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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Carr
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ihrer Mutter, sondern macht sich auch Sorgen um Nancy.
    Â»Das gilt auch für dich, Sarah!«, faucht Ellen sie an. »Du steckst doch mit ihr unter einer Decke. Wie konntest du nur? Ich will auch dich nicht mehr sehen!« Sie wendet sich Richtung Tür, stößt aber dagegen, weil ihr die Tränen in den Augen stehen, auch wenn sie den Kopf hoch erhoben hält. Sie reißt die Tür auf und stürmt aus dem Zimmer.
    Sarah springt ebenfalls auf und will ihr hinterherlaufen. Bob hält sie am Arm fest. Er gibt ihr wortlos, allein durch ein entschlossenes Kopfschütteln zu verstehen, sie solle ihre Mutter in Ruhe lassen.
    Â»Aber Dad, ich muss …«
    Â»Ãœberlass das mir!«
    Dann ist er ebenfalls verschwunden, seine schweren, bedächtigen Schritte auf der Treppe folgen dem Geklapper von Ellens Sandalen. Hilflos blickt Sarah hinter ihnen her.
    Ritchie rutscht unruhig hin und her. »Ich brauche jetzt erst mal einen Drink.« Er geht zur Anrichte, holt eine Flasche Jack Daniels heraus und füllt drei Gläser. »Wollt ihr auch einen?« Er hält zwei Gläser empor.
    Â»Grandma?«
    Nancy nickt, sagt aber kein Wort. Sie sieht plötzlich sehr klein aus, so als habe Ellens Angriff ihren Körper schrumpfen lassen. Doch ihr Rückgrat ist immer noch so gerade, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt, ihr Kinn entschlossen vorgereckt. Sarah reicht ihr das Glas, sie nippt an ihrem Whisky und setzt sich hin.
    Â»Es musste sein, Sarah.«
    Ritchie hat sein erstes Glas geleert und schenkt sich ein zweites ein. Dann klopft er seine Taschen nach Zigaretten ab. »Ich geh mal nach draußen eine rauchen.«
    Â»Rauch ruhig hier drinnen, Ritchie. Draußen schüttet es.« Nancys Stimme klingt überraschend normal. Wie kann sie bloß so ruhig, so beherrscht bleiben, fragt Sarah sich.
    Ritchie tritt ans Fenster und blickt hinaus. Das Gewitter ist noch nicht abgezogen; Blitze zucken und Donner grollt, doch der Regen prasselt nicht mehr herunter.
    Â»Ich glaube, es hat aufgehört zu regnen.« Er geht nach draußen, das Glas in der einen, die Zigaretten in der anderen Hand.
    Nun sind nur noch Nancy und Sarah im Zimmer.
    Â»Ach, Grandma!«, sagt Sarah verzweifelt.
    Nancy blickt ihrer Enkelin in die Augen.
    Â»Es tut mir so leid, Sarah, dass ich dich da mit reinziehen musste. Aber jetzt verstehst du auch, warum ich es zuerst deiner Mutter sagen musste.«
    Â»Ich weiß nicht, ob es so klug war, es ihr überhaupt zu sagen.«
    Â»Ich auch nicht. Aber nun ist es passiert. Ich hoffe bloß, dass sie sich damit abfinden wird, wenn sie Zeit gehabt hat, sich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
    Â»Sie hätte nicht so reden dürfen!«
    Â»Sie stand unter Schock. Und sie steht immer noch unter Schock. Außerdem kennst du doch deine Mutter …«
    Â»Ja, allerdings!«
    Nancy legt die Hand auf Sarahs Hand, die auf dem Tisch liegt. »Und wie fühlst du dich, Sarah?«
    Â»Na ja.« Sarah lacht unsicher. »Wahrscheinlich sollte ich mich glücklich schätzen, das Endprodukt einer so großen Liebe zu sein. Eigentlich eine ziemlich romantische Vorstellung.« Sie hält inne und fügt dann bedauernd hinzu: »Allerdings sind damit wohl meine Chancen bei Chris Mackenzie dahin, oder?«
    Nancy runzelt verständnislos die Stirn.
    Â»Ich fand ihn ziemlich nett. Ein Glück, dass ich noch rechtzeitig erfahren habe, dass er mein Onkel ist.« Sie lacht wieder, aber es ist ein bitteres Lachen.
    Â»Ach, Sarah …« Plötzlich ist es mit Nancys Selbstbeherrschung vorbei; am liebsten würde sie losheulen. Sie hatte gedacht, dass sie auf alles gefasst wäre; aber dass sie nun auch noch Sarahs heimliche Wunschträume zerstört haben soll, ist zu viel. Es mag zwar eine Kleinigkeit sein, verglichen mit den vernichtenden Wahrheiten, die sie heute offenbart hat, aber trotzdem ist es die eine Sache, die das Maß voll macht.
    Â»Es tut mir so furchtbar leid …« Wie oft kann ich das eigentlich noch sagen, und macht es überhaupt einen Unterschied? »Kannst du mir je verzeihen?«
    Â»Ach, Grandma!« Sarah lässt das Glas los und umfasst Nancys Hand. »Ich habe, weiß Gott, auch Fehler gemacht. Wir sind doch alle bloß Menschen. Auch du.« Sie lächelt, ein wenig matt, aber erfüllt von der Liebe und Zärtlichkeit, die sie für diese außergewöhnliche Frau, ihre

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