Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau
Wort.»
Agronsky erwiderte: «Ich darf Ihnen also vertrauen...»
Ada blickte offen in das Gesicht mit den starken Backenknochen und sagte ruhig: «Ist das eine Frage oder eine Feststellung?»
Der Russe stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und antwortete: «Eine Feststellung. Das junge Mädchen bekommt die Erlaubnis, das Land mit Ihnen zu verlassen.»
Wieder flössen Tränen. Liz warf sich in Mrs. Harris’ Arme, klammerte sich an sie und rief immer wieder: «Ich kann es noch gar nicht glauben, ich kann mein Glück noch gar nicht fassen. Oh, welche Seligkeit!»
«Sie dürfen es ruhig glauben, mein Kind», sagte Mrs. Harris. Auch ihr Herz war übervoll. Und während sie Liz übers Haar strich, fügte sie mit leichtem Spott hinzu: «Ich kenne das Losungswort.»
Nun seufzte Agronsky wieder. Konnte er dieser schlichten Frau vertrauen? Würde sie ihm nicht in den Rücken fallen, sobald sie wieder in England und damit in Sicherheit war? Doch als er sie erneut betrachtete, da spürte er, daß sie ein warmherziger, lauterer Mensch war, der sich tapfer durchs Leben kämpfte. Er sagte: «Wir werden dafür sorgen, daß Lisaweta Nadjeschda Borowaskaja morgen vormittag um elf am Flughafen ist.»
Worauf Sir Harold, mit kaum merklicher Betonung des ersten Wortes, sagte: «Wir werden dafür sorgen, daß Miss Borowaskaja morgen vormittag um elf am Flughafen ist, zusammen mit Mrs. Harris und Mrs. Butterfield. Sie brauchen lediglich für Paß und Visum zu sorgen.»
Agronsky lächelte seinem Freund zu und sagte: «Also gut. Ich gebe zu, ich würde in Ihrer Lage auch nicht anders handeln.» Ein Gefühl der Erleichterung überkam ihn. Zwar hatte er sich für den Kuhhandel, den er eingegangen war, keine Rückendeckung eingeholt, und es konnte sein, daß man ihm einen Strick daraus drehte, doch wenn seine Vorgesetzten erst einmal die Einzelheiten erfuhren, würde man oben in der Regierung einsehen müssen, daß er, Agronsky, keine andere Wahl gehabt und das Richtige getan hatte.
Für den Augenblick vom Panzer der Bürokratie befreit, sagte Ana-tol Pawlowitsch: «Wissen Sie, Sie sind wirklich eine höchst bemerkenswerte Frau, Mrs. Harris. Ich schätze mich glücklich, Sie kennengelernt zu haben. Durch eine Reihe von höchst ungewöhnlichen Umständen hing es von Ihnen ab, welchen Verlauf eine bestimmte Affäre nahm, die unter Umständen das Ansehen der Sowjetunion beeinträchtigt hätte, und doch haben Sie keinen Versuch unternommen, Ihr Wissen zu Ihrem eigenen Vorteil oder zu dem des jungen Mädchens hier auszunutzen. Als sich Ihnen die Gelegenheit dazu geboten hätte, verlangten Sie nichts für sich selbst, sondern dachten nur an das Glück zweier junger Menschen. Gibt es denn gar nichts, was Sie selbst sich wünschen, irgendein kleines passendes Geschenk oder ein Andenken?»
Ada Harris richtete sich auf und antwortete schlicht: «Nein, Sir, vielen Dank. Sie sehen doch, welches Geschenk Sie mir bereits gemacht haben», und sie deutete auf Liz, die, den Kopf noch immer an Mrs. Harris’ Schulter, vor Freude und Glück schluchzte. «Dieses Geschenk ist das schönste, das ich mir denken kann, und ich werde es mein Lebtag nicht vergessen. Auch Sie werde ich nie vergessen, und ich danke Ihnen von Herzen.»
Und dann trat plötzlich ein merkwürdiger Ausdruck in das Gesicht, das eben noch soviel Würde, ja fast Größe ausgestrahlt hatte. Die alte, verschmitzte Mrs. Harris mit ihren Apfelbäckchen und den lustig blitzenden Äuglein kam wieder zum Vorschein, und sie sagte: «Verzeihung, Sir — da Sie schon so liebenswürdig sind... mir ist etwas eingefallen...»
«Oh, wie schön», sagte der stellvertretende Außenminister. «Und was ist es? »
«Ein Pelzmantel», antwortete Mrs. Harris.
Agronsky war enttäuscht und hatte das Gefühl, er habe in seiner blühenden Phantasie Mrs. Harris doch zu hoch eingeschätzt. Er hatte an nichts Bestimmtes gedacht, als er sie fragte, ob sie irgendeinen Wunsch habe. Er hätte ihr gern ein kleines, hübsches Andenken geschenkt, und empfand darum die unerwartete Bitte um einen Pelzmantel eigentlich als habgierig und unangemessen. Er unterdrückte einen Seufzer und dachte, was hast du schließlich erwartet? Letzten Endes sind sie doch alle gleich. Und er sagte: «Ich verstehe. Also ein Pelzmantel soll es ein.»
«Ich will ihn nicht für mich, Sir», sagte Mrs. Harris, «sondern für meine Freundin hier. Die ganze Geschichte ist allein meine Schuld. Sie spart schon seit vielen Jahren für einen
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