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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wenigen Stunden muß schon Einer von Euch an meine Stelle treten. Euch, Tom, werd’ ich es zuerst lehren, wie man nach der Angabe des Compasses steuert. Das ist ja nicht zu schwer und bei einiger Aufmerksamkeit werdet Ihr bald dahin gelangen, das Schiff in der gewünschten Richtung zu erhalten.
    – Sobald Sie wollen, Herr Dick, antwortete der alte Neger.
    – Nun gut, fuhr der Leichtmatrose fort, so bleibt den Tag über bei mir am Steuer, und sollte mich die Müdigkeit übermannen, so könnt Ihr mich schon für einige Stunden ersetzen.
    – Und ich, fiel der kleine Jack ein, soll ich meinem Freunde Dick gar nicht ein wenig helfen können?
    – O ja, liebes Kind, antwortete Mrs. Weldon, indem sie Jack in die Arme preßte, man wird auch Dich steuern lehren, und ich bin überzeugt, daß wir guten Wind haben, wenn Du am Helmstock stehst!
    – Gewiß, gewiß, Mama! Das versprech’ ich Dir! rief der kleine Knabe händeklatschend.
    – Ja, bemerkte der junge Leichtmatrose lächelnd, gute Schiffsjungen wissen den Wind zu erhalten! Das hört man von allen erfahrenen Seeleuten!«.
    Dann wandte er sich an Tom und die anderen Neger.
    »Meine Freunde, sagte er, wir wollen nun alle Segel beisetzen und in den Wind stellen. Ihr habt nur zu thun, was ich Euch sage.
    – Zu Ihrem Befehl, antwortete Tom, ganz zu Ihrem Befehl Kapitän Sand!«
Zehntes Capitel.
Die folgenden vier Tage.
    Dick Sand war also thatsächlich der Kapitän des »Pilgrim« und ergriff, ohne eine Minute zu verlieren, die nöthigen Maßregeln, das Schiff voll unter Segel
zu
setzen.
    Selbstverständlich hatten die Passagiere nur die eine Hoffnung, irgend einen Punkt der amerikanischen Küste, und wenn es auch nicht Valparaiso wäre, zu erreichen. Dick Sand’s erste Beschäftigung war, sich über die Richtung und Geschwindigkeit des »Pilgrim« zu unterrichten, um seine Rechnungen darauf basiren zu können. Hierzu ward es nöthig, jeden Tag den zurückgelegten Weg auf der Karte einzutragen, den man, wie gesagt, durch das Log und die Boussole feststellte. An Bord befand sich glücklicher Weise eines jener »Patent-Logs« mit Gradbogen und Schraube, welches für eine gegebene Zeit die Geschwindigkeit des Schiffes mit größter Genauigkeit zu messen gestattete. Dieses nützliche und sehr leicht zu handhabende Instrument versprach noch die besten Dienste zu leisten, und die Schwarzen erlangten bald eine hinlängliche Geschicklichkeit, dasselbe zu bedienen.
    Eine einzige Fehlerquelle blieb freilich trotzdem übrig – die Strömungen. Um diese auszuscheiden, genügten nicht gewöhnliche Schätzungen; nur astronomische Beobachtungen konnten hier noch ein verläßliches Resultat liefern. Leider fühlte sich der junge Leichtmatrose außer Stande, derartige Beobachtungen anzustellen.
    Einen Augenblick hegte Dick Sand wohl die Absicht, den »Pilgrim« nach Neu-Seeland zurückzuführen. Diese Ueberfahrt war kürzer und er würde es sicher auch gethan haben, wenn der bisher widrige Wind nicht in günstigere Richtung umgeschlagen wäre. Unter den gegenwärtigen Umständen erschien es jedoch rathsamer, auf Amerika zuzusegeln
    Der Wind hatte nämlich wirklich eine vollständige Umdrehung gemacht und blies setzt aus Nordwesten, scheinbar mit der Neigung, sich aufzufrischen.
    Jetzt galt es, ihn zu benutzen, um so viel Fahrt als möglich zu machen.
    Dick Sand beeilte sich also, den »Pilgrim« vor allen Segeln laufen zu lassen.
    Auf einer Brigg-Goëlette führt der Fockmast vier vierkantige Segel: das große Focksegel am unteren Maste, darüber das Marssegel an der Marsstange, ferner ein Bram-und ein Topsegel an der Bramstange.
    Der Großmast dagegen trägt weniger Leinwand. Er führt am Untermast nur eine Brigantine und darüber ein dreieckiges lateinisches Segel.
    Zwischen diesen beiden Masten kann man dann noch an den Stagen, welche sie von vorn her halten, drei weitere, sogenannte Stagsegel anbringen.
    Im Vordertheile endlich befinden sich, vom Fockmast nach dem Bugspriet und dem Klüverbaum gezogen, die drei Focksegel.
    Diese Focksegel, die Brigantine, das lateinische und die Stagsegel sind sehr leicht zu dirigiren. Sie können vom Verdeck aus gehißt werden, ohne in die Takelage zu steigen, da sie nicht an Raaen mittelst Seisingen befestigt sind, welche man erst lösen muß.
    Die Manöver mit den Segeln des Fockmastes dagegen verlangen die geübten Hände erfahrener Seeleute. Sollen diese benutzt werden, so müssen die Matrosen entweder auf den Raaen hinausreiten oder an den

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