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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Schuhen.
    »Du liebe Güte, wo ist Mr. Benn?«, sagte Anna.
    Christie lachte. »Ich hatte schon immer eine Schwäche für Kleider. Einen Großteil davon habe ich von einer Tante geerbt, die einen Laden hatte. Und der Rest hat sich im Laufe der Jahre eben so angesammelt.«
    »Großer Gott«, sagte Grace, während sie ein silbern schimmerndes Abendkleid hinter einer Glasscheibe betrachtete. »Trägst du davon überhaupt welche?«
    »Früher schon«, sagte Christie. »Als Peter noch lebte. Wir sind oft auf Partys gegangen und haben viele Kreuzfahrten rund um die Welt unternommen. Damit will ich wieder anfangen, wenn ich so weit bin.« Wenn ich so weit bin?, fragte sich Grace. Was für eine riesige Lücke musste Peter Somers in ihr Leben gerissen haben, wenn sie so lange brauchte, um sich wieder zu fangen.
    »Großer Gott, ich fasse es nicht!« Anna steuerte auf ein Paar lange, schmale blaue Schuhe auf einem Regal zu, in dem noch mindestens zwölf andere Paare in Dunkelblau standen. »Das kann doch nicht dieselbe Farbe sein, das wäre einfach zu unheimlich.« Sie zückte ein kleines Stück Stoff, das Vladimir dem Kleid beigefügt hatte, vermutlich als Muster, damit sie sich passende Accessoires dazu aussuchen konnte, und hielt es an den Schuh.
    »Es passt genau. Ich fasse es nicht!«
    »Nicht ganz«, sagte Christie. »Aber man müsste es schon mit einer Tausend-Watt-Birne anstrahlen, um den feinen Unterschied zu sehen.«
    »Das war zu leicht, um wahr zu sein. Kneif mich mal, Raychel«, sagte Anna noch immer kopfschüttelnd. Sie lachte fast schon hysterisch auf. »Du bist einfach Wahnsinn, Christie Somers. Der reinste Wahnsinn.«
    »Passen sie denn?«, fragte Christie.
    »Wen juckt das denn?«, fragte Anna. »Entweder schneide ich mir die Zehen ab, oder ich stopfe ein bisschen Klopapier hinein. Sie werden passen.«
    »Probier mal einen an«, sagte Raychel, die noch mehr den Atem anhielt als Anna.
    Anna schlüpfte aus ihrem Schuh und in den blauen Stiletto. Er passte wie angegossen.
    »Nein, das kann nicht wahr sein«, stöhnte Anna auf. »Kann ich mir die ausleihen, Christie?«
    »Sag Nein, Christie. Das könnte witzig werden«, kicherte Dawn.
    »Natürlich kannst du sie dir ausleihen, Dummerchen. Da muss auch noch irgendwo eine passende Handtasche sein. Ich habe mir nie Schuhe gekauft, ohne mir auch gleich die passende Handtasche zu schnappen. Ah, da ist sie ja.«
    »Hier ist noch eine!« Raychel fand eine zweite in genau demselben Farbton tief unten auf einem der unzähligen Regale mit Handtaschen und Halstüchern. Sie war, genau wie die Schuhe, dunkelblau, mit glitzernden blauen Steinen auf der schweren Schnalle. Sie war leicht verstaubt, und sie rieb sie rasch an ihrem Knie ab.
    Anna streckte begehrlich die Hände danach aus. Sie hielt sie ehrfürchtig hoch, dann ließ sie die Schnalle aufschnapppen. »Christie, bist du sicher? Sie ist noch unbenutzt. Sieh mal, da ist sogar noch das Preisschild dran. Ach nein, Augenblick, das ist kein Preisschild … da steht …« Auf einmal brach sie ab.
    Christie streckte langsam die Hand nach der Tasche aus und las das handgeschriebene Schild.
    Für dich, mein geliebtes Mädchen.
    » Christie, alles okay mit dir?«, fragte Grace, als sie sah, wie sich Christies Miene mit einem Mal veränderte.
    »Ja, ich …« Christie taumelte nach hinten gegen die Wand, und Grace stürzte auf sie zu.
    »Großer Gott, Liebes, was ist denn?«
    »Nichts, es geht mir gut.«
    »Es geht dir nicht gut!« Anna trat rasch an ihre andere Seite, um sie zu stützen. »Dawn, bring den Stuhl her!«
    Dawn schob den Stuhl hinter Christie, auf dem sie einen Sekundenbruchteil später zusammensackte. Sie rang um Fassung, während sie völlig ausdruckslos zu den vier Frauen hochsah, die sie besorgt und verwirrt ansahen, und dann brach sie in Tränen aus.
    Sie schlossen den Kreis um sie wie Blütenblätter, die ihren kostbaren Mittelpunkt beschützen. Dann rannte Anna in Christies Badezimmer und schnappte sich genügend Toilettenpapier, um einen ganzen Wurf Labradorwelpen mit einem Taschentuch-Fetisch zu versorgen; Raychel lief los, um ein Glas Wasser zu holen, und Dawn suchte nach einem Flanelllappen, um ihn mit warmem Wasser zu tränken – ohne zu wissen, warum. Grace blieb bei Christie, die Arme um die Frau gelegt, die sie erst vor so kurzer Zeit in ihren schweren Stunden auf dieselbe Weise getröstet hatte. Christie schluchzte an ihrer Schulter. Und dann, wie ein Sommergewitter einen blauen Himmel verdunkelt

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