Ein Killer für Rockford
ich Bill Paulchek finden kann?« wollte Jim Rockford wissen.
»Sind Sie ein Freund von ihm?« fragte ein ziemlich großer Mann.
»Yeah«, sagte Rockford knapp.
»Cop?«
»Wenn Sie mich beleidigen wollen«, antwortete Rockford, »verschwinde ich wieder.«
»Er ist drinnen.«
Der Mann rief Paulcheks Namen, und kurz darauf erschien Paulchek.
»Jimmy!« brüllte er, als er Rockford erkannte.
Paulchek war, wie Rockford, ein großer und athletisch gebauter Mann. Seine Jahre in den Docks hatten für eine tiefe Bräunung seiner Haut gesorgt, die eine lange Narbe auf seinem rechten Backenknochen verbarg, das Resultat einer lange zurückliegenden Auseinandersetzung, in deren Verlauf ein Messer eine dominierende Rolle gespielt hatte. Er hatte das, was man eine rauhe Schale nennt. Und er war ein alter Freund von Rockford.
»Wie geht's, Paully?« fragte Rockford.
»Gut, was denkst du denn? Der Junge will dieses Jahr auf die Universität, und er meint, daß er es schafft. Die Frau hat ihre bewußtseinsweckende Gruppe wieder verlassen, weil sie es satt hatte, und ich kann donnerstags wieder kegeln gehen. Wem kann es besser gehen?«
»Laß uns ein Stück Spazierengehen. Hast du eine Minute Zeit?«
»Natürlich. Ich habe gerade Frühstückspause. Was ist dein Problem, das übliche?«
»Du sagst es.«
»Yeah, ich sage es. Was brauchst du?«
»Eine Achtunddreißiger«, sagte Rockford grinsend. »Nicht zu auffallend. Eine ohne Vergangenheit.«
»Automatik oder Revolver?« fragte Paulchek zurück.
»Was hast du zu bieten?«
»Eine schöne Auswahl treffsicherer Automatiks. Suchst du Genauigkeit?«
Rockford schüttelte den Kopf.
»Nicht so sehr wie Durchschlagskraft. Könnte sein, daß ich ein ziemlich großes Loch machen muß.«
»Dann kann ich dir mit Automatiks nicht helfen. Was ich an Automatiks auf Lager habe, sind ziemlich auffällige Stücke. Wie die Browning Medalist 22 Long, verstehst du. Zu mir kommen mengenweise Hausfrauen, die sich selbst schützen wollen, und sie legen Wert auf was Besonderes. Einlegearbeit aus Gold und Brokat und dieser ganze Mist am Griff, verstehst du? Ich habe eine davon diesem Mädchen aus der bewußtseinsweckenden Gruppe verkauft. Women's Lib hat mir einen großen Gefallen getan. Ich hatte noch nie so viele Kundinnen.«
»Und wie denkt deine Frau darüber?«
»Angela? Was sollte sie dagegen haben? Ich habe das Herzchen nicht aufs Kreuz gelegt, ich habe ihr nur eine Waffe verkauft.«
»Ich brauche eine gute, zuverlässige Pistole«, sagte Rockford.
»Willst du Rehe, Bären oder Elefanten jagen?« fragte Paulchek.
»Elefanten. Gib mir etwas, womit man einen ausgewachsenen Mammut erledigen kann.«
»Ich habe genau das Richtige für dich. Es wird dir gefallen. Eine Smith & Wesson Modell 19 Combat Magnum … Es ist das Modell mit den auswechselbaren Läufen. Ich kann dir beide geben, die Achtunddreißiger und die Dreihundertsiebenundfünfziger.«
»Ich nehme die Dreihundertsiebenundfünfziger«, sagte Rockford. »Warum herumspielen?«
»Ein Teufelsrevolver.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, daß sie vorher einer kleinen alten Dame aus Hawthorne gehört hat, die sie nur bei sich trug, wenn sie sonntags zur Kirche ging?« fragte Rockford.
»Nee. Nichts dergleichen. Aber ich kann dir versichern, daß sie sauber ist. Nie bei einem Verbrechen benutzt worden. Keine Kugel aus diesem Baby steht irgendwo in den Akten, auch keine Nummer. Wenn du nicht gerade erwischt wirst, wenn sie aus deinem Ohr herausguckt, bist du sicher.«
»Wieviel?« wollte Rockford wissen.
»Einhundert. Das ist billig.«
»Ich weiß. Machst du Sonderangebote?«
»Hey, du wirst langsam mein bester Kunde. Wenn du weiter deine Knarren in diesem Tempo verlierst, kannst du bald ein Waffengeschäft aufmachen. Wenn es dich und Women's Lib nicht gäbe, müßte ich andere Wege finden, um mein Einkommen zu verbessern.«
»Wann kann ich sie haben?«
»Warte mal, jetzt ist es zehn. Um zwölf mache ich Mittagspause. Triff mich zu Hause, und man wird sich um dich kümmern.«
»In Ordnung. Danke.«
Rockford stieg in seinen Wagen. Während er abfuhr, überlegte er sich, wie er zwei Stunden totschlagen sollte. Ein Frühstück mit Steak und Eiern nahm nicht mehr als fünfundvierzig Minuten in Anspruch. Nachdem er eine Zeitlang darüber nachgedacht hatte, beschloß er, Dennis Becker zu erzählen, was er über den Fall Butler wußte. Er hatte das Gefühl, daß eine Lösung des Falles so oder so innerhalb eines Tages
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