Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
sondern …«
»Ein Junge?«, fragt Pauli. »Von solchen Fällen habe ich schon mal gelesen. Männer, die im Körper einer Frau geboren werden, oder umgekehrt. Die nennt man dann … äh … warte mal, das sind … äh … Trans… äh … gleich hab ich’s …«
Ich schüttle den Kopf.
»Nein, das meine ich nicht. Ich bin kein Junge.« Ich hole tief Luft, dann bringe ich es raus: »Ich bin ein Kater.«
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Diese Regel gilt auch für Kater!
»Du bist Winston? Kiras Katze?«
»Falsch. Winston. Professor Hagedorns Kater.«
»Na gut, dann eben Hagedorns Kater. Aber ansonsten bist du echt dieses schwarze Viech, das du … äh … also Kira überall mit hinschleppt? Eine echte, eine richtige Katze? So mit allem Drum und Dran?«
Tom ist fassungslos. Wer könnte es ihm verdenken? Aber zumindest sind er und Pauli inzwischen so weit zu überlegen, ob ich vielleicht tatsächlich die Wahrheit sage. Der Weg dahin war allerdings lang: Erst haben sich die beiden königlich über meinen tollen Witz amüsiert. Dann haben sie mich gedrängt zu erzählen, was mir wirklich unter den Nägeln brennt. Und schließlich wurden sie ziemlich sauer, weil ich mich nicht von der Katzengeschichte abbringen ließ. Am Ende mussten sie aber zugeben, dass sie sich schon das eine oder andere Mal über die Fähigkeiten von Kiras Katze gewundert hatten. Stichwort: U-Bahn-Fahrt!
»Ja, ich bin eine echte Katze. Mit allem Drum und Dran. Genauer gesagt: Britisch Kurzhaar. Sehr edel. Deswegen auch mein Name. Ich bin alter englischer Adel. Nur momentan eben nicht. Da bin ich Kira. Aber das habe ich euch schon erklärt.«
Pauli beäugt mich, als habe ich zwei Köpfe. Dann will sie es genauer wissen.
»Nimm’s mir nicht übel, Kira, oder Winston, oder wie auch immer wir dich jetzt nennen sollen, aber gibt es irgendeinen Beweis für diese unglaubliche Geschichte? Ich meine, ihr werdet vom Blitz getroffen, während ihr auf einer Kabeltrommel sitzt, und als ihr aus einer Ohnmacht erwacht, habt ihr die Körper getauscht und könnt eure Gedanken lesen – das ist starker Tobak, weißt du?! Also, dafür brauche ich einen richtig harten Beweis. Und ich rede hier nicht von ungewöhnlichen Kunststückchen, die deine Katze aufführt. Klar war es krass, dass sie Werner wirklich gefunden hat, aber wer weiß? Vielleicht ist sie einfach gut trainiert!«
Das ist ein berechtigter Einwand. Ich würde an ihrer Stelle genauso zweifeln. Wenn mir Odette im Hof anvertraut hätte, dass sie in Wirklichkeit Klaus-Dieter, der bärtige Zahnarzt aus dem dritten Stock, sei, hätte ich bestimmt auch einen Beweis verlangt. Nur: Was sage ich jetzt dazu? Ich könnte natürlich Kira noch mal in Gedanken bitten hierherzukommen. Aber reicht das? Oder fällt das auch unter Zufall und Kunststückchen? Ich seufze. Vielleicht war es doch keine gute Idee, meinen Freunden dieses Geheimnis anzuvertrauen.
»Kannst du etwas, das eigentlich ganz ausgeschlossen für Menschen ist? Also, könntest du jetzt deine Krallen ausfahren?«, schlägt Tom vor.
Ich halte meine Hände vors Gesicht und betrachte meine Fingernägel. Nein, ausfahren kann ich die nicht. Ich schüttle also den Kopf.
»Nee, leider nicht.«
»Oder vielleicht aus dem zweiten Stock springen? Katzen können das doch. Die rotieren mit dem Schwanz so lange, bis die Pfoten wieder nach unten zeigen, und dann landen sie ganz sicher und unbeschadet.«
»Äh, natürlich kann ich das als Katze. Aber als Mensch probiere ich das bestimmt nicht aus.«
Tom grinst.
»Ja, war nicht ernst gemeint. Selbst wenn deine Geschichte nicht stimmt und du einfach nur ein bisschen gaga bist, will ich nicht, dass du dir den Hals brichst. Meine Freundin bist du ja trotzdem. Ich nenne dich dann einfach Gaga-Kira.« Er lacht, Pauli lächelt zumindest. Okay, sie sind wenigstens nicht böse. Trotzdem: Ich will, dass sie mir glauben! Nur dann könnten sie Kira und mir vielleicht beim Rücktausch helfen – auch wenn wir vorhin beim Thema Magnet noch nicht weitergekommen sind. Was also könnte ich den beiden zeigen?
Während ich noch nachdenke, werde ich zum zweiten Mal vom Blitz getroffen: vom Geistesblitz! Ich springe so heftig von meinem Platz hoch, dass das Tablett mit meinem Teller bedenklich wackelt und fast vom Tisch fällt.
»Ich hab’s! Die Augen!«
Pauli und Tom schauen mich erstaunt an.
»Na, Kira und ich haben nicht nur den Körper, sondern auch die Augenfarbe getauscht. Seht doch mal genauer
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