Ein Kerl macht noch keinen Sommer
fantastisch. Ich kann es kaum noch erwarten, es auf dem Schlafzimmerboden liegen zu sehen. Komm her, ich habe dich so vermisst.« Er trat auf sie zu, die Arme weit ausgebreitet, um sie zu umarmen, aber sie hielt ihn mit einer Hand auf und sagte entschieden seinen Namen.
»Tony.« Sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte außer: »Nein.«
Er blieb wie angewurzelt stehen, die Arme noch immer ausgebreitet. »Nein?«, fragte er schließlich. »Was soll das heißen – nein ?«
»Ich habe nachgedacht. Ich will dich nicht wiederhaben.«
»Ach, komm schon«, sagte er, noch immer mit diesem breiten Grinsen im Gesicht. »Du weißt doch, dass du es willst. Deswegen hast du mir doch gesagt, ich soll um Mitternacht wiederkommen.«
»Das habe ich nicht gesagt. Das hast du gesagt«, stellte Anna richtig.
»Ist doch dasselbe.«
»Tony, das vorhin … du hast mich da überrumpelt. Ich war völlig durcheinander. Aber jetzt bin ich es nicht mehr.«
»Du nimmst mich auf den Arm«, sagte er. Er lächelte noch immer, jetzt offenbar entzückt. »Ah – verstehe. Du willst mich noch ein bisschen zappeln lassen!«
»Nein, das will ich nicht. Du wirst zurück zu Lynette gehen müssen.«
»Das kann ich nicht«, sagte er. »Ich meine, das will ich nicht. Ich will dich, nicht sie.«
»Tony, ich will dich nicht.«
»Doch, das willst du. Wie oft bist du denn an meinem Salon vorbeigefahren, um mich zu sehen?«
So eine Frechheit, dachte Anna. Er hatte sie gesehen. Und zweifellos hatte es ihm einen Kick gegeben, hatte ihn glauben lassen, ihre Tür würde für ihn offen sein, sobald er sich dazu herabließ, zu ihr zurückzukehren.
»Gehen wir ins Haus und reden wir darüber«, sagte er.
»Nein«, sagte Anna und hob wieder die Hand. »Ich will nicht, dass du ins Haus kommst. Ich will dich nicht, Tony. Es ist aus.«
Er lächelte noch immer, als würde er ihr nicht glauben. Bis einen Augenblick später die quietschenden Reifen eines zweiten Wagens die Nachtluft durchschnitten und ein rostiger rosa Fiat Punto keinen halben Meter hinter Tonys Stoßstange zum Stehen kam. Dann schwand sein Lächeln schlagartig.
»Hab ich doch gewusst, dass du hier steckst, du treuloser Schuft«, schrie eine sehr aufgebrachte, knallrot angelaufene Lynette Bottom und sprang auf den Gehsteig. Ein Vorhang zuckte im oberen Schlafzimmer der Katzendiebin. Dann sah Lynette die glamouröse Frau in blauem Samt, und ihr Gesicht verzog sich vor Verwirrung und Verlegenheit. Als sie noch einmal genauer hinsah, erkannte sie, dass es tatsächlich Tonys Exfreundin war. Gott! Sie wickelte ihre Strickjacke fester um sich und kam sich auf einmal sehr schäbig und abgerissen vor.
»Na ja, du kannst ihn gern haben«, sagte Lynette zwischen heißen Tränen der Wut. »Er ist zu nichts zu gebrauchen, wofür man keine Schere und keinen Kamm braucht. Zum Beispiel … im Bett!«
»Hey«, sagte Tony.
»Er hat die Wörter ›Qualität‹ und ›Quantität‹ ein bisschen verwechselt!«, fuhr Lynette bissig fort. »Er glaubt, wenn er es dreimal bringt, kriegt man nicht mit, wie beschissen er ist!«
»Lynette …«
»Hat er dir eigentlich erzählt, dass ich letzten Monat dachte, ich sei schwanger?«
Tony hielt sich eine Hand vor die Augen. Vielleicht tat er genau das, was kleine Kinder taten, die dachten, wenn sie die Augen zukniffen, könnte auch niemand sie sehen.
Anna stockte der Atem. »Nein, das hat er nicht.«
»Aber du bist nicht schwanger«, sagte Tony, zwischen seinen Fingern hindurchschielend.
»Nein, aber ich dachte es, und ich habe dir gesagt, ich könnte es sein«, sagte Lynette und schnellte zu ihm herum. »Und wo warst du, während ich beim Arzt saß? Hast dich wieder hier herumgetrieben, stimmt’s, du … du … du Arschloch.« Sie zeigte mit einem spitzen Finger auf Anna, doch dann ließ sie ihn wieder sinken, denn neben dieser Frau in dem langen Kleid kam sie sich ein bisschen gewöhnlich vor. »Na ja, du kannst ihn gern haben. Der Dreckskerl hat mir eine Nachricht dagelassen, auf der stand: ›Ich brauche ein bisschen Abstand.‹ und ›Es gibt keine andere.‹, und dann hat er sich einfach davongestohlen und gedacht, ich würde es gar nicht mitkriegen. Aber ich habe gesehen, wie er seine Koffer ins Auto gepackt hat, denn seine Art sich zu verabschieden ist genauso beschissen wie sein Vorspiel. Und ich wusste einfach, dass er wieder hier zu Kreuze kriechen würde! Nimm ihn ruhig, er gehört dir!«
»Danke für dein großzügiges Angebot, Lynette,
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