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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durchwandert, bis der energische Cameron den Atlantischen Ocean erblickte und endlich in San Felipe de Benguela eintraf. Diese drei Jahre und vier Monate andauernde Reise hatte zwei seiner Gefährten, dem Doctor Dillon und Robert Massat, das Leben gekostet.
    Dem Engländer Cameron folgte der Amerikaner Henry Moreland Stanley auf dieser Entdeckungsreise fast auf dem Fuße. Bekanntlich zog dieser unerschrockene Correspondent des »New-York Herald« seiner Zeit aus, zunächst um Livingstone aufzusuchen, den er am 30. October 1871 in Ujiji am Ufer des Taganyïka-Sees, antraf. Was er aber vom Gesichtspunkte der Humanität aus so glücklich erreicht, das wollte Stanley im Interesse der geographischen Wissenschaften weiterführen. Sein Ziel war die möglichst eingehende Erforschung von Loualaba, welches er nur flüchtig gesehen hatte. Noch wanderte Cameron halb verloren in den Provinzen InnerAfrikas dahin, als Stanley im November 1874 Bagamoya an der Ostküste verließ, einundzwanzig Monate später, am 24. August 1876, von dem durch eine Pocken-Epidemie verheerten Ujiji aufbrach, in vierundsiebzig Tagen die Strecke von jenem See bis N’yangwé, dem großen, schon von Livingstone und Cameron besuchten Sklavenmarkte, zurücklegte und im Lande der Marungu und der Manyuema wider Willen den abscheulichsten, von den Officieren des Sultans von Zanzibar geleiteten Razzias beiwohnte.
    Von hier aus bereitete sich Stanley vor, den Lauf des Loualaba zu erforschen und diesem Strome bis zu seiner Mündung zu folgen. Hundertvierzig in N’yangwé angenommene Träger und nicht weniger als neunzehn Boote bildeten das Personal und Material seiner Expedition. Gleich zu Anfang der Reise hatte er mit den Anthropophagen von Ugusu zu kämpfen und mußte auch alle Boote durch Träger fortschaffen lassen, um die unfahrbaren Katarakte des genannten Stromes zu umgehen. Unter dem Aequator, an der Stelle, wo der Loualâba nach Nordnordosten abbiegt, griffen vierundfünfzig Boote mit mehreren hundert Eingebornen die kleine Flottille Stanley’s an, dem es jedoch gelang, jene in die Flucht zu schlagen. Der muthige Amerikaner constatirte dann, indem er bis zum zweiten Grade nördlicher Breite hinausdrang, daß der Loualaba identisch sei mit dem Oberlauf des Zaïre oder Congo, und daß er, seinem Laufe folgend, direct nach dem Meere hinab gelangen müsse. Das that er denn auch, freilich nur unter fast täglichen Gefechten mit den Uferbewohnern des Stromes. Bei der Passage der Katarakte von Massassa, am 3. Juni 1877, verlor er einen seiner Begleiter, Francis Pocock, er selbst aber wurde am 18. Juli mit seinem Boote die Fälle von M’belo hinuntergerissen und entging nur wie durch ein Wunder dem drohenden Tode.
    Am 6. August endlich langte Stanley in dem Flecken Ni Sanda, vier Tagereisen von der Küste, an. Zwei Tage darauf fand er in der Banza M’buko, die von zwei Kaufleuten in Eneboma entgegengesendeten Provisionen und gönnte sich endlich in genannter Küstenstadt einige Rast, nachdem er, durch Mühsal und Entbehrung mit fünfunddreißig Jahren schon gealtert, binnen zwei Jahren und neun Monaten das ganze Festland Afrikas durchzogen hatte. Die Feststellung des Laufes des Loualaba bis zum Ocean hinab war eine Frucht dieser beschwerlichen, gefahrenreichen Reise, und wenn der Nil als die große Pulsader des Nordens, der Zambesi als die des Ostens zu betrachten ist, so weiß man jetzt, daß Afrika ferner im Westen den dritten der größten Ströme der Welt besitzt, der mit einer Flußlänge von 2900 Meilen (= 4658 Kilometer) unter verschiedenen Namen, als Loualaba, Zaïra und Congo, die Gegend der großen Seen mit dem Atlantischen Meere verbindet.
    Zwischen den beiden Reise-Routen Stanley’s und Cameron’s nun lag jene im Jahre 1873, zur Zeit als der »Pilgrim« an Afrikas Küste scheiterte, noch so gut wie unbekannte Provinz Angola. Was man von ihr wußte, beschränkte sich darauf, daß sie der Schauplatz des westlichen Sklavenhandels war, den die bedeutenden Märkte in Bihe, Cassange und Kazonnde begünstigten.
    In diese Gegend nun war Dick Sand bis 100 Meilen von der Küste hineingeführt worden, mit einer von Anstrengungen und Schmerzen erschöpften Frau, einem sterbenskranken Kinde und seinen Gefährten, einigen Negern von Geburt, d.h. einer wie für die Habgier der Sklavenhändler geschaffenen Beute.
    Ja, das war hier Afrika, und nicht jenes Amerika, wo weder die Eingebornen, noch die wilden Thiere oder das Klima ernstlich zu fürchten sind. Das

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