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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Cheese-and-Onion-Chips zu bestellen, bevor der erste Song zu Ende war.
    »Und jetzt kommt ein ganz besonderer Song«, sagte Samuel gedehnt. »Er heißt I Took My Chance With You , und wir haben eine Gastsängerin, die ihn vortragen wird. Begrüßen Sie mit mir hier in der Rising Sun herzlich Miss – Dawny – Sole.«
    Geistesabwesend begann Dawn, mit allen anderen zu klatschen. Es dauerte drei Sekunden, bis ihr Gehirn sich einschaltete, und dann schnellte ihr Kopf zur Bühne, wo sie sah, wie die Bandmitglieder ihr zuwinkten.
    Nein, nein, nein, nein, nein!, dachte sie. Das konnte nicht wahr sein. Was zum Teufel …? Ihr Kopf legte sich einen Fluchtweg zurecht, aber sie war umgeben von Leuten, die jetzt zur Seite traten, um sie durchzulassen. Ihre Beine, ohne jede Verbindung mit ihrem panischen Gehirn, ließen sie im Stich und bewegten sich einfach vorwärts. Sie hauchte der Band zu: »Ich kann nicht, ich kann nicht«, aber sie ignorierten sie einfach und zogen sie auf die Bühne. Es war wie in einem Albtraum. Schlimmer hätte es nur sein können, wenn sie auch noch nackt gewesen wäre.
    Al hängte ihr seine Gitarre um den Hals und nahm sich eine andere von hinten.
    »Na los, Mädchen«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken, und er schürte die Flammen in ihrem Herzen.
    Das Intro begann. Dawn sah auf das Meer von Gesichtern, die diese Frau aus ihrer Gegend anstarrten, und ihr blieb keine andere Wahl, als den Mund aufzumachen und zu singen, um es rasch hinter sich zu bringen, und dann von der Bühne zu verschwinden und sich in eine Ecke zu verkriechen und zu sterben. Weiter hinten konnte sie Christie, Raychel, Anna und Grace sehen, die aufgestanden waren, um ihr zuzusehen.
    Dawn machte den Mund auf und hörte die ersten unsicheren Takte über ihre Lippen kommen. Dann wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie hier in einer Band sang, einer echten Band , und dass sie, wenn sie sich jetzt nicht zusammenriss und so loslegte, wie sie konnte, vor all den Leuten wie eine Idiotin dastehen würde. Sie stellte sich vor, ihrer Mum und ihrem Dad zuzusehen, wie sie diesen Song vortrugen, und dann stellte sie sich vor, wie ihre Mum und ihr Dad ihr jetzt, in diesem Augenblick, zusahen, und auf einmal fand ihre Stimme die Kraft, die sie brauchte. Sie sah Leute im Publikum lächeln, verträumt nickend. Ihre Stimme schwebte über sie hinweg zu den Wänden, und dann sah sie Anna, die aufmunternd einen Daumen hob. Und sie spürte, dass ihre Finger jetzt in völliger Harmonie mit dem Rest der Band in die Saiten griffen, und es fühlte sich alles so richtig an. Und als Al den letzten Riff spielte und Jubel und Beifall aufbrandeten, wandte sich Dawn zu ihm um und musste unwillkürlich grinsen. Sie wollte ihm am liebsten die Arme um den Hals werfen, aber sie kämpfte gegen diese aufwallende Euphorie in ihr an, indem sie ihm sagte, sie könne ihn umbringen. Und er zwinkerte ihr zu und sagte: »Du verschwendest dich, Süße. Warte auf mich.« Und im ersten Augenblick wusste sie nicht, ob er mit »warte auf mich« meinte, wenn ihre Freundinnen gegangen waren – oder für immer.
    »Hast du an dieser Stimme gearbeitet, oder was? Du bist ja wirklich ein unentdecktes Talent«, sagte Anna mit aufrichtiger Bewunderung, als Dawn an ihren Tisch zurückkam. »Wir haben noch eine Flasche hingestellt bekommen. Aufs Haus – doppelt gute Arbeit, Dawn! Und du hast uns erzählt, du seist nicht so gut!«
    »Das war wundervoll!«, sagte Grace. »Du hast ausgesehen, als ob du auf dieser Bühne zuhause wärst. Wie konntest du dein Talent nur so unter den Scheffel stellen?«
    »Ach was«, sagte Dawn, während sie gleichzeitig errötete und strahlte.
    »Du bist wirklich begabt.« Christie tätschelte ihren Arm. »Ein echtes Naturtalent. Das war fabelhaft, Dawn. Deine Stimme passt perfekt zu dieser Art Musik.«
    »Im Ernst, du sahst aus, als ob du dafür geboren worden wärst«, sagte jetzt auch Raychel. »Man konnte sehen, wie viel Freude es dir macht.«
    »Das soll wohl ein Witz sein! Ich habe mir fast in die Hosen gemacht!«, sagte Dawn.
    »Oh, bitte, nein, verdirb dir nicht dein neu gewonnenes Image!«, lachte Anna.
    Dawn entschied, nur noch auf einen Drink mit Al Holly zu bleiben. Sie lief ernsthaft Gefahr, sich mit ihm einzulassen, und wenn er versuchen sollte, den Faden dort wiederaufzunehmen, wo sie am letzten Sonntag aufgehört hatten, dann würde sie nicht wissen, ob sie ihm noch länger widerstehen könnte. Diesmal würde es

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