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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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sein.
    »Ah ja, ich kenne Grace. Bis vor Kurzem war ich noch ihr Chef in der Backwaren-Abteilung. Warum setzen Sie sich nicht und erzählen mir, worum es geht, und dann können wir sehen, ob ich Ihnen und Ihrer Frau helfen kann?«
    »Ich will mich nicht setzen, ich will etwas klären«, sagte Gordon, wobei er mit einem spitzen Finger auf Malcolm zeigte. »Ich will, dass mir jemand erklärt, warum meine Frau bei den Frühpensionierungen immer wieder übergangen wird. Wenn Sie wirklich Ihr Chef waren, dann können Sie mir das doch sicher erklären, oder?«
    Malcolm zog Gordon fort von dem Empfangstresen, wo Gordons laute Stimme allmählich Aufmerksamkeit erregte.
    »Ich bin ein bisschen verwirrt«, sagte Malcolm aalglatt. Er genoss das Gefühl, vielleicht gleich jemanden in die Pfanne hauen zu können. »Reden wir von derselben Grace Beamish? Der Dame, die jetzt die stellvertretende Leiterin der Backwaren-Abteilung ist?«
    »Allerdings«, sagte Gordon steif.
    »Aber …« Malcolm wusste, dass er das nicht sagen durfte. Es war vertraulich. Andererseits konnte er sich jederzeit damit herausreden, er sei durch einen Trick dazu gebracht worden, die Information preiszugeben, wenn es hart auf hart kommen sollte. »… Mrs. Beamish wurde meines Wissens bereits zweimal eine Frühpensionierung angeboten, und sie hat beide Male abgelehnt.«
    Malcolm beobachtete, wie sich Gordons Kiefer anspannte. Er hätte bei der eleganten Grace keinen so alten, verbiesterten Mann an der Seite vermutet. Er hätte ihr einen besseren Geschmack in Sachen Ehemann zugetraut. Er hatte sich an ihrer Seite immer einen Ex-Armeeoffizier oder so vorgestellt, jemanden mit Geld, nicht Mr. Mottenkugel aus den Dreißigerjahren. Er sah eher wie ihr Vater aus als wie ihr Ehemann.
    »Sie hat abgelehnt?«, sagte Gordon so atemlos, als hätte ihm jemand die Luft abgedrückt. »Sie hat abgelehnt?«
    »Hmmm … ja. Aber vielleicht bereut sie es. Sie sah heute Morgen sehr erschöpft aus, als ich ihr begegnet bin. Ich hoffe, es geht ihr gut.«
    »Sie hat abgelehnt«, sagte Gordon noch einmal. Es schien ihm schwerzufallen, diese Worte zu verdauen.
    »Na ja … ich darf Ihnen wirklich nicht mehr sagen. Ich sollte eigentlich gar nicht über die Angelegenheiten einer Kollegin reden. Nicht einmal mit dem Ehepartner.«
    Aber es gab ohnehin nichts mehr zu sagen. Gordon hatte alles erfahren, was er wissen musste. Er wandte Malcolm still den Rücken zu, ohne noch ein Wort zu verlieren, und marschierte aus dem Gebäude.
    Malcolm sah mit einem Augenzwinkern zu Kathleen hinüber, die ihm dankbar eine Kusshand zuwarf. Sollte er jetzt etwas zu Grace sagen oder lieber abwarten, wie sich das Drama in den nächsten Tagen entfalten würde? Malcolm entschied sich für Letzteres. Das würde einer dieser hochnäsigen Zicken eine Lektion erteilen, die längst überfällig war.
    Malcolm entschuldigte sich für seine Verspätung bei der Besprechung und nahm Christie gegenüber am Tisch Platz. Ihr fiel auf, dass während der ganzen Besprechung ein Lächeln seine Lippen umspielte, so sehr er es auch zu unterdrücken versuchte. Sie hätte zu gern gewusst, was in seinem Gehirn vor sich ging. Er sah aus wie ein Kind, das in ein Wespennest gestochen hatte und nun auf die Reaktion wartete.

Neunundvierzigstes Kapitel
    D ie »Rhinestones« spielten im Hintergrund des Pubs und trugen so zu der entspannten Atmosphäre bei, die zwischen den Frauen an diesem Abend nach der Arbeit herrschte. Es war erst das vierte Mal, dass sie zusammen ausgingen, und doch kam es ihnen bereits wie ein fester Bestandteil des Wochenendes vor. Sie hatten das seltene Gefühl, dass alle am Tisch die Gesellschaft der anderen genossen und einander akzeptierten und mochten.
    Für Dawn war es seit dem letzten Sonntag das erste Mal, dass sie sich entspannte. Es war ihr schwergefallen, auf der Arbeit eine fröhliche Miene aufzusetzen, und sie hatte sich alle Mühe gegeben, einen ganzen Cocktail von hässlichen Emotionen herunterzuschlucken, der für sie war, als würde er sie vergiften.
    Calum hatte es nicht eilig gehabt, ihre Gitarre nachhause zu bringen. Als er sie ihr am Dienstagabend endlich wiedergab, hätte sie sie am liebsten umarmt und geküsst. Und das tat sie wirklich. Die Erleichterung trieb ihr die Tränen in die Augen. Die Euphorie war so überwältigend, dass sie Calum um ein Haar alles verziehen hätte. Was für ein seltsamer psychischer Zustand war das bloß? Es musste einen dieser Dokumentarfilme darüber geben:

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