Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Kapitän von fünfzehn Jahren, gewiß!« wiederholte Dick Sand und ging auf den Küchenmeister zu.
    Dieser wich zurück.
    »Vergessen Sie das niemals! fiel da Mrs. Weldon ein. Es ist nur ein Kapitän hier… der Kapitän Sand, und Jeder wird gut thun, zu wissen, daß er diesem zu gehorchen hat!«
    Negoro verneigte sich und ging, noch einige unverständliche Worte murmelnd, nach seinem Posten zurück.
    Dick Sand’s Entschluß war also gefaßt.
    Inzwischen hatte die Brigg-Goëlette unter auffrischender Brise die Crustaceenmasse schon hinter sich gelassen.
    Dick Sand prüfte die Segelstellung. Dann glitten seine Augen über das Verdeck hinweg. Es kam ihm jetzt das Gefühl, als müsse er, gegenüber der ungeheuren Verantwortlichkeit, die in Zukunft auf ihm lastete, nothwendiger Weise auch die Kraft in sich finden, diese zu tragen. Er wagte es sogar, alle die Ueberlebenden des »Pilgrim« anzusehen, deren Augen jetzt an ihm hingen. Und da er aus ihren Blicken erkannte, daß er auf sie zählen könne, so sagte er ihnen auch mit wenigen Worten, daß sie auf ihn rechnen dürften.
    Dick Sand hatte sich selbst ganz aufrichtig geprüft.
    Fühlte er sich auch im Stande, mit Hilfe Tom’s und seiner Genossen die Segel je nach den Umständen richtig zu stellen und zu handhaben, so besaß er offenbar doch nicht alle nothwendigen Kenntnisse, um den jeweiligen Ort des Schiffes durch Rechnung zu bestimmen.
    Nach vier oder fünf weiteren Jahren hätte Dick Sand gewiß alles Nöthige gründlich gekannt. Er hätte sich des Sextanten zu bedienen gewußt, den Kapitän Hull täglich gebrauchte, um die Höhe der Gestirne zu messen. Er hätte am Chronometer die Zeit des Meridians von Greenwich abgelesen, und daraus mittels des Stundenwinkels die geographische Länge feststellen können. Der Mond, die Planeten hätten ihm gesagt: Da, auf diesem Punkte des Oceans befindet sich Dein Schiff! Das Firmament, auf dem die Gestirne sich bewegen wie die Zeiger einer vollkommenen Uhr, welche kein Stoß in Unordnung bringen kann und deren Sicherheit eine absolute ist, dieses Firmament würde ihm die Zeit und die Entfernung gelehrt haben! Durch astronomische Beobachtungen hätte er, wie das sein Kapitän täglich vornahm, den Ort, auf dem der »Pilgrim« segelte, bis auf eine (See-) Meile genau feststellen und damit ebenso den schon zurückgelegten wie auch den einzuschlagenden Weg bestimmen können.
    Jetzt freilich erfuhr er seinen Weg eigentlich nur durch Schätzung, d.h. aus der durch das Log gemessenen und am Compaß beobachteten Route, bei der noch die Abtrift durch die Strömung in Rechnung zu ziehen war.
    Und dennoch zögerte er nicht.
    Mrs. Weldon begriff, was in dem muthigen Herzen des jungen Leichtmatrosen vorging.
    »Ich danke, Dick, sagte sie mit fester Stimme. Kapitän Hull ist nicht mehr! Seine ganze Mannschaft ist mit ihm zu Grunde gegangen! Das Schicksal des Schiffes ruht jetzt in Deinen Händen! Dick, Du wirst das Fahrzeug retten nebst Allen, die es trägt.
    – Ja, Mistreß Weldon, antwortete Dick Sand, ja, mit Gottes Hilfe will ich es versuchen.
    – Tom und seine Begleiter sind wackere Leute, auf welche Du unbedingt bauen kannst.
    – Ich weiß es, ich denke noch Seeleute aus ihnen zu machen, so daß wir zusammen arbeiten können. Bei gutem Wetter dürfte das nicht allzu schwer sein. Bei schlechtem Wetter… nun bei schlechtem Wetter werden wir eben kämpfen und Sie dennoch retten, Mistreß Weldon, Sie und Ihren kleinen Jack, Alle! Ja, ich fühle, daß es gelingen wird…«
    Dann setzte er noch einmal hinzu:
    »Mit Gottes Hilfe!
    – Und nun, Dick, kannst Du wissen, in welcher Position der »Pilgrim« sich befindet? fragte die Dame.
    – Ganz leicht, antwortete der Leichtmatrose, ich brauche ja nur die Karte einzusehen, auf welcher Kapitän Hull noch bis gestern die Lage des Schiffes eingezeichnet hat.
    – Und wirst Du die Brigg in eine günstige Richtung bringen können?
    – Ja, ich denke sie genau nach Osten, fast direct auf den Punkt zu richten, den wir in Amerika anlaufen sollen.
    – Du siehst indeß wohl ein, Dick, fuhr Mrs. Weldon fort, daß dieser Unfall die früheren Absichten verändern konnte und sogar mußte. Nun handelt es sich nicht mehr darum, Valparaiso anzulaufen. Unser Bestimmungsort ist jetzt der nächstgelegene Hafen Amerikas.
    – Gewiß, Mistreß Weldon, bestätigte der Leichtmatrose. Seien Sie unbesorgt. Die amerikanische Küste, welche sich so tief nach Süden hinabzieht, können wir nicht verfehlen.
    – Wo

Weitere Kostenlose Bücher