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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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keinen kleinen Jungen mit einem Strandball geben, um den Kuss zu verhindern, zu dem es fast gekommen wäre.
    Aber Al überraschte sie. Er redete über belanglose Dinge wie den Stau auf der Autobahn und die Fernfahrercafés. Er lud sie nicht ein, am Sonntag mit ihnen zu üben, und Dawn fragte nicht danach. Sie verabschiedeten sich an diesem Abend als Freunde, deren Wege sich bald trennen würden und die nur zwei Colas zusammen getrunken hatten. Und so sollte es auch sein, sagte sich Dawn, es war richtig, dass es so war. Aber als Al wieder auf die Bühne ging und sie hinaus zu ihrem Wagen, lastete die Enttäuschung schwer auf ihren Schritten, und ihr Herz sagte ihr überhaupt nicht, dass es so richtig war.
    Anna lächelte auf dem ganzen Weg nachhause. Was für ein wundervoller Abend war das wieder gewesen; umso mehr, da Grace auch mitgekommen war. Und Anna hatte schon gedacht, ihre Beziehung sei beschissen! Wenigstens hatte Tony keinen Hang zu Gewalt. Aber vielleicht hatte er auch einfach kein Rückgrat. Er war wie ein Wackelpudding auf zwei Beinen. Sie stellte sich einen wackelpuddingförmigen Tony vor, der die Straße hinunterschwabbelte, und kicherte. Sie gab sich zärtlichen Erinnerungen hin, wie er ihr einmal, als sie miteinander geschlafen hatten, versehentlich den Kopf angestoßen hatte, und wie besorgt er gewesen war, er könnte ihr wehgetan haben. Sie sonnte sich für einen Moment in seiner Unfähigkeit, absichtlich jemandem ein Leid anzutun – zumindest körperlich. Aber dann wurde ihr Herz auf einmal von einem stechenden Schmerz durchzuckt, und ein tiefer Seufzer entwich aus derselben Stelle.
    Am Bahnhof angekommen, überquerte sie die Straße. Ihr einsames kleines Haus war in Sichtweite. Aber heute Abend gab es einen Film im Fernsehen, der ihr gefallen würde, und scheiß drauf, dann würde sie sich ein Tandoori-Butterhuhn ins Haus kommen lassen und sich dazu ein, zwei Gläser von dem Riesling genehmigen, der schon im Kühlschrank kalt stand. Sie nahm ihren Schlüssel aus der Handtasche und stolperte fast über Tonys nächstes Überraschungsgeschenk – eine einzelne silberne Rose auf ihrer Türschwelle.

Achtundfünfzigstes Kapitel
    S arah rief Grace am Samstagnachmittag an, um sie zu fragen, wie es ihr ging, aber ihr Tonfall war schon bei ihren ersten Worten nur lauwarm. Sie redete Grace immer mit »Mutter« an. Das schuf eine Distanz zwischen ihnen, die Grace all die Jahre erfolglos zu überbrücken versucht hatte, und ausgerechnet jetzt erschien ihr dieses Wort besonders kalt. Von all ihren Kindern hatte Sarah immer am meisten bekommen – mehr Aufmerksamkeit, mehr Spielzeug, mehr Freiraum als die anderen. Und doch war sie die kälteste von ihnen allen, mit dem Talent ihres Vaters, alle Emotionen fest unter Verschluss zu halten.
    Paul und Laura hatten ihrer Schwester fast alles erzählt, was sie wussten. Sie hatten sich nicht über ihre kühle Reaktion gewundert, ihr Dad sei »offensichtlich krank, und Mum müsse ihn gegen sich aufgebracht haben«. Gordons Gene hatten sich in ihr eindeutig durchgesetzt.
    »Ich habe im Krankenhaus angerufen, aber da wusste niemand, wann Dad nachhause kommt«, sagte Sarah. »Hast du ihn denn schon besucht?«
    »Nein, Sarah, das habe ich nicht«, sagte Grace. »Und ich habe es auch nicht vor. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt besuchen darf.«
    »Hast du denn nicht angerufen?«
    »Nein.«
    Sarah lachte ungläubig auf. »Du kannst ihn doch nicht einfach dort drinnen lassen!«, sagte sie. »Er ist krank – er braucht Hilfe.«
    Krank , ja, das war eine treffende Bezeichnung, dachte Grace, aber sie wollte keinen Streit mit ihrer Tochter vom Zaun brechen.
    »Ich kann mich da nicht einmischen, Sarah. Das ist Sache der Polizei«, sagte Grace in einem gleichmütigen Ton, der über die Verletzung hinwegtäuschte, die Sarahs Worte ihr zufügten.
    »Was in aller Welt war denn überhaupt los? Was hast du denn gesagt, um ihn so auf die Palme zu bringen?«, tobte Sarah auf einmal.
    »Ich verstehe auch nicht, warum er das getan hat«, sagte Grace. Sie hatte versucht, die ganze Geschichte nicht allzu detailliert zu analysieren. Sie wollte sich nicht in Gedanken wieder in diese grauenhafte Lage versetzen.
    »Laura sagt, er wollte dich nicht aus dem Haus lassen!«, sagte Sarah leicht verächtlich, als hätte Gordon nichts weiter getan, als ihr zu sagen, sie könne jetzt nicht einkaufen gehen, und deswegen einen erniedrigenden Polizeieinsatz über sich ergehen lassen müssen.
    »Es

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