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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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verkleidet war, und erzählte ihr, er habe magische Unterwäsche, die sie schön machen würde. Mit neununddreißig? Nachdem sie ihr Leben lang ungefähr so sexuell anziehend gewesen war wie die Farbe von Magnolien? Hatte er seinen Blindenhund verloren? Oder war er von der Sozialfürsorge?
    »Es fällt mir schwer, das alles zu glauben«, begann Anna, die Stirn gerunzelt. »Ich meine, wir sind hier in Barnsley, und ich bin an einem Bahnhof. Und Sie sagen mir, Sie sind Vladimir Darq und wollen mich ins Fernsehen bringen? Allmählich fange ich an zu glauben, ich liege immer noch bewusstlos auf dem Boden, und das alles ist ein Traum.« Vor allem da sie jedes Mal, wenn sich seine Lippen öffneten, Fangzähne in seinem Gebiss zu sehen glaubte.
    »Wie heißen Sie denn, bitte?«
    »Anna. Anna Brightside.«
    »Dann bitte ich Sie, Anna Brightside, denken Sie darüber nach. Suchen Sie mich im Internet, dann werden Sie sehen, dass Sie mir vertrauen können.« Er beugte sich noch näher zu ihr vor und sagte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: »Wir fangen am Samstag, den neunten Mai, mit den Dreharbeiten an. Und Sie werden mit mir dabei sein.«
    »Ach ja, werde ich das?«, fragte Anna. Eingebildeter Schnösel .
    »Ja, das werden Sie, und ich erwarte Ihren baldigen Anruf, um es zu bestätigen«, sagte Vladimir Darq. »Es ist soarta – Schicksal –, dass wir uns begegnet sind. Soarta !« Und bevor Anna noch ein weiteres Wort sagen konnte, war er aufgestanden, nahm ihre Hand, küsste sie und schlug die Hacken zusammen wie Kaiser Wilhelm. Und dann war er verschwunden, ein rauschender schwarzer Mantel.
    »O verdammt«, sagte Anna. Ihr fiel nichts ein, was in diesem Augenblick besser gepasst hätte.

Neunzehntes Kapitel
    C alum hatte sich selbst übertroffen: Er hatte einen Hattrick gemacht. Als Dawn von der Arbeit nachhause kam, musste sie feststellen, dass ihr Topf mit Zweipfundmünzen geplündert worden war und dass das Osterei von Thorntons, auf das sie mit Zuckerguss die Worte Für meinen flotten Verlobten geschrieben hatte, halb aufgegessen auf dem Küchentresen lag. Calum hatte offenbar beides in dem Versteck auf dem Boden des Kleiderschranks gefunden. Das entweihte Osterei rührte sie mehr zu Tränen als das fehlende Geld. Zum Glück hatte sie ihren Grand-National-Gewinn ein bisschen besser versteckt, dachte sie. Dann entdeckte sie auf ihrem Brautschleier in der Einkaufstüte überall Schokoladen-Fingerabdrücke. Sie setzte sich aufs Sofa, kochend vor Wut, bis er um halb elf besoffen nachhause kam. Er lachte nur auf seine übliche lässige Art und zuckte die Schultern, als sei es ihm völlig schleierhaft, wieso sie wegen ein paar Pfund, die er sich von ihr geborgt hatte, einen solchen Aufstand machte – als ob er es gestohlen hätte! –, und wegen eines verdammten Ostereis, das sie doch sowieso für ihn gekauft hatte. Sie weinte, er habe ihr ihre Überraschung für ihn verdorben. Daraufhin brüllte er sie an, sie sei eine Nörglerin, und wenn es so mit ihr liefe, dann wäre er ja bei seiner Ex, Mandy Clamp, besser dran. Sie schrie zurück, er sei ein egoistisches Schwein, und er schlug sie ins Gesicht, da sie hysterisch sei, wie er sagte. Dann ging er zu Bett und ließ sie schluchzend im Wohnzimmer zurück.
    Als Grace am nächsten Morgen aufwachte, trommelte der Regen schwer gegen die Wände des blechernen Wohnwagens, in dem sie eine beengte und unbequeme Nacht verbracht hatte. Sie drehte sich auf die andere Seite und warf einen Blick auf die Uhr – zehn nach sechs. Auf dem schmalsten Bett, auf dem sie je hatte schlafen müssen, vergrub sie den Kopf unter der Decke und versuchte, in ihren Traum zurückzukehren. Sie war im Meer geschwommen, während ein warmes Tropengewitter sie sanft von oben benetzte. Aber die brodelnde Wut in ihr vereitelte diesen Plan. Sie versuchte erfolglos noch eine halbe Stunde, sich in einen Zustand der Bewusstlosigkeit zu versetzen, bis sie schließlich aufstand, um sich in der winzigen Küche eine Tasse Tee zu machen.
    Gordons selbstgefälliges Gesicht, als er am Abend zuvor von der Autobahn abgefahren war, erschien vor ihrem geistigen Auge und erfüllte ihr ganzes Wesen mit negativen Gefühlen, so dass sie am liebsten laut fluchen wollte. In dem Augenblick hatte sie gewusst, dass sie entführt und gegen ihren Willen irgendwohin verschleppt wurde, wo sie nicht sein wollte. Sie hätte wetten können, dass es Blegthorpe sein würde (ein Ortsname, den Gordon in den letzten Monaten immer

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