Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
Vom Netzwerk:
ihr geblieben, nachdem er es gefressen hatte, hatte es sich bei ihr gemütlich gemacht und seinen großen Kopf auf seine zotteligen Pfoten gelegt.
    Annas Porträt schien Aufmerksamkeit zu erregen, aber sie selbst war offenbar völlig überflüssig. Sie war nur ein Anhängsel von Vladimir, und der Mann war selbst anwesend, warum sollte also irgendjemand etwas von ihr – dem Kleiderständer – wollen?
    »Sie sind doch das Mädchen auf dem Poster, oder?«, dröhnte auf einmal eine heisere Stimme in ihr Ohr. Als sie sich umwandte, sah sie einen Moderator der Frühstückssendung Morning Coffee . Einen, den sie als Ersatz nahmen, wenn Drusilla Durham und ihr Mann Gerald Mandelton irgendwo auf Achse waren. Wie zum Teufel hieß er gleich wieder?
    »Tony Barrett«, sagte er wie aufs Stichwort und hielt ihr eine große, fleischige Hand hin. Natürlich: Tony . Wie hatte sie das vergessen können? »Ich musste herüberkommen. Ich finde, Sie sehen einfach fantastisch aus.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte Anna, erleichtert, mit jemandem reden zu können, wenn auch nur für ein paar Minuten.
    »Und in Fleisch und Blut sind Sie sogar noch besser!«
    Er zog ständig die Nase hoch. Und seine Augen sahen glasig aus, fiel ihr bei genauerer Betrachtung auf.
    »Ich glaube, Vlad hätte keine bessere Frau finden können«, sagte Tony, während er sich ein bisschen zu nah zu Anna vorbeugte und dabei in ihr Top schielte. Offenbar hatte er dieselbe Anmachtechnik wie der andere Tony. Vermutlich würde er gleich zur Sache kommen und sie im nächsten Atemzug fragen, ob sie nicht mit ihm vögeln wollte.
    »Na ja, das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Anna, während sie ein Stück zurückwich, um ein bisschen Privatsphäre zu haben.
    »Ich hätte Sie gern in meiner Sendung. Was halten Sie davon?«
    »Klingt gut!«, lächelte Anna, während er nach vorn und gegen sie taumelte, sodass er ihr den Rest ihres Getränks über ihr Kleid schüttete. Zum Glück war nicht mehr viel in ihrem Glas, und es war Champagner, der keine Flecken hinterließ, aber es gab Tony die Ausrede, die er brauchte, um mit seiner Hand entschuldigend über ihren Körper zu streichen. Er begrapschte sie ganz plump. Anna wich höflich einen Schritt von seiner Hand zurück.
    »Schon gut«, sagte sie. »Das macht doch nichts.«
    »Tanzen Sie mit mir«, sagte Tony und packte sie beim Arm.
    »Später vielleicht«, sagte Anna, jetzt etwas verkniffener lächelnd.
    »Nein, kommen Sie schon, wir können über die Sendung reden. Ich habe viel Einfluss, wissen Sie. Ich kann Sie da sehr gut einschieben.« Sie mochte nicht, wie er »einschieben« sagte – mit diesem sexuellen Unterton.
    »Anna, kommen Sie, ich brauche Sie«, sagte eine willkommene Stimme an ihrer Seite. Leonid. »Tony, verschwinden Sie. Sie hat keine Zeit zum Tanzen, sie muss mit mir mitkommen.«
    Tony zuckte die Schultern und entfernte sich, wobei er gegen die Dame mit dem Kanapee-Tablett stieß, sodass ein paar Mini-Quiches in Lunos Richtung flogen.
    »Er hat irgendwelchen Stoff geschnüffelt«, sagte Leonid. »Ich musste Sie retten. Er ist ein grässlicher Mann. Er versucht, alles ins Bett zu kriegen.«
    »Sehr schmeichelhaft!«, sagte Anna kopfschüttelnd.
    »Vladimir hat mich geschickt, um Ihnen zu sagen, wie leid es ihm tut, dass Sie so viel allein sind. Sie sind ein Riesenerfolg.«
    »Nein, er ist der Erfolg«, sagte Anna. »Ich bin nur die Schaufensterpuppe.«
    »Er wird gleich bei Ihnen sein«, sagte Leonid. Er konnte kaum glauben, wie sie sich selbst heruntermachte, und gab ihr einen sanften Klaps auf den Po. »Gehen Sie nicht weg.«
    Er ersetzte das leere Glas in ihrer Hand durch ein volles, das er geschickt von dem Tablett eines vorbeikommenden Kellners nahm, und entfernte sich.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war elf Uhr. In einer Stunde würde Tony vor ihrer Tür stehen. Sie dachte daran, wie sehr sie ihn sich zurückgewünscht hatte, aber jetzt spürte sie bei der Aussicht auf seine Rückkehr gar nichts. War sie von dem Schock, dass es endlich dazu kommen würde, vielleicht einfach wie betäubt?
    Sie sah hinüber zu Vladimir in seinem hinreißenden Anzug und dem gestärkten weißen Hemd, und irgendetwas regte sich in ihrem Herzen, das sich dort nicht regen sollte. Es schien von Wärme und Lächeln und Seufzern durchströmt zu werden. Vladimir war mit einer rundlichen älteren Schauspielerin aus Emmerdale ins Gespräch vertieft. Er ging so charmant und locker mit seinen Gästen um. Aber das

Weitere Kostenlose Bücher