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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Frau gewesen, die ihre Kinder über alles liebte, und als sie plötzlich durch tragische Umstände ums Leben kam, hatte sie eine Lücke hinterlassen, die Grace voller Stolz ausfüllte, aber mit Hochachtung vor der Frau, die die Kinder zur Welt gebracht hatte, die Grace wie ihre eigenen liebte. Gerahmte Bilder von Rita standen noch immer im Haus, und am Muttertag und an Ritas Geburtstag war sie jedes Jahr mit den Kindern zu ihrem Grab auf dem Friedhof von Maltstone gegangen, um dort Blumen abzulegen. Es war nur richtig, tiefen Respekt vor der Frau zu haben, die ihr das größte Geschenk überhaupt gemacht hatte. Sie hatte das Gefühl, dass Rita ihre Freundin gewesen wäre, wenn sich ihre Lebensläufe überschnitten hätten.
    »Deine Oma Rose hätte sich kaputtgelacht, wenn ihr jemand erzählt hätte, dass einmal ein Altersheim nach ihr benannt werden würde«, sagte Grace.
    »Meinst du wirklich?«
    »Ich weiß es.« Grace hatte sich bei ihrer allerersten Begegnung in Rose Beamish verliebt. Sie hatte vor Lebenslust und Liebe und guter Laune gesprüht, trotz des Asthmas, das sie lähmte. Sie hatte sich nie beklagt, hatte ihre Krankheit einfach gelassen hingenommen. »Ich atme doch noch, oder, meine Liebe? Das ist mehr, als diese armen Teufel unter der Erde von sich behaupten können«, hatte sie mit ihrem breiten Tyneside-Akzent lachend gesagt. Grace war untröstlich gewesen, als sie starb. Gordon hatte eher den »Es ist ein Segen«-Standpunkt vertreten. Er war kein Mann, der zu großen Gefühlsausbrüchen neigte. Aber Grace spürte die Lücke, die Rose im Haus hinterlassen hatte, noch lange nach ihrem Tod.
    Sie tranken noch eine Kanne Tee, und dann war es für Grace schon wieder an der Zeit, nachhause zu fahren. Sie war eine hochgewachsene Frau, und doch sah sie neben ihrem großen, gut aussehenden Sohn fast winzig aus. Wann war er eigentlich zu einem Mann herangewachsen? Der Junge hatte ihnen in all den Jahren nie auch nur die geringsten Sorgen bereitet, und doch wurde er von seinem Vater nun wie ein Aussätziger behandelt, weil er schwul war. Die Ungerechtigkeit dieser ganzen Situation brach ihr das Herz.
    »Wir sehen uns bald wieder«, sagte sie an der Tür.
    »Hör mal, nächsten Samstag kann ich nicht, aber kannst du dich am Wochenende danach wegschleichen – am Osterwochenende? Und wir treffen uns wieder hier, zu gleichen Zeit? Ich würde dir gern Charles vorstellen. Er will dich unbedingt kennen lernen, nach allem, was ich ihm schon von dir erzählt habe.«
    »Ach, mein Guter«, sagte Grace, bevor sie hinzufügte: »Das heißt, Charles ist nicht nur ein Partner, sondern auch ein Partner ?«
    Paul grinste. »Er ist ein Partner. Er ist jemands Partner , aber davon erzähle ich dir ein andermal.«
    »Ich werde hier sein, gleiche Zeit«, sagte Grace. Sie küssten sich noch einmal. Er sah glücklich aus. Ihr Junge .
    »Gut. Ich verlasse mich auf dich, dass du mitkommst und mir hilfst, Tapeten und Möbel auszusuchen, wenn es so weit ist. Ich will, dass alles eine fröhliche Atmosphäre, aber zugleich Ruhe ausstrahlt.«
    »Ich werde dir helfen, so gut ich kann, das weißt du doch.« Grace strich ihm übers Gesicht, über sein kräftiges, gut aussehendes Gesicht. Seine Züge erinnerten sie an Gordon, aber an einen Gordon, der weich war, der es nicht als Schwäche ansah, Gefühle zu haben. Wenn ihr Ehemann für andere Leute doch nur ebenso viel Zuneigung aufbringen könnte wie für Wohnwagen.
    Die Wochenenden waren für Anna am schlimmsten. Eine Wüste, in der sie von ihren Gedanken gequält wurde und das Bett ihr größer erschien als je zuvor. Die Zeit heilte eben nicht alle Wunden. Es ging ihr nur immer schlechter anstatt besser. Es war jetzt fast zwei Monate her, dass sie zur Tür hereingekommen war und sich mehr denn je in Tonys Arme werfen wollte, aber stattdessen nur ein seltsam stilles Haus und dann die Nachricht auf dem Tisch vorgefunden hatte. Tut mir leid, ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken, und wir brauchen ein bisschen Abstand. Aber es gibt keine Andere – ehrlich . Aber da es Tony mit der Wahrheit grundsätzlich nicht so genau nahm, gab es eben doch eine Andere. Lynette Bottom, neunzehn Jahre alt, mit einem Pfirsichpopo und prallen Titten. Er hatte sie vor ungefähr einem halben Jahr als Aushilfe in seinem Herrenfriseursalon eingestellt. Inzwischen war sie der offizielle Betthase. Anna fragte sich, ob er ihr dafür den Stundenlohn erhöht hatte.
    Anna hatte nichts mehr von ihm gehört, seit er

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