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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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würde. Er hatte nichts dagegen, eine halbe Stunde intensiv mit seiner Enkelin zu spielen, wie er es mit seinen eigenen Kindern nie getan hatte, aber er würde sich niemals bereiterklären, den ganzen Tag allein auf ein Kind aufzupassen, während Grace auf der Arbeit war.
    »Sie hätte eben nicht wieder schwanger werden sollen, wenn sie damit nicht zurechtkommt«, fuhr Laura fort. »Wir wissen doch alle, dass sie mit diesem Baby nur versuchen will, die Risse in ihrer Ehe zu kitten.«
    Grace sagte nichts dazu, aber sie wusste, dass Laura recht hatte, und das bedrückte sie zutiefst.
    »Du weißt schon, dass sie gleich nach der Geburt wieder mit dem Arbeiten anfangen will und von dir erwartet, dass du auf das Baby aufpasst, oder? Sie und Hugo verlassen sich darauf, dass du dich so bald wie möglich frühpensionieren lässt.«
    »Na ja, dann müssen sie sich eben auf eine Enttäuschung gefasst machen.« Grace seufzte tief auf. Ja, sie wusste, wenn sie ihren Job je aufgeben sollte, dann würde sie zuhause dreimal so viel Arbeit und Mühe haben. Gott steh ihr bei, wenn sie irgendwann in Rente gehen musste .
    »Wenn Sarah und Hugo sich diese ganzen exklusiven Urlaubsreisen leisten können, dann verstehe ich nicht, wieso sie kein Kindermädchen engagieren.« Wieder schüttelte Laura den Kopf. Dann dachte sie eine Sekunde lang nach und beantwortete ihre Frage dann selbst. »Obwohl, ich glaube, ich verstehe es doch. Sarah will keine andere Frau ins Haus lassen, solange sie noch so dick von der Schwangerschaft ist, um nicht zu riskieren, dass Hugos Blicke wieder abschweifen. Wohin fliegen sie denn über Ostern? Lass mich raten – Benidorm?«
    Grace lachte. Sie wusste, dass Laura einen Witz machte. Hugo hatte mindestens fünfzigmal im Gespräch fallen lassen, dass sie ein Fünfsternehotel auf Lanzarote als Stützpunkt gebucht hatten, um sich auf der Insel nach einer Kaufimmobilie umzusehen. Hugo war ein Snob, wie er im Buche stand, und Sarah konnte ihm in letzter Zeit in dem Punkt fast das Wasser reichen. Beide legten großen Wert darauf, größere, bessere und teurere Dinge zu haben als alle anderen. Grace hatte keine Ahnung, woher Sarah diesen Wesenszug hatte – Paul und Laura waren beide alles andere als materialistisch veranlagt.
    »Ihr Flug geht tagsüber, das heißt, Sable wird hoffentlich nicht allzu zappelig werden.«
    »Sable ist eine Göre«, sagte Laura. »Natürlich wird sie um sich treten und allen anderen im Flugzeug auf die Nerven fallen, und Sarah wird es so sehen, dass sie ›auf natürliche Weise ihre Gefühle ausdrückt‹, und sie dafür auch noch loben.«
    Grace nickte. Sie hatte schon bei dem Gedanken ein schlechtes Gewissen, aber Sable war tatsächlich ein Kind, das man nur schwer lieben konnte. Sie war verwöhnt, genau wie Sarah. Aber das hatte Grace schließlich nur sich selbst zuzuschreiben.
    Als ihre leibliche Mutter starb, war Sarah nicht alt genug gewesen, um sich an sie zu erinnern, und Grace hatte das auszugleichen versucht, indem sie sie über die Maßen verwöhnte. Dazu kam diese ganze Anspruchshaltung, die Sarah an den Tag legte, seit sie diesen spießigen, arroganten Workaholic Hugo, einen Firmendirektor, geheiratet und sich zu einem kleinen Scheusal entwickelt hatte. Grace liebte all ihre Kinder, aber sie spürte immer mehr, dass Sarah sie verachtete, und ja, das tat weh.
    Laura nahm einen kräftigen Schluck Tee. »Hast du Paul mal wiedergesehen?«
    »Ja«, sagte Grace. »Und nächsten Samstag treffe ich ihn wieder.«
    »Hat er irgendwas zu dir gesagt?«, fragte Laura geheimnistuerisch.
    »Irgendwas worüber, Liebes?«
    »Ach nichts«, sagte Laura. »Ich frage nur.«
    »Er hat mir von Rose Manor erzählt«, sagte Grace.
    »Hast du die Bilder gesehen? Hinreißend, findest du nicht?«
    »Ja, das ist es, oder das wird es zumindest sein, wenn die ganze Arbeit erledigt ist.« Grace zweifelte nicht an der Fähigkeit ihres Sohns, diese Bruchbude auf Vordermann zu bringen. Er war ein Perfektionist, ein fleißiger Bursche mit einer Vision. Sie hätte sich keinen besseren Sohn wünschen können, selbst wenn sie selbst einen zur Welt gebracht hätte. Sie war erst einundzwanzig gewesen, als ihr wegen einer Unterleibsinfektion die Gebärmutter vollständig entfernt werden musste. Und dann, durch eine grausame Ironie des Schicksals, hatte sie Laura kurz nach Joes Geburt über genau dasselbe hinweghelfen müssen. Wenigstens konnte sich ihre Tochter mit ihren Erinnerungen an ein Kind, das in ihr

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