Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
Vom Netzwerk:
Scheck doch richtig gelesen, oder? Auf diesem Konto liegen über vierzigtausend Pfund, und das gehört alles dir.«
    »Ich kann lesen. Aber ich will es nicht. Nimm es wieder an dich.«
    »Du schlägst es aus?«, fragte Elizabeth ungläubig. »Niemand schlägt eine solche Summe aus.«
    »Du selbst hast es doch auch getan. Sonst hättest du es doch anderweitig verwendet«, sagte Bev.
    »Ich lasse ihn bei dir.« Elizabeth wandte sich zur Tür. Sie hatte getan, wofür sie hergekommen war. Aber das Geräusch von zerreißendem Papier ließ sie noch einmal innehalten.
    »Es gehört mir nicht«, sagte Bev, den Scheck noch immer in der Hand, der jetzt in acht Teile zerrissen war. »Ich will dieses Geld nicht. Ich lebe einfach und ohne Komplikationen. Ich habe lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen.«
    Elizabeth guckte noch immer nicht überzeugt.
    »Bitte, Elizabeth«, beschwor Bev sie. »Dadurch würde sich für mich so vieles ändern, und das will ich nicht. Ich könnte damit nicht umgehen. Gib es Lorraine. Aber sag ihr bloß nicht, dass es von ihm kommt. Erzähl ihr irgendetwas anderes, etwas Nettes«, fuhr Bev fort. »Sag ihr nicht, dass es von mir kommt. Denn das würde uns aneinanderbinden, und wir beide gehören nicht zusammen. Sie muss frei von mir sein. Bitte. Deswegen wollte ich sie heute sehen. Ein letztes Mal.«
    Da begriff Elizabeth, dass Bev jedes Wort ernst meinte.
    »Ich werde tun, worum du mich bittest.« Elizabeth öffnete die Tür zum Gehen. Sie hielt es in diesem Zimmer nicht mehr aus.
    »Elizabeth.« Bevs Stimme klang auf einmal zart und zerbrechlich. Es war die Stimme ihrer Schwester aus längst vergangenen Zeiten, die Elizabeth jetzt erkannte. Sie zerrte sie zurück in die Vergangenheit, zu den beiden Mädchen, die zusammen ein Puzzle machten. Früher. Tränen brannten in Elizabeths Augen.
    »Sag mir nur – sie ist doch glücklich, oder?«
    »Ja«, nickte Elizabeth. »Sie ist glücklich.«
    »Das freut mich. Mach’s gut, Elizabeth.«
    »Mach’s gut, B… Marilyn. Viel Glück.«
    »Dir auch.«
    Elizabeth schloss die Tür hinter sich und ging eine Treppe tiefer. Auf dem nächsten Treppenabsatz blieb sie stehen und weinte die letzten Tränen, die sie je um ihre Schwester vergießen würde. Dann tupfte sie sich die Augen ab und nahm sich zusammen, damit John nicht sah, dass sie geweint hatte bevor sie weiterging. Sie trat auf die Straße hinaus und ging auf den Wagen zu. Frische Luft in ihren Lungen hatte ihr noch nie so gutgetan.

Achtundsiebzigstes Kapitel
    V ladimir Darq war ein Mann, der glaubte, vom Glück gesegnet zu sein. Er war in Titesti geboren, einem kleinen Dorf am Fuße der transsilvanischen Berge an dem wunderschönen Fluss Mure s , bei freundlichen und liebevollen Eltern. Aber irgendetwas hatte die Familie Darescu schon immer vom Rest des Dorfs unterschieden. Es ging das Gerücht, dass sie von einer alten Linie nachtaktiver Geschöpfe abstammten, die verehrt, gefürchtet und vor allem respektiert worden waren. Tatsächlich litten die männlichen Abkommen der Darescu-Linie seit Generationen unter einer starken Lichtempfindlichkeit, und ihre von Natur aus länglichen Eckzähne verliehen den Gerüchten zusätzliche Glaubwürdigkeit. Dennoch begegnete die Gemeinde der geheimnisvollen Familie mit fürsorglicher Herzlichkeit, und Vladimir senior wollte mehr als ein Leben in den Minen für seinen Sohn, der ein erstaunliches künstlerisches Talent an den Tag legte und seiner Mutter, einer Näherin, gern zur Hand ging. Leider erlebten seine Eltern nicht mehr, wie ihr Sohn mit seinen erstaunlichen Kreationen und seinem geheimnisvollen Vampir-Gehabe an die Spitze der Modewelt aufstieg.
    Die Leute in dem Dorf in Yorkshire, in dem er jetzt lebte, waren freundlich, offenherzig und aufrichtig – die englische Version der rumänischen Dorfbewohner, mit denen er aufgewachsen war. Sie entwickelten allmählich sogar einen gewissen Stolz auf ihn, je mehr sie über ihn und seine Leistungen erfuhren. Er besaß Häuser in Italien, Paris und London. Aber sein eigentliches Zuhause war das Darq House.
    Vladimir war der dunkle Liebling der Designer. Die Paparazzi himmelten ihn an, Reporter bemühten sich um ihn, Models versuchten, ihn ins Bett zu kriegen, und der junge Vladimir war so manches Mal mit einer wunderschönen Frau an seiner Seite aufgewacht. Von außen betrachtet, hatte Vladimir Darq alles. Fast alles. Denn im Grunde seines Herzens war er noch immer der einfache Junge aus Rumänien, der sich nach

Weitere Kostenlose Bücher