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Ein kleiner Ritter um halb vier

Ein kleiner Ritter um halb vier

Titel: Ein kleiner Ritter um halb vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verwüsteten Raum hinein. »Allealle!«
    »Nur ich bleib allhier!«, seufzte Olaf resigniert, fischte sich einen Zettel aus dem Chaos, schaute trübsinnig drauf und ließ ihn wieder zurücksegeln.

Es hatte gerade fünf Uhr geschlagen, ein düsterer Oktoberhimmel wölbte sich über die Stadt und der Samstag neigte sich dem Ende entgegen.
    »Du darfst nicht so eine Unordnung veranstalten«, flehte Theo, als sie wieder im Treppenhaus standen. »Du bringst uns sonst nichts als Ärger! Es geht um meine Geburtstagsfeier!«
    »Pah! Ich brächte Ärger? Der Schatz bringt nichts als Ärger! Was kann denn ich dafür?« Kasimir kletterte auf sein Meerschweinchen. »DiesesOben war nicht oben genug! Wir müssen weiter hoch!«
    Theo erschrak. »Weiter hoch?«
    »Was hilft es!«, rief Kasimir. »Es geht um meine Herzeloide! Was wartet ihr dort wie versteinert? Hat euch der böse Blick schon getroffen? In den Hexenturm, Gefährten!«
    Und nach einem Klapps begann Rosalinde noch eine Treppe weiter nach oben zu hopsen.
    Bis unters Dach.
    Bis vor Frau Merschmeiers Tür.
    »Aber es ist unmöglich, bei der Hexe zu suchen!«, rief Theo, aus Versehen sogar ziemlich laut. »Und sie lässt sich bestimmt nicht ablenken!«
    »Aber – denk an den Spruch«, meinte Mara.
    »Ja und?«, erwiderte Theo genervt. »Was nicht geht, geht nicht!«
    »Wo bleibet ihr? Ich brauch den Schatz bis morgen Nachmittag um vier!«, rief es von oben.
    »Und ich brauch meine Mama auch bis morgen Nachmittag um vier«, schrie Theo zurück. »Ich muss jetzt Papa die Gedichte vortragen, die wir gesammelt haben! Und dann soll er Mama endlich anrufen und sie ihr vorsingen! Ich hab jetzt keine Zeit!«
    »Fußvolk! Herbei!«, dröhnte es unbeirrt zurück. Theo stöhnte. Kapierte Kasimir denn gar nichts?
    Doch bevor das Fußvolk herbeikommen oder nachdenken konnte, hörte es, wie ein Stockwerk über ihnen die Tür aufgerissen wurde. »Thilo? Was soll denn dieser Lärm im Treppenhaus?«
    »Mist!« Theo duckte sich automatisch, auch wenn er dreimal nicht Thilo hieß und die Merschmeier ihn gar nicht sehen konnte.
    Doch sie hatte offenbar jemand anderen entdeckt: Kasimir!
    Die Kinder hörten sie kreischen: »Was war das für ein Tier? Irgendwas ist bei mir in die Wohnung geschlüpft! Thilo, hast du etwa die Haustür unten offen gelassen?! Habe ich nicht gesagt, die Mäuse kommen ins Haus! Und anscheinend nicht nur die!«
    »Los, wir dürfen Kasimir nicht im Stich lassen«, zischte Mara und zog Theo hinter sich her die Treppe nach oben.
    Theo bewunderte sie insgeheim und ärgerte sich zugleich: Ihr schien Kasimir wichtiger zu sein als er!
    »Hol dein Ungeziefer hier raus«, hörten sie die Merschmeier.
    Vorsichtig spähten die beiden Kinder durch die offene Wohnungstür. Die Merschmeier fegte besenschwingend durch die Zimmer.

    Mara stieß Theo an. »Ich weiß, nicht in die Augen schauen! Nicht zwinkern!«
    »Du schon wieder«, keifte die Merschmeier aus ihrer Küche, als sie Mara mit Theo im Schlepptau erblickte. »Dich habe ich doch heute früh schon im Garten gesehen!«
    »Äh … ich besuche Theo«, sagte Mara schwach.
    »Was machst du denn dann bitte schön im Treppenhaus? Ich weiß nicht, ob fremde Kinder dort überhaupt erlaubt sind! Ich spreche mit der Hausverwaltung …«
    Die Merschmeier hielt inne und hob drohend den Besen. »Moment! Stehen bleiben! Ihr seid doch nicht ganz sauber!«
    »Aber …« Mara war sprachlos. »Wir sollten doch … das Ungeziefer rausholen?«
    Die Merschmeier blitzte sie wütend an, doch Mara mied ihren Blick, sicher ist sicher.
    Aus dem nächsten Raum war Gepolter zu hören. Die Merschmeier fuhr herum, wobei sie mit dem Besen gegen die Küchenlampe stieß.
    Es regnete Scherben.
    »Ha!« Wütend starrte die Merschmeier auf die Bescherung. »Alles eure Schuld! Na wartet!«
    Da hörten sie eine wohlbekannte Stimme. Leise. Und drohend.
    »Hexe! Lass dir sagen! Dies ist mein Fußvolk! Lass es in Frieden!«
    Entsetzt sah Theo, dass der kleine Ritter Kasimir kurz im Türrahmen auftauchte, die Augen fest geschlossen, das Gesicht zu einer furchterregenden Fratze verzogen und wild mit dem Schwert fuchtelnd.
    Doch bevor die Merschmeier genau hinschauen konnte, war er auch schon wieder verschwunden.
    »Hexe?« Die Merschmeier sah plötzlich blass aus. »Was ist das für ein Streich, den ihr mir spielt?«
    »Wir … gehen jetzt besser«, murmelte Theo.
    »Mein grauer Star! Ich sehe Gespenster! Ich höre Stimmen!« Die Merschmeier rappelte sich auf. »Das

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