Ein Killer für Rockford
sich über den Wagen, um zu erkennen, ob jemand auf der anderen Seite war.
Rockford preßte sein Handgelenk gegen die Ecke des Wohnwagens. »Stehenbleiben!« brüllte er.
Der Mann wirbelte herum und kauerte sich nieder.
Die Hand, die die Pistole hielt, richtete sich auf Rockford, und eine Kugel zischte haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Rockford drückte dreimal ab. Die erste Kugel traf den Mann in die Schulter und riß ihn herum.
Die zweite traf ihn genau in die Brust. Die dritte ging vorbei, aber das tat nichts mehr zur Sache. Der Mann war tot. Rockford rannte auf ihn zu und trat gegen die Waffe, so daß sie zur Seite flog. Dann eilte er in den Wohnwagen.
Sara saß auf der Couch. Sie trug eins von Rockfords blauen Arbeitshemden; ihre Hände hielt sie zwischen den Knien, und ihr Gesicht war weiß vor Angst. Sie starrte ihn an, ihre Lippen bewegten sich ohne einen Laut. Rockford schob die 38er in die Tasche und hielt sie lange Zeit fest, während sie schluchzte.
15
Als die Morgendämmerung kam, schaffte die Polizei gerade die Leiche weg. Ein Streifenwagen und zwei nicht besonders gekennzeichnete Wagen blieben zurück; die Polizisten unterhielten sich und sahen zu, wie der rote Wagen des Leichenschauhauses die Leiche des Beinahe-Killers auf ihren letzten Weg brachte, die holprige Ocean Lane hinunter.
Sara Butler, inzwischen wieder in ihren eigenen Kleidern, war wieder eingeschlafen. Sie lag auf der Couch, zusammengerollt wie ein Kind, man konnte sie von draußen sehen. Es war einer dieser heißen Julitage in Los Angeles.
»Auf ein Wort, Sir«, sagte Dennis Becker, der nicht besonders fröhlich aussah, zu Rockford. »Wir wollen ein Stück am Strand Spazierengehen.«
Becker folgte Rockford den gewundenen Pfad hinab, der zum Strand führte. Die Sonne hing direkt über dem östlichen Horizont, noch nicht hoch genug, um den Strand zu beleuchten, der grau und wenig einladend aussah. Um die Trostlosigkeit noch zu vergrößern, war die Flut zurückgegangen und hatte noch mehr grauen Sand zurückgelassen.
»Du weißt, daß Dell deinen Kopf auf einem silbernen Tablett serviert haben möchte«, sagte Becker. »Er braucht nur einen Grund. Jim, warum bist du eigentlich so sehr darauf aus, ihm einen zu liefern?«
»Ich?« fragte Rockford, und sein Unschuldsblick maskierte sein Gesicht wie ein Schleier.
»Hör auf damit«, sagte Becker.
Rockford räusperte sich und versuchte es mit einer anderen Tour.
»Wer war der Typ eigentlich?«
»Sein Name war Eugene Ferraro. Sagt dir das was?«
»Nein.«
»Jim.«
»Ehrlich. Ich habe nie von dem Kerl gehört.«
»Er ist ein bezahlter Killer. Nicht der beste, nicht der teuerste. Er ist sozusagen der Killer des kleinen Mannes, die Sorte, die man engagiert, wenn man noch nie einen Killer engagiert hat.«
»Du meinst, das richtige Wort an der richtigen Stelle fallenlassen …«, spekulierte Rockford.
»Genau. Ferraro lebte in Hawthorne. Frau, Kinder, und keine erkennbaren Anstalten, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er hat ein Register: zwei Erpressungen, drei Körperverletzungen, davon eine mit Tötungsabsicht, und einen bewaffneten Raub. Hast du jemals etwas von bewaffnetem Raub gehört?«
»Ich habe einmal in einem Buch darüber gelesen.«
»Er hat nie lange gesessen. Ein paar Jährchen hier, ein paar Jährchen dort.«
»Weißt du etwas über ihn vom gestrigen Tag oder so?« fragte Rockford.
»Gib uns Zeit, Jimmy«, sagte Becker wütend. »Es ist schließlich erst vier oder fünf Stunden her, seit du ihn durchlöchert hast …«
Rockford verlegte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und wieder zurück; ihm war sichtlich unwohl angesichts der Wendung, die das Gespräch jetzt nahm.
»Was uns zum Unvermeidlichen bringt«, sagte Becker und bemerkte Rockfords unglücklichen Zustand. »Was hast du mit der Pistole gemacht?«
»Ich habe einen Eindringling erschossen. Ich habe meinen Gast und mich verteidigt. Ich dachte, das wäre klar.«
»Du weißt, was ich meine. Du darfst keine Waffe haben.«
»Natürlich darf ich nicht. Ich habe keinen Waffenschein. Das weißt du doch, Dennis.«
»Jimmy, es ist sehr früh am Morgen, und ich war die ganze Nacht auf. Tu dir jetzt selbst einen Gefallen, und verliere nicht den einzigen Freund, den du bei der Polizei hast.«
»Okay«, sagte Rockford in versöhnlichem Tonfall. »Ich will dir die Wahrheit sagen. Es war nicht meine Pistole.«
»Wem gehörte sie dann?« fragte Becker ungläubig.
»Ihm.«
»Nein, Jimmy, er
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