Ein kleiner Ritter um halb vier
konnte!
Der Ritter sprang auf Rosalinde. »Los jetzt! Der Schatz muss im oberen Flügel der Burg liegen, wenn er hier nicht ist! Das Gelände ist abgesichert, das Kraut vertreibt alle Drachen! Worauf warten wir!«
»Im oberen Flügel?« Theo starrte ihn verständnislos an.
»Denk doch an den Rätselspruch!« Mara grinste.
» Wer Schätze sucht, der wisse, nur selten liegen sie vergraben. Suchst unten du …«
» Sind oben sie !«, fiel der Ritter triumphierend ein. »Also nichts wie los!«
»Aber …« Theo war es gar nicht wohl bei dem Gedanken, mit dem Ritter die Wohnung noch einmal zu verlassen.
Oben wohnte die Merschmeier. Und mit der gab es immer Ärger.
»Sindobensiesindobensiesindobensie!«, krähte der Ritter und hämmerte gegen die Kinderzimmertür.
»Ja, ja …« Theo schwitzte.
»Was hast du denn?«, fragte Mara erstaunt.
»Äh …« Theo wollte gerade versuchen, alle davon zu überzeugen, dass oben im Haus rein gar nichts und überhaupt kein einziger Schatz versteckt sein konnte – da fiel ihm Olaf ein.
Olaf wohnte zwischen der Merschmeier und ihnen.
Und Olaf ließ sich sicher ablenken.
Und Olaf kannte auch jede Menge Gedichte! Sogar Liebesgedichte!
Mara und Theo konnten Olaf nach Liebesgedichten fragen! Und Kasimir konnte sich ininzwischen in Ruhe nach seinem Schatz umschauen.
Die Gedichte würden sie Papa bringen, dann brauchte er nicht selbst zu dichten. Er müsste sie nur noch Mama vorsingen!
Theo lächelte erleichtert. »In Ordnung. Wir klingeln bei Olaf!«
» Graf Olaf, Graf Olaf, sei brav, tief schlaf! « , sang Kasimir. »Wir kommen und finden oben droben meine Schatzkiste!«
»Olaf – das ist der, der heute früh über den Zaun gesprungen ist, oder?«, wollte Mara wissen.
Theo nickte. »Der ist in Ordnung. Komm, gehen wir. Wir fragen ihn nach Liebesgedichten. Und Kasimir sucht inzwischen in seiner Wohnung – oben eben.«
Mara begriff. »Plan C, oder?«
»Ja«, sagte Theo entschlossen, »Plan C! Wenn Papa Gedichte braucht und nicht selbst dichten kann, bringen wir sie ihm eben!«
Inzwischen war es Samstag, halb fünf.
Klingeln hatte nichts gebracht. Sie mussten mehrmals gegen die Tür hämmern. Olafs Musik war sogar im Treppenhaus laut. Eine heisere Stimme schrie irgendetwas Englisches.
Anscheinend hatte Olaf sie endlich gehört, denn jetzt öffnete er die Tür.
»Ihr?«, überbrüllte er verblüfft die Musik. Die heisere Stimme grölte weiter. »Womit kann ich dienen?«
Mara und Theo wechselten einen Blick.
»Mit Liebesgedichten!«, rief Mara.
Olaf machte noch ein verblüffteres Gesicht. »Wieso? Seid ihr verliebt?«
Theo wurde tiefrot und drehte seinen glühenden Kopf zur Wand. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Mara ebenfalls zur Seite schaute, zur anderen.
Olaf grinste und winkte sie herein. »Ich muss den Dylan leiser machen …!«
Puh! Theo machte dem kleinen Ritter ein Zeichen – und wie der Wind ritt der auf seinem Meerschwein durch die offene Tür.
» Beyond here lies nothin ’ , nothin ’ but the moon and stars «, brummelte der Student vor sich hin und winkte die beiden Kinder in die Küche. »Äh – setzt euch doch, ruhig auf die Bücher. Wollt ihr Milch?«
Mara und Theo schüttelten den Kopf. Theo ließ sich vorsichtig auf einem Bücherstapel nieder, der anscheinend als Hocker diente. Er hatte noch nie so ein Durcheinander an Papieren gesehen (außer vielleicht bei Benni, aber der behauptete auch, der Kinderarzt habe ihm bestätigt, er habe eine Aufräumallergie). Im Nebenzimmer schepperte etwas, und das schien nicht von der CD zu kommen. Der Ritter war am Werk.
»Also es ist so«, begann Theo zögerlich. »Wenn jemand jemanden überzeugen wollen würde, also …«
»Ja?« Olaf drehte sich eine Zigarette.
»Es ist eine Hausaufgabe«, fiel Mara ein. »Und weil du … also Sie …«
»Du«, sagte Olaf. »Ich bin ein Du. Logo.«
»Also weil du ja studierst, dachten wir …« Mara sah unsicher zu Theo.
»Ja?« Olaf wollte seine Zigarette schon anzünden, da fiel sein Blick auf seine Gäste, und er steckte bedauernd das fertig gedrehte gute Stück hinters Ohr. »Logo. Rauchfreier Nachmittag. Ihr braucht also als Hausaufgabe Liebesgedichte? Knuffig!«
Theo und Mara nickten erleichtert. Das klang doch ziemlich glaubwürdig.
»Berühmte oder selbst gemachte?« Olaf schenkte sich selbst ein Glas Milch ein. Als er das Glas absetzte, hatte er einen Milchbart.
»Äh … beides vielleicht.« Theo war unentschlossen, was Papa besser unterzujubeln
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