Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Strat spielt und Mum ihr Klavier hat und ich eines Tages dort oben wieder bei ihnen sein werde.« Dawn zwang die Tränen zurück in ihre Augen. »Dass du diese Tasche gefunden hast, ist vielleicht das Zeichen, auf das du gewartet hast, Christie.«
»Ihr seid alle so lieb«, sagte Christie. »Danke, dass ihr so nett zu mir seid. Das, was mich mit den McAskills verbindet, ist etwas sehr Kostbares, das durch nichts zu erschüttern ist. Und deswegen können Leute wie Malcolm Spatchcock uns auch gar nichts anhaben. Was er getan hat, um unsere Beziehung in den Schmutz zu ziehen, war unverzeihlich.«
»Dieser orangegesichtige Dreckskerl«, knurrte Anna.
»Diana hat es natürlich nicht eine Sekunde geglaubt. Sie ist zu mir gekommen, um mich zu warnen, dass es Tratsch gibt. Sie dachte, wenn man uns beide so vertraulich miteinander sieht, dann könnte das Gerücht damit im Keim erstickt werden. Aber es gibt natürlich keinen echten Beweis dafür, dass Malcolm diesen Brief geschrieben hat, und James kann ihn ja nicht vom bloßen Hörensagen feuern. Dafür ist er viel zu fair.«
»Er wird schon noch die Quittung dafür kriegen«, sagte Dawn.
»So läuft das Leben nicht immer, leider«, sagte Grace. »Schön wär’s.«
Christie kochte eine große Kanne Kaffee, und dann setzten sich die fünf Frauen in ihr Wohnzimmer und zählten die Sekunden bis zum Beginn der Sendung. Anna umklammerte die Tüte mit der Handtasche und den Schuhen, als könnte sie ihr Halt geben.
»Nervös?«, fragte Dawn.
»Ich könnte eine große Menge Beruhigungsmittel gebrauchen«, entgegnete Anna in dem Augenblick, als ein Werbespot eingeblendet wurde, in dem es hieß: » Janes Damen wird Ihnen präsentiert von Treffé-Pralinen.«
Dawn packte Annas rechte Hand, und Grace ihre linke, als sie aufschrie: »O mein GOTT !«
» Hi, ich bin Jane Cleve-Jones mit Janes Damen , und heute Abend werde ich ins sonnige Barnsley in Süd-Yorkshire fahren, um eine vierzigjährige Angestellte einer Backwaren-Abteilung zu treffen, Anna Brightside, die glaubt, dass ihr Spiegelbild ihr Feind ist. Wir haben fünf Wochen Zeit, um ihr inneres Mojo ausfindig zu machen und auf einem Foto festzuhalten, um ihr zu beweisen, dass es existiert! «
Ein Bild einer lächelnden Anna in einem biederen, bequemen Jerseypullover mit Rundausschnitt erschien auf dem Bildschirm. Der sofort im Mülleimer landen würde, wenn sie nachhause kam.
» Anna ist nicht nur vierzig – sie fühlt sich auch fett, verstaubt und vergessen. Wird der internationale Damenwäsche-Designer Vladimir Darq dafür sorgen können, dass sich unsere Anna stattdessen flott, fabelhaft und fantastisch fühlt? «
»Ich kann gar nicht hinsehen!«, schrie Anna.
»Doch, das kannst du, mach die Augen auf, du Feigling!«, verlangte Grace.
»O mein Gott, ich wusste gar nicht, dass ich da schon gefilmt wurde!« Anna hätte sich am liebsten die Hände vor die Augen gehalten, aber die anderen Frauen hatten sie auf beiden Seiten zu fest im Griff. Da saß sie in einem Morgenmantel und redete mit Jane, während Maria ihr ganzes Make-up entfernte. Und sie hatte gedacht, die Kamera sei ausgeschaltet!
» Als mein Partner mich verlassen hat, bin ich völlig zusammengebrochen. Ich fühle mich so alt und aufgedunsen, und ich kann mich einfach nicht aufraffen, irgendetwas an mir zu ändern. Entschuldigung. « Und dann brach Anna auf dem Bildschirm in Tränen aus. Sie spürte, wie ihre Kolleginnen ihr mitfühlend die Hände drückten.
Dann kam eine Kurzbiografie von Vladimir mit einer sehr stimmungsvollen Aufnahme von ihm in seinem Haus, umgeben von seiner Damenwäsche-Kollektion.
» Anna ist ein klassischer Fall einer Dame in Not, und ich bin hier, um sie zu erretten, und alle anderen Frauen, die so sind wie sie. Wann werden Frauen endlich lernen, dass sie mit vierzig so selbstbewusst und schön sein sollen wie noch nie? Sie verstecken sich in hässlichen Kleidern und der größten Modesünde von allen: Minimizer- BH s! Aber mit der richtigen Unterwäsche kann eine Frau umwerfend aussehen! «
Dann erschien ein Bild von Anna in dem roten Samtkleid auf dem Bildschirm.
»Wow!«, ertönte ein Chor zu beiden Seiten von ihr.
» Aber sehen wir uns erst einmal an, was Anna eigentlich so schlimm an sich findet. «
»Aargh!«, kreischte Anna auf, als sie sah, wie sie sich bis auf die Unterwäsche entkleidete und vor dem Spiegel stand und eine Liste durchging: dass ihre Brüste zu groß waren, ihr Bauch nicht flach genug, ihre Hüften
Weitere Kostenlose Bücher