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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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wieder im Gespräch hatte fallen lassen), wo sie systematisch mit Besichtigungstouren über Campingplätze gequält werden würde. Und Junge, sie hatte sich nicht getäuscht! Gordon war stocksauer darüber gewesen, dass sie nicht in der Stimmung für einen fröhlichen Schwatz bei einem Sandwich und einer Tasse Tee gewesen war, als sie an der Raststätte eine Pinkelpause machten. Er hatte einen Koffer für sie gepackt, mit einer alten schwarzen Hose, die sie nur noch zum Putzen trug, einem blauen Rock und einem gelbbraunen Top, drei BH s und einem Schlüpfer. Er hatte ihre Haarbürste und ein paar Handtücher eingepackt, kein Make-up, aber drei Paar Schuhe. Kein Nachthemd, keine Seidenstrümpfe.
    Sie schaltete den alten, tragbaren Fernseher ein und fummelte an der Antenne herum, bis auf dem Bildschirm überhaupt etwas zu sehen war. Wenigstens übertönten die Stimmen der Nachrichtensprecher Gordons aufreibend selbstzufriedenes Schnarchen im Schlafzimmer nebenan. Sie war halb in Versuchung, sich die Autoschlüssel zu schnappen und einfach nachhause zu fahren. Sie wollte den Ostersamstag mit Paul verbringen und sehen, wie sich Joes Miene beim Anblick des riesigen WWE -Ostereis aufhellte, das sie letzte Woche für ihn gekauft hatte. Sie hasste Gordon dafür. Was Gordon wollte, das musste Gordon haben, und erst recht in letzter Zeit, seit sich die Worte »Wohnwagen« und »Frühpensionierung« immer öfter in seine Sätze schlichen. Na ja, es war mit Sicherheit an der Zeit, ihn in die Schranken zu weisen. Mehr noch, es war längst überfällig. Sie hätte es schon damals tun sollen, als er Paul aus dem Haus warf, und sie hätte die Proteste ihres Sohns, sie solle sich nicht einmischen, einfach ignorieren sollen.
    Sie schrieb Paul eine SMS , um ihm zu sagen, sie könne morgen Nachmittag nicht kommen. Kaum hatte sie auf »Senden« gedrückt, war ihr Akku auf einmal leer, und sie wusste nicht, ob die Nachricht übertragen worden war oder nicht. Mit dem schwarzen Display auf ihrem Handy fühlte sich Grace abgeschnittener von der Welt, als sie glaubte, es je gewesen zu sein.
    Dawn wachte um zehn Uhr auf dem Sofa auf, wo sie sich am Abend zuvor in den Schlaf geschluchzt hatte, und fuhr hinüber zu Muriel, während Calum noch immer eingerollt in seine Decke im Bett lag und aussah, als würde er Winterschlaf halten und nicht nur schlafen.
    »Hallo, Liebes, das ist ja eine nette Überraschung«, sagte Muriel. Bei ihrer sanften Stimme brach Dawn in Tränen aus, und Muriel nahm sie in ihre pummeligen Arme, tätschelte ihr den Rücken und führte sie zum Sofa. Sie verscheuchte den Windhund, der darauf döste, mit einem Tritt und drückte Dawn auf das von Hundehaaren verfilzte Kissen.
    »Du und unser Cal, ihr habt euch gestritten, stimmt’s?«, sagte Muriel.
    Dawn nickte. All die Tränen in ihrer Kehle erstickten ihr die Stimme.
    »Weil er gestern seine letzte Verwarnung gekriegt hat, nachdem er diesen Typen verprügelt hat?«
    Dawn sah auf.
    »Oh, hat er dir das gar nicht erzählt?«
    Dawn sackte in sich zusammen. Konnte es überhaupt noch schlimmer kommen?
    »War nicht seine Schuld. Unser Calum sagte, der Kerl habe schon seit Monaten ein blaues Auge zu erwarten gehabt.«
    Das hieß, Calum hatte seiner Mum von der Verwarnung erzählt und war dann zum Pub gegangen und hatte sich volllaufen lassen, bevor er nachhause gekommen war, dachte Dawn. Es war nicht schwer zu sehen, wo sie auf seiner Prioritätenliste stand.
    »Das renkt sich schon wieder ein, weißt du«, sagte Muriel. »Sein Dad war genauso, als er jünger war. Ein echter Scheißkerl war Ron, erst recht, wenn er etwas getrunken hatte. Hat Jahre gebraucht, um sich am Riemen zu reißen, aber irgendwann hat er es doch geschafft. Sieh ihn dir jetzt an, er würde keiner Fliege was zu Leide tun. Du musst einfach durchhalten, Mädchen.«
    »Er hat mich ins Gesicht geschlagen, Muriel«, sagte Dawn.
    »Dann hättest du ihn eben zurückschlagen sollen«, sagte Muriel, verblüfft von Dawns offensichtlicher Dummheit. »Dann würde er es so bald nicht wieder tun, das kann ich dir sagen.« Sie lachte, dann musterte sie Dawns tränenverschmiertes Gesicht etwas genauer, und ihre Stimme verhärtete sich.
    »So schlimm kann es ja nicht gewesen sein, es ist ja gar nichts zu sehen. Und wieso hat er dich überhaupt geschlagen? Du musst ihm doch einen Grund gegeben haben.«
    »Er hat gesagt, er wäre bei Mandy Clamp besser dran.«
    »Na ja, natürlich sagt er das, wenn er dich in einem Streit

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