Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Silvester gerade mal eine gute Woche her war … Genial, dieses Florida.
    Schließlich fragte Furry: »Woher weißt du denn das?«
    Pictures Kopf zuckte hoch; er war wohl kurz weggedöst. »Hmm? Was? Ach so. Das hat Ben erzählt. Und der hat’s von Bubis Chefin. Die besorgt sich nämlich alle Akten, die’s über ihre Leute gibt.« Er grinste. »Und über ihre Leute gibt’s ’ne Menge Akten.«
    »Sag bloß. Dabei sehen die alle so brav aus.«
    »Das war in Philadelphia. Oak Tree Detention Center. Hab ich mir gemerkt, weil ich jemanden kenne, der dort auch mal war. Jason, ich weiß nicht, ob ich dir von dem schon mal erzählt hab …?«
    »Sagt mir jetzt gerade nichts.«
    »Hat ’nen Überfall auf ’ne Tankstelle gemacht. Im Vollsuff.«
    »Ach, der Jason. Klar. Und?«
    »Na ja, der sagt, wenn du dort in den falschen Trakt kommst, kann’s sein, dass dir ziemlich beeindruckende Dinge passieren.« Pictures nahm einen tiefen Schluck aus seiner Dose. »Der Akte nach zu schließen, war unser Bubi im falschen Trakt. Deswegen glaub ich nicht, dass er zu den Bullen geht.«
    »Also gut.« Furry nahm sich ein neues Bier aus dem Kasten. »Ich hoff mal, du hast Recht.«
    Das Bier schmeckte genauso gut wie das davor, die Sonne strahlte immer noch so schön warm, dass man am besten ruhig liegen blieb, aber irgendetwas hatte sich verändert. Sie spürten es beide, instinktiv, wechselten einen Blick, dann setzte sich die Frau auf, stellte die haarigen Füße auf den Bretterboden und sagte: »Ich glaub, ich schau mal nach unserem Bübchen. Ob’s Mamas Liebling gut geht.«
    Pictures nickte. »Frag ihn, ob er auch ’n Bier will. Geht alles leichter mit ’nem kalten Bier an so ’nem Tag.«
    Furry rappelte sich hoch, tappte barfüßig ins Haus. Die Gittertür klapperte beruhigend. Im Hausflur stank es nach Scheiße. Kein Wunder, die Klotür stand offen. Und gespült war auch nicht. Echt schräg, diese Computertypen. Sie betätigte die Spülung, schloss die Tür und watschelte zum Arbeitszimmer, klopfte sacht an: »He! Alles okay bei dir? Willst du vielleicht ein kaltes Bier?«
    Keine Antwort. Sie drehte den Türknopf.
    Im Zimmer war es stockdunkel. Noch nicht mal der Bildschirm war an, obwohl man den Computer rödeln hörte wie verrückt.
    »Vincent?«
    Sie tastete nach dem Lichtschalter, schaltete das Licht ein. Niemand da. Was bedeutete, dass der Junge schlief.
    Normalerweise wäre sie wieder raus auf die Terrasse gegangen und sie hätten sich darüber lustig gemacht, wie diese Computerfreaks lebten. Aber da war dieses seltsame Gefühl, und das brachte sie dazu, im Schlafzimmer nachzusehen.
    Und dort war auch niemand.
    Das war jetzt seltsam. Beunruhigt ging Furry das ganze Haus ab – Badezimmer, Küche, Wohnzimmer … Alles leer und verlassen.
    » Pic! «, schrie sie. »Der Junge ist abgehauen!« Dann zog sie ihr Telefon heraus und wählte Zantinis Nummer.
    ***
    Durch den Schacht unterhalb des Hauses ins Freie zu robben war schweißtreibender, als Vincent erwartet hatte. Auf halber Strecke, als er sich unter einem besonders fiesen Balken hindurchzwängen musste, befiel ihn die Panik, steckenzubleiben, nicht mehr vor und nicht mehr zurück zu kommen und nicht gefunden zu werden …!
    Aber dann ging es doch weiter, und endlich glitt er, von Kopf bis Fuß klatschnass und zitternd, hinter der halb vertrockneten Agave beim Schlafzimmerfenster ins Freie. Sah ihn jemand? Nein. Er zog das kleine Bündel hervor, das er die ganze Zeit hinter sich hergezerrt hatte. Schnell.
    Alles hing davon ab, ob der Teppich mit dem Schließen der Klappe tatsächlich wieder flach zurückgerutscht war, ob es sich ausgezahlt hatte, dass er sich fast den Arm verrenkt hatte, um das Ding in die richtige Position zu zerren …
    Na gut, er konnte sowieso nur das Beste hoffen. Und machen, dass er davonkam, durch die Hecke und am Haus der Nachbarn vorbei (die sowieso nicht da waren) und dann einfach immer weiter …
    Er würde zum ersten Mal im Leben ein Auto stehlen müssen. Hoffentlich war das tatsächlich so leicht, wie es in Filmen immer aussah. Aber ohne Auto kam man aus dieser Gegend nirgendwo hin.
    Im Laufen durchwühlte er die paar Habseligkeiten, die er hatte mitnehmen können. Ein bisschen Werkzeug, das würde ihm vielleicht helfen. Geld und die Kreditkarten, natürlich. Der Umschlag, der auf irgendeine Weise, die ihm selber noch nichtklar war, seine Lebensversicherung werden würde. Oder auch nicht, wenn er Pech hatte. Und …
    Ein heißer Schreck

Weitere Kostenlose Bücher