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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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werden, wenn ich nur die richtige Frau treffe.«
    Grace wunderte sich, dass Paul so nüchtern über diesen Tag lachen konnte. Sie wusste, wie verletzt er gewesen war, als er seinem Vater sagte, dass er schwul sei. Er hatte nicht auf Unterstützung gehofft, nur auf Akzeptanz, aber Gordon hatte sich geweigert, ihn auch nur anzuhören, war aus dem Haus gestürmt und hatte gesagt, Paul solle besser nicht mehr da sein, wenn er zurückkäme. In all den Jahren, die sie verheiratet waren, hatte Grace Gordon noch nie fluchen hören, aber an dem Tag holte er das alles nach. Ein Schwall abscheulichster Schimpfwörter kam Gordon mühelos über die Lippen, als wäre er von einem bösen Geist besessen. Paul hatte Grace gar nicht erst einschreiten lassen. Und ehrlich gesagt, war sie froh darüber, denn Gordon hatte ihr mit seinem Ausbruch richtig Angst gemacht.
    Sie wünschte oft, sie hätte damals den Mut gehabt, mit Paul zusammen von zuhause wegzugehen.
    Nach dieser wundervollen Auszeit über Mittag mit einer Hälfte ihrer Familie landete Grace mit einem harten Aufprall wieder auf dem Boden der Tatsachen. Als sie nachhause kam, sah sie Gordon, der in der Diele auf und ab lief. Er hielt eine weinende Sable im Arm, die er Grace in die Hände drückte, kaum dass sie zur Tür hereinkam.
    »Wo hast du denn gesteckt?«, fuhr er sie an.
    »Ich hab’s dir doch gesagt, ich habe einen kleinen Einkaufsbummel gemacht«, log sie. Sie wollte nicht riskieren, dass er ausrastete, wenn sie ihm die Wahrheit sagte.
    »Sarah hat versucht, dich anzurufen. Sie hat gesagt, sie wurde ständig auf die Mailbox umgeleitet.«
    »Ach ja?« Grace kramte in ihrer Tasche. Das Handy war ausgeschaltet. Sie grinste, als sie die vierundzwanzig entgangenen Anrufe sah: zehn von ihrer Tochter und vierzehn von Gordon. »Ich dachte, ich hätte es angelassen.«
    »Na ja, das hast du offenbar nicht, oder? Wofür hast du denn ein Handy, wenn du es ausschaltest, wenn du ausgehst? Sie hatte solche Schmerzen. Sie hat schon überlegt, ob sie ins Krankenhaus fahren soll!«
    »O mein Gott.« Panik stieg in Grace auf. »Ich wusste ja nicht … sollen wir zu ihr fahren? Hast du sie angerufen?«
    »Ich musste selbst hinfahren und Sable abholen! Sarah musste sich unbedingt hinlegen, sie hat gesagt, sie würde anrufen, wenn es schlimmer wird.«
    Grace rief auf der Stelle Laura auf dem Handy an. Laura war verblüffend mitleidlos, und sie erklärte ihr auch, warum.
    »Mum, ich bin eben mit dem Auto an ihr vorbeigefahren. Für mich sah sie gesund und munter aus, während sie in das Parkhaus in der Stadt eingebogen ist. Sie hat ungefähr so viele Geburtsschmerzen wie ich!«
    »Bist du sicher, dass sie es war?«
    »Als ob man dieses protzige Nummernschild verwechseln könnte!«
    Grace würde wirklich lernen müssen, Nein zu sagen, bevor diese Schlingpflanzen sie noch weiter hinunterzogen und ihr den Atem raubten.

Dreißigstes Kapitel
    E s war schon erstaunlich, was einem so alles durch den Kopf ging, wenn man in einem pseudo-transsilvanischen Schloss stand und von zwei Männern aus nächster Nähe die eigenen Brüste begutachten ließ, dachte Anna. Sie fragte sich, was Tony wohl denken würde, wenn er wüsste, was sie hier tat. Würde er glauben, er hätte sie in flagranti beim Ehebruch ertappt, selbst wenn die betreffenden Männer schwul waren?
    Leonid Szabo war ein kleiner, schmaler Mann mit einer sehr tuntenhaften Art, und mit seinem Rüschenhemd und der langen Weste sah er aus wie Adam Ant in seinen Highwayman-Zeiten. Im krassen Gegensatz dazu sah Vladimir Darq aus wie ein Alphamännchen in seiner schmal geschnittenen schwarzen Hose und dem weißesten Hemd, das Anna je gesehen hatte. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie kräftig der Mann war. Nicht übermäßig groß und nicht ein bisschen dick, aber mit breiten Schultern, einer athletischen Brust und einer stämmigen Figur. Nicht einmal ein Hurrikan würde ihn zum Schwanken bringen, so viel stand fest. Von Nahem betrachtet war er mit seiner blassen Haut, dem kantigen Kiefer und dem dünnen, genau gezogenen Bart nicht gut aussehend im klassischen Sinn, aber er hatte doch etwas sehr »Männliches« an sich. Ironischerweise, in Anbetracht seiner sexuellen Neigung.
    Das Zweitauffälligste an ihm waren seine Augen: eisblau mit goldgelben Tigerflecken in der Iris. Vermutlich Kontaktlinsen, entschied sie, denn sie sahen viel zu seltsam aus, um natürlich zu sein. Der erste Preis ging eindeutig an die Andeutung von Fangzähnen, auf die

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