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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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trösten.
    »Das konntest du ja nicht wissen«, sagte Anna. »Es ist nicht deine Schuld. Ich muss mich einfach mehr zusammenreißen.«
    »Vielleicht, wenn dieser verheiratete Typ mit einer richtigen alten Hexe zusammenleben würde, von der er keinen Sex bekommt«, versuchte Dawn alles wieder einzurenken, »und die sich nie den Po abwischt und lauter braune Zähne hat«.
    Anna lachte dankbar. Sie wusste, was Dawn versuchte, und sie schämte sich dafür, dass sie so überreagiert hatte. Dieser verdammte Tony, er war einfach an so vielem schuld. Er trieb sie in den Wahnsinn. »Na ja, gut, in dem Fall könnte es vielleicht ganz nett sein, den armen Mann aus seiner Not zu erretten.«
    Dawn blieb noch, als die anderen alle aufbrachen. Sie war mehr als erleichtert, als Al endlich doch den Blick hob, sie sah und lächelte. Sie erwiderte sein Lächeln und setzte sich an die Bar, um dort zu warten, bis die Band eine Pause einlegte. Nach seiner Abschiedsbemerkung am letzten Wochenende fragte sie sich, ob er überhaupt zu ihr herüberkommen würde. Aber diese Sorge war unbegründet.
    »Hallo«, sagte er in seinem gedehnten tiefen Tonfall. »Hast du deine Gitarre gefunden?«
    »Ja, Gott sei Dank.« Dawn legte sich rasch eine Lüge zurecht. »Ich war so dumm, ich hatte sie sicher verstaut, und dann hatte ich ganz vergessen, wo.«
    »Und wie war deine Woche?«
    »Gut«, sagte Dawn. Auf einmal hatte sie ein schlechtes Gewissen. Eben hatte sie noch Mitleid mit Anna wegen ihres treulosen Verlobten gehabt, und jetzt hatte sie selbst Schmetterlinge im Bauch wegen dieses großen Gitarristen vor ihr. »Und deine?«
    »Auch gut. Wir haben an allen möglichen Orten gespielt und sind viel herumgekommen«, antwortete er. »Aber am nächsten Sonntag werden wir nicht üben, sonst hätte ich gesagt, komm doch einfach wieder vorbei. Wir haben uns alle sehr über deine Gesellschaft gefreut.«
    »Ach, wie schade«, sagte Dawn. Sie hatte insgeheim gehofft, sie würden sie einladen, wieder mit ihnen zu spielen.
    »Die Jungs wollen lieber eine Sightseeingtour machen. Sie wollen ein bisschen was von Yorkshire sehen.«
    »Und du fährst nicht mit?«, fragte Dawn.
    »Nicht mit ihnen«, sagte er. »Ich habe mich gefragt, ob du mir vielleicht gern deine Lieblingsorte zeigen würdest, Dawny. Was hältst du davon, einen echten Cowboy durch deine Gegend zu kutschieren? Als Freunde natürlich.«
    In ihrer Magengegend brach der reinste Tumult aus. Nein, das kannst du nicht machen. Das ist zu intim. Ja, ja, na los, du verdammte Idiotin. Wie kannst du diese Einladung ausschlagen? Gefahr, Gefahr! Ihr fahrt doch nur als Freunde – seine eigenen Worte. Die Neins waren zahlenmäßig so stark unterlegen, dass sie praktisch im Tal des Todes waren.
    »Ja, das wäre sehr schön«, hörte sie sich schließlich sagen, obwohl eine Stimme in ihr noch immer leise protestierte, sie sollte seine Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf sich lenken. Sie sollte sich eine Hochzeitsreise aussuchen, sie sollte Einladungen verschicken. Aber stattdessen verabredete sie mit Al Holly, ihn am Sonntagmorgen um neun Uhr vor der Rising Sun abzuholen, um den ganzen Tag mit ihm zu verbringen.

Fünfzigstes Kapitel
    A ls Grace vom Pub nachhause kam, nahm sie Schwingungen wahr, die ihr verrieten, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. Ihre Sinne gingen in Alarmbereitschaft, denn es war alles genau wie beim letzten Mal, als Gordon sie gegen ihren Willen nach Blegthorpe verschleppt hatte. Sie kochte das Abendessen, und danach las Gordon den Chronicle , während sie den Abwasch machte. Nach außen hin schien es ein ganz gewöhnlicher Freitagabend zu sein, aber sie nahm dennoch eine seltsame Unterströmung wahr.
    Die Erkennungsmusik der Coronation Street endete, was im Allgemeinen Gordons Stichwort war, um aufzustehen und sich für sein Kriegsveteranentreffen umzuziehen, aber diesmal tat er es nicht. Er war ein solches Gewohnheitstier, dass Grace ihn schließlich fragte:
    »Gehst du heute Abend nicht aus?«
    »Nein, heute Abend nicht«, sagte er leise.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    »Nur weil ich nicht ausgehe, muss ich doch noch lange nicht krank sein!« Er stach auf die Fernbedienung ein und schaltete auf Sky News um. Grace ärgerte sich jedes Mal, wenn er einfach umschaltete, ohne so höflich zu sein, sie zuerst zu fragen. Ihr wurde bewusst, dass sie sich schon seit über zwanzig Jahren darüber ärgerte, ohne je dagegen aufbegehrt zu haben. Und dieser kleine Akt des Umschaltens setzte

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