die Absicht, sich auf einem der Fahrzeuge, welche die Mündungen des Congo besuchen, einzuschiffen, um dadurch die portugiesischen Stationen und die Strafanstalten zu umgehen, deren unfreiwilliger Insasse er ja selbst gewesen war? Vielleicht; mindestens gab er Alvez diesen Grund dafür an.
    Nach seiner Abreise mußte Mrs. Weldon sich nun einzurichten suchen, um die Zeit ihres Aufenthaltes in Kazonnde so gut wie möglich hinzubringen. Selbst im günstigsten Falle konnte das drei bis vier Monate dauern denn so lange Zeit nahm die Hin-und Rückreise Negoro’s gewiß in Anspruch.
    Mrs. Weldon hatte auf keinen Fall den Gedanken, die Factorei zu verlassen. Ihr Kind, Vetter Benedict und sie selbst befanden sich hier ja verhältnißmäßig in Sicherheit. Halima’s aufmerksame Sorgfalt machte ihr die Härten dieser Einsperrung minder fühlbar. Uebrigens hätte ihr der Sklavenhändler wahrscheinlich auch gar nicht gestattet, das Etablissement zu verlassen. Die große Prämie, welche ihm der Rückverkauf seiner Gefangenen versprach, lohnte wohl der Mühe, letztere streng zu bewachen. Es traf sich auch glücklich, daß Alvez keine Veranlassung hatte, Kazonnde zu verlassen, um die beiden anderen Factoreien in Bihe und Cassange zu besuchen. Bei der Leitung weiterer Razzias vertrat jetzt Coïmbra seine Stelle, und Niemand hatte Ursache, die Abwesenheit dieses Trunkenboldes zu bedauern.
    Zum Ueberfluß empfahl Negoro vor seiner Abreise Mrs. Weldon noch dringend der Fürsorge Alvez’. Er legte besonderes Gewicht darauf, sie unausgesetzt zu überwachen. Man wußte ja gar nicht, was aus Herkules geworden war. Kam er in dieser todtbringenden Provinz Angola wirklich nicht um’s Leben, so konnte er ja vielleicht versuchen, sich der Gefangenen zu nähern und sie Alvez’ Händen zu entführen. Der Sklavenhändler überschaute vollständig die Situation, bei welcher für ihn eine nicht zu verachtende Summe Dollars auf dem Spiele stand Er übernahm die Verantwortlichkeit für Mrs. Weldon ebenso wie für seine eigene Casse.
    Das einförmige Leben der Gefangenen nahm also seinen Fortgang, ganz wie in den ersten Tagen ihrer Hierherkunft. Was innerhalb der Einfriedigung der Factorei vorging, gab übrigens ein vollkommenes Spiegelbild von dem Leben der Eingebornen außer derselben. Alvez selbst huldigte keinerlei anderen Gewohnheiten als die Bevölkerung von Kazonnde. In dem Etablissement arbeiteten die Frauen ebenso, wie sie es zum Vergnügen ihrer Ehegatten oder Herren in der Stadt gethan hätten. Die Zubereitung des Reises durch Klopfen mit dem Stößer in großen hölzernen Mörsern bis zur vollendeten Schälung desselben; das Reinigen und Mahlen des Maises und alle nothwendigen Manipulationen, um ihn in Form kleinerer Körnchen zu gewinnen, welche zur Bereitung eines unter dem landesüblichen »Mtyelle« bekannten und beliebten Gerichtes dienen; die Einerntung des Sorgho, dessen eingetretene Reise eben zu jener Zeit mit besonderen Ceremonien verkündigt wurde; die Extraction eines wohlriechenden Oeles aus den Steinfrüchten des »Mpafu«, d.i. eine Art Oliven, deren Essenz ein bei den Eingebornen sehr beliebtes Parfum liefert; das Spinnen der Baumwolle, deren Fasern mittelst einer anderthalb Fuß langen und von den Arbeiterinnen in sehr rasche Umdrehung versetzten Spindel zu Fäden vereinigt werden; die Herstellung von Rinden-Stoffen mittelst Schlägeln; das Ausziehen der Manioc-Wurzeln und die Bearbeitung des Bodens zur Cultur verschiedener einheimischer Producte, wie Cassave, Mehl aus dem Manioc, Bohnen, deren ein drittel Meter lange, »Mosilanes« genannte Schoten auf Bäumen von 6 bis 7 Meter Höhe wachsen; Arachiden, aus denen Oel gewonnen wird; perennirende Erbsen, bekannt unter dem Namen »Tchilobes«, deren hellblaue Blüthen den etwas faden Geschmack des Sorgho einigermaßen verbessern; einheimische Kaffeebäume, Zuckerrohr, dessen Saft sich leicht in Syrup verwandelt, Zwiebeln, Goyaven, Sesam, Gurken, deren große Kerne man wie Kastanien zu

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