Ein Kerl macht noch keinen Sommer
hier gern zeigen. Ich habe ein paar tolle Werbegeschenke aufgetrieben, bevor ich in die Käse-Abteilung gewechselt bin«, sagte er, als sei das seine eigene Entscheidung gewesen. Er wühlte in seiner Manteltasche und förderte ein durchsichtiges, gleichschenkliges Plastik-Dreieck zu Tage. In der Mitte prangte das Firmenlogo, und an der breitesten Stelle standen die Worte: »Ich habe gesprochen, und White Rose Stores hat zugehört.«
»Sehr eindrucksvoll.« Christie drehte es um. Sie war nur freundlich. Das Teil war abscheulich, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass es für irgendjemanden ein Anreiz sein könnte, sich in der Freizeit Verbesserungsvorschläge für die Firma einfallen zu lassen, wenn die Belohnung so aussah.
»Es ist ein Briefbeschwerer«, sagte Malcolm stolz. Er stopfte sich ein Stück Kartoffel in den Mund. »Ja, ich habe das Muster selbst anfertigen lassen. Hat die Firma natürlich nichts gekostet.«
»Ein bisschen leicht für einen Briefbeschwerer«, sagte Christie. »Hätte es nicht besser aus Glas sein sollen?«
»Arbeitsschutzbestimmungen«, sagte Malcolm. »Außerdem würde uns Glas viel zu teuer kommen. Diese hier könnten in Fernost zu einem Bruchteil des Preises hergestellt werden. Und sie erfüllen einen doch mit Stolz, oder – egal, ob aus Glas oder Plastik? Und bei einer Großbestellung könnten wir die Kosten noch weiter senken. Es würde sich gut eignen, wenn das Vorschlagswesen auf die anderen Abteilungen ausgeweitet wird, denn die Aussage ist ganz allgemein gehalten – sie hat nichts mit Backwaren an sich zu tun.«
Christie schnitt ein paar Grimassen, die Malcolm so auffasste, dass sie sprachlos vor Bewunderung war. »Na ja, ich werde es auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.«
»Ich weiß, Mr. McAskill wäre begeistert von dieser Idee, und Sie können ihm gern sagen, woher sie stammt«, sagte Malcolm augenzwinkernd. Christie wusste, dass James das Teil aus allen Winkeln betrachten und sagen würde: »Was in aller Welt soll das denn sein?«, bevor er es mit voller Wucht in den Abfalleimer feuern würde.
Nachdem sie aufgegessen hatten und Malcolm Christie noch ein paar mittelmäßige Ideen unterbreitet hatte, darunter zwei sehr seltsam geformte Brotlaibe, ging er ihnen zwei Tassen Kaffee holen. Christie beobachtete, wie er die Schlange an der Kasse aufhielt, indem er jede Menge Kleingeld bis auf den letzten Penny abzählte und der Kassiererin überreichte.
»Was halten Sie denn von diesen Frauen?« Malcolm sprach die letzten beiden Worte aus, als würde er an saurer Milch riechen.
»Ich finde sie alle sehr nett.«
»Ein etwas seltsamer Haufen, wenn Sie mich fragen.« Malcolm beugte sich so weit vor, dass Christie schon wieder von den Ausdünstungen seines abscheulichen Aftershaves überwältigt wurde. »Diese Grace ist ein versnobtes Biest, sie glaubt, sie ist über alle anderen erhaben. Sie ist fünfundfünfzig, und ich nehme an, sie dachte, sie würde den Posten des Ideenmanagers bekommen. Warum sollte man denn sonst eine Frühpensionierung ablehnen? Ein bisschen spät, um jetzt noch echten Ehrgeiz zu entwickeln, passen Sie bloß auf! Anna ist eine trübe Tasse. Die habe ich noch nie lächeln sehen. Und Dawn wird, soweit ich weiß, bald heiraten, oder?«
»Ach ja?«, fragte Christie.
»Nur zur Warnung, solche Leute führen immer zu viele private Telefongespräche. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass sie die Weisheit mit Löffeln gegessen hat. Über die andere, die junge Raychel, weiß ich gar nichts, aber ich hätte gedacht, dass sie ein bisschen zu fad für ein solch ehrgeiziges Projekt ist. Sie versprüht nicht unbedingt Persönlichkeit, wenn Sie wissen, was ich meine. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass Mr. McAskill ausgerechnet diese Frauen ausgewählt hat. Ich selbst hätte ja mindestens einen Mann mit ins Team geholt.«
Christie fragte sich, ob sie beim Guinnessbuch der Rekorde einen Vorschlag für die meisten Charaktereinschätzungen in einer Minute einreichen sollte. Trotzdem, sie zog es immer vor, im Zweifelsfall zu Gunsten der Leute zu entscheiden. Vielleicht wollte er ihr ja nur helfen, sich einzuarbeiten, wenn auch auf eine sehr unbeholfene Art.
»Na ja, ich muss sagen, ich finde, sie sind alle äußerst liebenswürdig und fleißig«, sagte Christie fröhlich.
»Neue Besen kehren gut.« Malcolm legte eine Hand auf Christies und drückte sie fest. »Ihnen ist doch sicher bewusst, dass sie sich schon jetzt Freiheiten herausnehmen – um neun
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