Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Eigenschaften vererben. Die Erbmonarchie kann sich gegenüber der Wahlmonarchie nur aus dem Grund durchgesetzt haben, dass ihre Legitimität von der Bevölkerung höher eingeschätzt wurde. Denn egal, welche Herrschaftsform man betrachtet – ohne die Bevölkerung geht es nun mal nicht.«
    Leo nickte nachdenklich. Das leuchtete ein. Und eigentlich war es ein einfacher, naheliegender Gedanke – dass man darauf nicht selber gekommen war!
    Er hätte Simon König gern gesagt, wie interessant er dieses Gespräch fand und, ja, wie viel es ihm bedeutete – allein, dass es stattgefunden hatte. Aber er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte, also sagte er nichts, sondern nickte nur und legte Lauchringe auf die Mettwurstschnitten.
    ***
    Blöde Party. Was interessierte ihn die Mongolei? Also ehrlich. Root lehnte in dem windgeschützten Winkel zwischen Aufzugsschacht und Badezimmer-Außenwand, wie er es immer zu tun pflegte, wenn er mal eine rauchen musste. Rauchen durfte man nämlich in Alex’ Umgebung auch nicht, egal wie viel oder wie gut man arbeitete.
    War sowieso besser hier draußen. Kein blödes Geschnatter um einen herum, eine tolle Sicht über die Stadt, und ein lauer Frühlingsabend. Was wollte man mehr?
    Als er eine Stimme hörte, beugte er sich vor, um nachzusehen, woher sie kam. Ach so. Dieses ausgeflippte Weib. Stand an der Brüstung und telefonierte. Root spitzte die Ohren.
    »… will doch nur rauskriegen, wo er steckt!«, rief sie gerade. »Ach, komm, erzähl mir nichts …«
    Root lehnte sich wieder zurück. Alles klar. Wie er schon immer vermutet hatte, machte Sirona mit irgendwelchem verflossenen Beziehungskäse herum. Deswegen kam Alex bei ihr nicht zum Zug, sosehr er sich auch ins Zeug legte.
    Er sah dem Rauch nach, den er in die Luft blies, wo ihn ein sanfter Wind nach und nach verwehte. Natürlich ging ihn das nichts an.
    Deswegen war es ja so interessant.
    Er lugte noch einmal um die Ecke.
    »… das habt Ihr mir damals erzählt, aber inzwischen ist mir klar, dass das nicht stimmen kann. Ich weiß nicht, was hinterTWIN steckt, aber jedenfalls nicht das, was mir Friedhelm damals hat weismachen wollen!«
    TWIN? Was hieß das nun? Root spitzte die Lippen. Das klang nicht mehr so richtig nach Beziehungskäse.
    »… benutzt!«, rief Sirona ins Telefon. »Benutzt habt Ihr mich, weiter nichts!«
    Mit einer wütenden Bewegung klappte sie das Gerät zu, und dann stand sie einfach nur da, am Geländer, starrte in die Nacht hinaus und schluchzte.
    Root lehnte sich so leise wie möglich wieder zurück. Besser, sie merkte jetzt nicht, dass er ein bisschen mitgehört hatte.
    ***
    Es war alles gar kein Problem. Er kam gut zurecht, doch, das tat er. Alles, was man tun musste, war, zu funktionieren. Und er funktionierte. Tadellos. Jeden Tag besser, weil jeder Tag eine neue Gelegenheit bot, sämtliche Abläufe einzuüben, damit sie noch reibungsloser, noch perfekter abliefen.
    Vincent erwachte mit dem Wecksignal, schlug die Decke beiseite und stand, ehe es wieder aufhörte. Sich waschen, sich anziehen – nach und nach gewöhnte er sich auch hier die immer gleichen Bewegungsabläufe an, die optimalen Bewegungsabläufe. Wie ein Roboter das getan hätte. Er wusch sich und wurde dabei zum Roboter, zur festprogrammierten Maschine. Mehr war nicht nötig.
    So würde er das alles überstehen. Kalt, metallisch, festen Bahnen folgend. Ohne unnötige Bewegungen, ohne Energie zu verschwenden. Wie C3PO, nur dass er die Ruhe selbst war und mit niemandem redete, es sei denn, es war absolut erforderlich.
    Das Konzept, optimale Bewegungsabläufe zu suchen, einzuüben und stets unverändert auszuführen, funktionierte hervorragend. Damit bekam er pro Stunde mehr Filter fertig als jeder andere, was den Aufseher dazu veranlasste, anerkennend zu nicken. Wozu er freilich nicht verpflichtet gewesen wäre und was auch nichts zu bedeuten hatte.
    Der Aufseher kam eines Tages auf ihn zu. Vincent sah es, ohne in seiner Arbeit innezuhalten, und rechnete damit, ein Lob zu bekommen, doch stattdessen sagte der Mann: »Sie sehen nicht gut aus, Merrit.«
    Was sollte das heißen? Vincent verstand es nicht. »Ich fühle mich bestens, Sir«, sagte er, und soweit es ihn anbelangte, war das die reine Wahrheit.
    »Sie sollten zum Arzt gehen«, fuhr der Aufseher fort, ein durchtrainierter Mann mit kurzen, blonden Haaren.
    »Danke, Sir, aber ich glaube, das ist nicht nötig.«
    Doch er wurde nicht gefragt. Er war ein Gefangener, ein Häftling, ein

Weitere Kostenlose Bücher