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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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du es noch kannst«, sagte Oona mit boshaft funkelnden Augen. »Er wird dich aussaugen und dann wegwerfen wie eine benutzte Windel. Du wirst in null Komma nichts wieder bei deinem Putzjob landen.«
    Und mit diesen Worten wandte sich Oona gekonnt auf ihren Killerabsätzen um, setzte ihr charmantes Barrakuda-Lächeln auf und stolzierte davon, um irgendjemandem auf der anderen Seite des Raums ein »Darling« entgegenzuschmettern.
    Anna machte ihren sperrangelweit offenen Mund zu und begann zu kichern. Wow, offenbar sorgte ihr Anblick wirklich dafür, dass ein paar Leute die Nasen ein bisschen höher trugen. Das musste man sich mal vorstellen – Oona Quince stichelte gegen sie! War das nicht einmalig? Anna nahm noch einen kleinen Schluck von ihrem Champagner. Sie durfte ihn nicht zu schnell trinken. Sie nahm an, dass es auf dieser Party bald jede Menge Betrunkene geben würde, und sie war es Vladimir schuldig, nüchtern und würdevoll zu bleiben. Außerdem konnte sie so das Geschehen viel besser beobachten. Das hier war auf jeden Fall der Ort, um zu sehen und gesehen zu werden.
    Aus dem Raum neben dem großen, offenen Empfangssaal dröhnte Discomusik. Eine Liveband spielte mit ungefähr elf Millionen Dezibel. Leonid war ins Gespräch mit dem Silberjackett-Mann vertieft, und Vladimir plauderte fröhlich mit irgendwelchen Leuten. Sie bemerkte, wie er zu ihr hinübersah und winkte. Er machte eine winzige Geste, und sie verstand, was sie bedeutete: Alles okay mit Ihnen? Sie nickte entschieden zurück, schnappte sich ein Kanapee, um ihre Hände zu beschäftigen, aß und sah sich um. Sie entdeckte ein paar Promis – ein paar kannte sie dem Namen nach, andere nicht. Sie sah jede Menge großer, umwerfender Frauen, die aussahen, als seien sie soeben von den Titelseiten irgendwelcher Hochglanzmagazine gestiegen, und Männer mit gestrafften Botox-Gesichtern und Haaren, die für ihren Teint zu dunkel gefärbt waren. Dann sah sie noch ein paar Leute, die so orange im Gesicht waren, dass Malcolm neben ihnen wie ein Albino ausgesehen hätte. Und sie sah viele unverschämt gut aussehende Typen mit klassischer Adlernase und Kirk-Douglas-Kinn. Aber bei keinem von ihnen bekam Anna so weiche Knie wie bei Vladimir Darq, wenn sie ihn in der Menge entdeckte. Es fiel ihr so schwer, nicht nach ihm Ausschau zu halten, dass sie sich fragte, ob er sie vielleicht in seinen Bann geschlagen hatte.
    Oona hatte sich noch eine Champagnerflöte geschnappt und hing jetzt in Vladimirs Nähe herum, bemüht, nicht zu schwanken. Offenbar versuchte sie, seine ganze Aufmerksamkeit für sich zu bekommen, was er gekonnt verhinderte. Sie zog einen beleidigten Schmollmund, sodass ihre Unterlippe ungefähr zehn Zentimeter unter ihrem Dekolletee hing, da er ganz offensichtlich nicht zu der »Ist Oona nicht umwerfend?«-Truppe gehörte. Das erklärte so einiges, dachte Anna mit einem ironischen Lächeln.
    Als Dawn in ihrem »Letzte Chance mich zu vögeln, ich bin die Braut«-T-Shirt, das sie auf Drängen der anderen über ihrem neuen Kleid tragen musste, in Blegthorpe aus dem Minibus stieg, war sie die einzige der dreizehn Frauen, die noch nüchtern war. Demi, Denise und ihre ganzen Freundinnen waren alle in unterschiedlichen Stadien zwischen halb beschwipst und sternhagelvoll. Morgen Mittag um ein Uhr würde die Generalprobe für die Hochzeit stattfinden. Ihr graute davor, in welchem Zustand ihre künftigen Schwägerinnen dann sein würden.
    Demis beste Freundin, Sherideen, war bis jetzt am weitesten hinüber und hatte sich bereits auf ihr »Kleines Huhn sucht großen Hahn«-T-Shirt übergeben. Zum Glück gab es im Bus noch ein paar Ersatz-T-Shirts, die Demi mitgebracht hatte, für den Fall, dass sich irgendjemand auf seines übergeben sollte – wie gut, dass sie ihre Leute kannte. Sherideen erklärte Dawn lallend, sie habe auf nüchternen Magen getrunken, und stolperte gleich vom Bus zur nächstbesten Frittenbude, um eine Grundlage in den Magen zu bekommen, bevor sie weiter in die Bars von Blegthorpe zogen. Dawn warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Vor die Wahl zwischen diesem Abend und einer Wurzelkanalbehandlung ohne Betäubung durch einen blinden Zahnarzt gestellt, hätte sie sich ohne Zögern für Letzteres entschieden.
    Sie waren nicht die Einzigen, die hier ihren Junggesellinnenabschied feierten. Die Stadt wimmelte von Frauengruppen, die »Vorsicht, Fahranfänger«-Schilder oder Schleier trugen, die offenbar aus Netzvorhängen gemacht waren. Dawn versuchte,

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