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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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doch, dann konnte er sich aber auf etwas gefasst machen. In einer Auseinandersetzung war sie in ihrem Element. Da blühte sie auf. Anstatt die Mauern ihres Selbstbewusstseins einzureißen, trieb es ihren Adrenalinspiegel in die Höhe.
    Malcolm beugte sich noch etwas weiter über den Wandschirm vor. Christie nahm den Hauch eines sehr großzügig aufgetragenen, ranzigen Aftershaves wahr.
    »Wir sollten mal zusammen zu Mittag essen. Ich hatte ein paar gute Ideen für die Abteilung, die ich leider nie umsetzen konnte. Es wäre doch ein Jammer, sie einfach im Sande verlaufen zu lassen.«
    »Ja, allerdings. Das wäre sehr schön. Alle hier sind so freundlich und hilfsbereit«, sagte Christie, während sie sich erhob.
    »Gut, gut. Wir werden bald etwas vereinbaren«, sagte Malcolm augenzwinkernd, bevor er sich wieder auf den Weg in die Käse-Abteilung machte, beruhigt von seinem, wie er glaubte, sehr erfolgreichen ersten Zusammentreffen mit jemandem, der bei den White Rose Stores bald eine Schlüsselrolle spielen könnte.
    Christie dachte einen Moment nach. Malcolm war durchaus freundlich, fand sie. Ein bisschen forsch. Vielleicht wollte er mit diesem draufgängerischen Auftreten ja auch nur schwache Nerven überspielen. Aber dann wurden ihre Überlegungen von einem Blick auf die Uhr durchkreuzt. Es war schon wieder fünf Uhr, und doch tat keine der Frauen auch nur einen Schritt in Richtung Garderobenständer.
    »Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist, Mädels?«, fragte Christie.
    Sie nickten alle.
    »Und?« Christie hockte sich auf Annas Schreibtischkante.
    »Na ja, wir machen normalerweise nie vor halb sechs Schluss«, sagte Raychel.
    »Warum das denn? Seid ihr masochistisch veranlagt?«
    »Nein, aber …« Dawn biss sich rasch auf die Zunge.
    »Spucken Sie’s schon aus«, forderte Christie sie auf.
    »Na ja, Malcolm hat immer ausdrücklich klargestellt, dass wir Überstunden machen sollen.«
    »So ein Schwachsinn!«, sagte Christie. »Ich weiß sicher, dass James sein Büro vor sechs verlässt, sooft er kann, und ihm gehört der Scheißladen schließlich. Jedenfalls, jetzt leite ich diese Abteilung, und jetzt ist Schluss mit diesem Unsinn. Wenn die Leute ihre Arbeit in fünfunddreißig Wochenstunden nicht erledigen können, dann müssen wir eben sehen, ob wir mehr Leute einstellen oder Arbeitsablaufstudien durchführen sollten.«
    »Wir sind mit allem auf dem aktuellen Stand«, erklärte Grace.
    »Na bitte. Dann geht jetzt – und zwar alle. Und wir sehen uns am Montagmorgen um neun, und keine Minute früher. Es ist Freitagabend, mein Gott. Habt ihr denn keine Männer und kein Privatleben, das auf euch wartet?«
    Sie erhoben sich alle nervös und begannen langsam, ihre Mäntel zu holen, außer Stande, das Gefühl abzuschütteln, dass sie sich unerlaubt davonschlichen und jeden Moment irgendwelche hohen Tiere zur Tür hereinstürmen und sie wieder auf ihre Plätze verweisen würden.
    Christie winkte ihnen zum Abschied lächelnd zu. So ein netter Haufen Frauen. Sie hoffte, sie würden alle ein wundervolles Wochenende verbringen. Das Leben war zu kurz, um den Kopf hängen zu lassen – wie sie selbst nur allzu gut wusste.
    Malcolm sah zu, wie sein ehemaliges Team abmarschierte. Er hatte seinen Schreibtisch nie vor sechs verlassen und sah daher keinen Grund, wieso es irgendjemand sonst tun sollte. Andererseits war sein Engagement nun wirklich nicht belohnt worden. Und ehrlich gesagt, ging es ihm gar nicht so sehr ums Engagement, sondern eher darum, sich nicht zuhause das Genörgel seiner Frau anhören zu müssen. Diese Christie hatte beim großen Boss eindeutig viel zu melden. Und er würde nicht ruhen, bis er herausgefunden hatte, was genau es war.

Achtes Kapitel
    V or genau einem Jahr hatte Vladimir Darcescu, oder Vladimir Darq, als der er in der Welt der Mode besser bekannt war, ganz London verblüfft, indem er ein Haus in Barnsley zu seinem Stützpunkt in England erklärte. Jahrelang hatte sein Geschäftsmanager immer wieder im großen Stil Bauland im Süden Englands als Investition gekauft, dazu ein sehr großes, teures Grundstück oben im Norden, in einem Dorf namens Higher Hoppleton am Rande von Barnsley, das, wie er aus dem Internet erfahren hatte, eine ehemalige Bergarbeiterstadt mitten im tiefsten Yorkshire war.
    Vor zwei Jahren hatte Vladimir beschlossen, einmal selbst dorthin zu fahren, um zu sehen, wie weit der Wahnsinn seines Geschäftsmanagers inzwischen fortgeschritten war. Aber stattdessen war er angenehm

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