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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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verkrustet, und Raumduft-Wunderbäume konnten den muffigen Geruch nicht wirklich überdecken.
    Elizabeths Herz hämmerte wild, als sie die Hand hob, um an die Tür zu klopfen, aber im letzten Augenblick zog sie sie noch einmal zurück und nahm sich einen Moment Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln. Sie hatte keine Ahnung, was sie sehen würde, wenn diese Tür aufging, und keine Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten. Komm schon, Elizabeth , sprach sie sich Mut zu, hob wieder die Hand und klopfte laut. Ein Rumoren war hinter der Tür zu hören, dann ging sie auf, und da stand die Schwester, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte, die Schwester, um die sie eimerweise Tränen vergossen hatte, nach der sie gesucht und für die sie gebetet hatte. Ihr stockte der Atem, als sie die erwachsene Version des Mädchens erblickte, das sie vor all den Jahren zuletzt gesehen hatte. Sie hätte diese aufgedunsene, blondierte Frau nicht wiedererkannt, die so viel älter aussah, als sie war. Nur in ihren grauen Augen war noch eine Spur der Bev, die sie einmal gekannt hatte.
    Die beiden Frauen standen da und starrten sich an, außer Stande, sich von der Stelle zu rühren. Es war Bev, die das Schweigen schließlich mit einem einzigen atemlosen Wort brach.
    »Elizabeth?«
    »Ja, ich bin’s.«
    »Gott. Damit habe ich nicht gerechnet. Wo ist Lorraine?«
    »Gehen wir rein«, sagte Elizabeth. »John, du kannst jetzt gehen, es ist alles gut. John!« Sie musste ihn aus einem Tagtraum zurückholen. Einem unangenehmen, seiner Miene nach zu urteilen. Er nickte ihr zu und ging langsam die Treppe hinunter.
    Bev trat zur Seite, um Elizabeth in ihr Zimmer zu lassen.
    »Es ist ein Loch, ich weiß, aber es ist ja nur vorübergehend.« Bev deutete etwas verlegen in das Zimmer.
    »Das ist doch egal. Ich bin nicht gekommen, um zu sehen, wie du lebst.«
    Es war ein schlichter, funktionaler Raum, aber er war tipptopp sauber. An der linken Wand war ein Doppelbett, und unter einem schrägen Velux-Fenster standen ein Tisch, ein Stuhl und ein altes Sofa, aufgehübscht mit einer roten Tagesdecke. Auf der rechten Seite standen ein alter Walnuss-Kleiderschrank, eine ramponierte Kiefern-Kommode, ein Schuhregal mit Herren- und Damenschuhen und drei Küchenschränke, zwei weitere Kommoden und eine kleine, glänzende stählerne Spüle. Ein dicker chinesischer Teppich lag über einem bunt gemusterten Teppichboden, und der Geruch von Zitrus-Raumspray lag in der Luft. Zwei Tassen und ein Teller Schokoladenkekse standen neben einem Wasserkocher bereit. Die Tür war noch immer offen, und Bev warf einen Blick in den Flur.
    »Ist sie hier? Wird sie gleich hochkommen?«, fragte Bev. Sie hatte inzwischen einen echten Geordie-Akzent. Er vertiefte die Kluft zwischen den beiden Schwestern noch mehr, falls das überhaupt möglich war.
    »Nein, sie ist nicht hier«, sagte Elizabeth. »Du kannst die Tür zumachen.«
    »Warum ist sie nicht gekommen? Sie hat es doch gesagt.«
    »Rede erst mit mir. Mach die Tür zu.«
    Bev machte sie zu und ging dann hinüber zu dem Wasserkocher und schaltete ihn ein.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein, danke«, sagte Elizabeth, als Bev eben schon die »Tee oder Kaffee«-Frage stellen wollte. Bev häufte etwas Nescafé in einen Becher, und Elizabeth sah ihr zu, während sie versuchte, in dieser Fremden vor ihr die Schwester zu sehen, um die sie so lange so tief getrauert hatte. Es gelang ihr nicht.
    »Es ist seltsam, dich zu sehen, Elizabeth. Es ist lange her, was?«, sagte Bev unbeholfen. Sie fröstelte, als sei ihr kalt, und wickelte sich fester in ihre Strickjacke, wie um sich zu schützen. »Wie hat Lorraine dich denn gefunden? Geht es ihr gut?«
    »Es geht ihr gut«, war alles, was Elizabeth zu Stande brachte. Sie hatte sich tagelang zurechtgelegt, was sie zu Bev sagen würde, aber das Skript war vom »Engel des Nordens« zerrissen und dort liegen gelassen worden. Elizabeth konnte nicht mehr sagen, wie sie vor »Marilyn« reagieren würde.
    Bev schüttete in aller Ruhe etwas Zucker aus einem Tütchen in ihren Becher und rührte vorsichtig um, den kleinen Finger abgespreizt, was so gar nicht zu ihrer unbeholfenen, massigen Gestalt zu passen schien. Offensichtlich tat sie es nur, um ihre Hände zu beschäftigen, denn danach trank sie gar nicht aus dem Becher, sondern rührte nur immer weiter um.
    »Ich weiß nicht, was ich zu dir sagen soll«, flüsterte sie.
    »Ich auch nicht«, sagte Elizabeth in einem deutlich kühleren

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