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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie Gottes Allgüte Diejenigen empfahl, welche jetzt vor sein Antlitz treten sollten.
    Dann wendete sich Mrs. Weldon an ihre Umgebung.
    »Und nun, meine Freunde, sagte sie, flehen wir den Himmel an um Muth und Kraft für uns selbst.«
    Gewiß konnten sie nicht innig genug Den um seinen Beistand anflehen, der ja Alles vermag – ihre Lage war wohl ernst und schwer genug dazu.
    Das Schiff, welches sie trug, entbehrte ja nun des Kapitäns, der es leitete, und der Mannschaft, die es bediente. Es befand sich nahezu in der Mitte des ungeheuren Pacifischen Oceans, Hunderte von Meilen von jedem Lande entfernt, ein Spielball der Wogen und Winde.
    Welch’ unseliges Verhängniß hatte doch diesen Walfisch dem »Pilgrim« in den Weg geführt? Welch’ Verhängniß den sonst so vorsichtigen, nun so unglücklichen Kapitän Hull verführt, seine Ladung vervollständigen zu wollen? Welche sonst in den Annalen der Großfischerei so seltene Katastrophe war hier hereingebrochen, bei der es nicht einmal möglich wurde, auch nur einen einzigen Matrosen aus der Jolle zu retten!
    Ja, hier waltete ein furchtbares Verhängniß!
    An Bord des »Pilgrim« befand sich nun kein Seemann mehr!
    Doch – ein einziger, Dick Sand, aber er war nur Leichtmatrose, ein junger Mann von fünfzehn Jahren!
    Kapitän, Steuermann, Matrosen, man kann kurz sagen, die ganze Besatzung des Schiffes vereinigte sich in seiner Person.
    An Bord befand sich eine reisende Dame, eine Mutter nebst ihrem Sohne, deren Anwesenheit die jetzige Situation nur noch schwieriger erscheinen ließ.
    Daneben waren wohl einige Neger, recht tüchtige und gute Menschen vorhanden, die auch die beste Absicht beseelte, zu thun, was ihnen befohlen würde, aber leider verstanden diese vom Seewesen so gut wie gar nichts.
    Dick Sand stand mit gekreuzten Armen bewegungslos da und starrte nach der Stelle, an der Kapitän Hull untergegangen war, womit er selbst ja seinen zärtlich geliebten väterlichen Freund und Beschützer verlor. Dann irrten seine Augen über den weiten Horizont, um ein Schiff zu suchen, das er hätte um Hilfe angehen oder dem er wenigstens Mrs. Weldon nebst ihrem Sohne hätte übergeben können.
    Er selbst wollte den »Pilgrim« natürlich auf keinen Fall verlassen, ohne dessen Heimführung nach einem amerikanischen Hafen versucht zu haben. Aber Mrs. Weldon und ihr Kind wären doch in Sicherheit gewesen, und er hätte für diese beiden Wesen, denen er mit Leib und Seele ergeben war, nicht mehr zu sorgen, nichts mehr für sie zu fürchten gehabt.
    Der Ocean war verlassen. Seit dem Verschwinden des Jubarts unterbrach kein einziger Punkt mehr die glatte Wasserfläche. Rings um den »Pilgrim« nichts als Himmel und Wasser. Der junge Leichtmatrose wußte es nur zu gut, daß er sich außerhalb der von den Kauffahrern eingehaltenen Route befand, und daß die anderen Walfischfänger jetzt noch sehr weit von ihm in den Fischgründen verweilten.
    Jetzt blieb indeß nichts übrig, als der thatsächlichen Lage muthig in’s Gesicht zu sehen und die Dinge zu nehmen, wie sie eben standen. Dick Sand that das und bat Gott inbrünstig um seinen gnädigen Beistand.
    Was war nun wohl zu thun?
    In diesem Augenblicke erschien Negoro wieder auf dem Verdeck, das er seit der Katastrophe verlassen hatte. Niemand hätte zu sagen vermocht, was dieses räthselhafte Wesen gegenüber jenem unerwarteten Unglücksfalle empfand. Er hatte der entsetzlichen Scene zugesehen, ohne sein gewohntes Schweigen zu brechen. Gierig war sein Auge jeder Einzelheit derselben gefolgt. Hätte aber Jemand dabei Zeit gehabt, ihn zu beobachten, er würde erstaunt gewesen sein, zu bemerken, daß sich auch nicht ein Muskel seines fast versteinerten Gesichtes dabei rührte. Ebenso schien er es gar nicht gehört zu haben, als die fromme Mrs. Weldon die Uebriggebliebenen aufforderte, für das Seelenheil der Verunglückten zu beten.
    Negoro begab sich nach dem Hinterdeck, wo Dick Sand bewegungslos dastand. Er blieb drei Schritt vor ihm stehen.
    »Haben Sie etwas mit mir zu sprechen? fragte Dick Sand.
    – Ich habe nur mit Kapitän Hull zu reden, antwortete Negoro, und im Falle dieser nicht da wäre, mit dem Hochbootsmann Howick.
    – Sie werden recht gut wissen, daß Beide umgekommen sind, erwiderte der Leichtmatrose unwillig.
    – Wer commandirt also jetzt an Bord? fragte Negoro sehr unverschämt?
    – Ich! antwortete Dick Sand ohne Zögern.
    – Sie! murmelte Negoro achselzuckend. Ein Kapitän von fünfzehn Jahren!
    – Ein

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