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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nichtflüchtigen Speicher, der im Unterschied zu einem normalen EPROM auf programmtechnischem Wege lösch- und neu beschreibbar ist. Er bietet nur 8 Kilobyte Speicher, dient in dieser Maschine aber auch nur dazu, eine Gerätenummer und einige Einstellungen zu speichern, zum Beispiel, ob die Tasten einen Ton erzeugen sollen, wenn man sie betätigt, oder nicht. Den Rest des Speichers teilen sich ein Ereignis- und ein Fehlerprotokoll.
    Ein Manipulationsprogramm kann eine Routine enthalten, die die beiden Protokolle automatisch so kürzt, dass Platz ist für eine Liste von 16-Bit-Zahlen, für jede Partei beziehungsweise jeden Kandidaten eine. Anstatt die abgegebenen Stimmen direkt in die Stimmenmodule zu schreiben, würde das Programm einfach nur diese Zahlen hochzählen und am Ende der Wahl entweder ehrlich für jede Zahl die entsprechende Menge von Einzelstimmen in den Flash-Speicher schreiben – oder eben nicht. Da bei einer Wahl nur die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen überprüfbar ist, kann man auf diese Weise (und trotz der raffinierten Konstruktion der Stimmenmodule) dennoch nach Belieben zwischen den aufgelaufenen Stimmzahlen hin- und herschichten.
    Empfehlenswert wäre ferner eine Prüfroutine, die sicherstellt, dass einer Partei erst dann Stimmen gestohlen werden, wenn sie eine bestimmte Anzahl davon erhalten hat: Auf diese Weise kann man verhindern, dass ein Kandidat vielleicht nur eine Stimme bekommt – wenn die dann in der Auszählung nicht erscheint, würde der Wähler, der sie abgegeben hat, genau wissen, dass etwas nicht stimmt.
    42 Es gibt auch sogenannte OTP-EPROMS, die nur ein einziges Mal programmierbar sind, ähnlich einer nur einmal beschreibbaren CD. Das Kürzel OTP steht für one time programming.

KAPITEL 12
    D er Schreck durchfuhr Vincent wie eine Explosion heißer Lava. Natürlich! O Gott, natürlich! Wenn Zantini das Programm erst einmal hatte, wenn er es wirklich einsetzte, gegen Millionen von Dollar, dann musste er alle Mitwisser zum Schweigen bringen, natürlich, natürlich.
    Was für ein Idiot war er gewesen, Zantinis Beteuerungen von der Ehrlichkeit eines Mafiosi auch nur eine Sekunde lang zu glauben. Was für ein Unsinn! Die Mafia hatte den letzten Besitzer dieses Hauses getötet, weil er ihr im Weg gewesen war. Wenn Vincent nicht handelte, wenn er nicht sofort und auf der Stelle die Flucht ergriff, dann würde sie auch den gegenwärtigen Besitzer dieses Hauses töten.
    Überhaupt war er ein kompletter Riesenidiot gewesen, sich zu dieser Sache überreden zu lassen. Sich bei seinem blöden Stolz packen und über den Tisch ziehen zu lassen. Hornochse, der er war! Trottel! Rindvieh!
    Wie von selbst glitt Vincent von der Kloschüssel, mit schlotternden Gliedern, aber leise, leise. Nicht, dass die da draußen ihren Herrn und Meister und Henker informierten, dass er gewarnt war, das sie sich verplappert hatten … Vincents Hand floss um den Türgriff, schaffte es, ihn mit chirurgenhafter Behutsamkeit zu drehen, obwohl sein ganzer Körper vor Entsetzen bebte … Und draußen war er.
    Er ließ die Tür offen, huschte den Gang entlang, verschwand im Arbeitszimmer, schloss hinter sich ab. Ruhig, sagte er sich. Noch war alles zu retten. Er musste nur schnell und entschieden handeln.
    ***
    Vincent hatte sich zu schnell aus der Toilette geflüchtet, um die Antwort des tätowierten Mannes noch mitzukriegen.
    »Furry«, sagte der und räkelte sich, »du schaust zu viel fern. Das sag ich dir schon die ganze Zeit.«
    »Ich red nicht vom Fernsehen. Lenk nicht ab.«
    »Umbringen? So ein Quatsch. Als ob dem das einer glauben würde, wenn er zu den Bullen geht und erzählt, dass er ’n Programm zur Wahlfälschung geschrieben hat. Erstens kapieren das die Bullen überhaupt nicht. Zweitens würd’s die einen Scheiß kümmern, selbst wenn sie’s kapieren würden. Und drittens wird unser Bubi nicht zu den Bullen gehen – vor denen hat er nämlich eine Scheißangst.«
    Furry kratzte sich die Wolle, die aus dem Ausschnitt ihres T-Shirts quoll. »Wieso hat unser Bubi Angst vor den Bullen? Das ist doch ein braver Bürger.«
    »Das sieht bloß so aus. Der war schon mal im Knast, vor zehn Jahren oder so.«
    »Echt? Und was hat er ausgefressen?«
    »Irgendwas mit Computern natürlich.«
    Sie ließ sich das durch den Kopf gehen. Gemächlich. Gründlich. Es gab an einem warmen Tag wie heute keinen Grund zur Hektik. Erst recht nicht, wenn man mit einem Pelz wie ein Bär gesegnet war.
    Wenn man bedachte, dass

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