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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Sie?«
    »Weil ich das irgendwie nicht fasse. Ich wüsste nicht im Traum, wie ich das anfangen sollte. Das Programm zu schreiben, so schwierig es ist, ist ein Klacks dagegen.«
    Der Zauberkünstler legte ihm die Liste hin und lächelte. »Darum ergänzen wir uns ja so gut.« Der Einwand schien ihn trotz allem nicht sonderlich irritiert zu haben.
    »Ich glaub das erst, wenn ich es sehe.«
    »Da wird es nichts zu sehen geben.« Zantini drehte seinen Stuhl wieder herum und stützte sich mit verschränkten Armen auf die Lehne; seine Lieblingsposition offenbar. »Wenn wir schon von Schwierigkeiten reden – es gibt ein viel grundsätzlicheres Problem bei unserem Vorhaben. Nämlich, dass die Politiker, mit denen ich gesprochen habe, auch nicht glauben, dass ich kann, was ich behaupte.«
    »Kann ich nachvollziehen.«
    »In dem Fall nicht, denke ich. In dem Fall liegt es daran, dass die Generation der Politiker, die heute an der Macht ist, von Computern keine Ahnung hat. Die verstehen nicht, wie diese Geräte funktionieren. Nicht dass ich viel Ahnung hätte. Aber die haben gar keine .«
    Vincent sah skeptisch drein. »Kann ich mir nicht vorstellen. Ich meine, okay, die werden nicht gerade in ihrer Freizeit programmieren, aber zumindest ein bisschen was versteht doch heutzutage jeder von Computern.«
    Zantini gab einen schweren Seufzer von sich. »Ich will Ihnen nur ein Beispiel erzählen. Die deutsche Justizministerin hat sich im Rahmen irgendeiner Kampagne von einer Gruppe Schulkinder interviewen lassen. Kam im Fernsehen, als ich in Deutschland war. Die Kinder fragten alles Mögliche, wie der Arbeitstag einer Ministerin aussieht und so weiter, und am Schluss, was für einen Browser sie benutze.«
    Vincent hob die Schultern. Den Internet Explorer, nahm er mal an; bei reinen Usern eine lässliche Sünde. »Und?«
    »Diese Frau sagt doch wirklich –« Zantini hielt inne, begann, seine Nasenwurzel zu massieren. »Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass diese Ministerin damals gerade ein Gesetz durch den Bundestag gebracht hatte, das die Rechtslage für alle bei deutschen Providern gespeicherte Webseiten neu geregelt hat. Und dieselbe Frau antwortet tatsächlich mit der Gegenfrage: ›Was ist noch mal ein Browser?‹«
    Vincent machte große Augen. »Oh.«
    »Verstehen Sie? Das meine ich mit ›keine Ahnung‹.«
    »Das … kann man auch kaum anders nennen.«
    »Diese Leute erahnen die Möglichkeiten nicht einmal, die ihnen Wahlmaschinen eröffnen. Die halten Wahlen nach wie vor für sicher. Wahlmaschinen, das ist für die einfach nur ein Ersatz für Stimmzettel. Moderner halt. Und man muss nicht jedes Mal Stimmzettel drucken, hat mir einer gesagt, und fand das einen tollen Vorteil.«
    »Für das, was so ein Gerät kostet, kann man viele Stimmzettel drucken, schätze ich.«
    »Aber hallo.«
    »Okay«, meinte Vincent und verschränkte die Arme. »Und was heißt das? Wie wollen Sie das Problem lösen?«
    Der Zauberkünstler lächelte, wie man lächelt, wenn man jemanden in ein großes Geheimnis einzuweihen gewillt ist. »Wiedas Schicksal es will, bietet sich uns demnächst eine einmalige Chance, unsere … hmm, sagen wir, Dienstleistung angemessen zu präsentieren.« Er musterte Vincent sorgenvoll. »Allerdings begrenzt das den Zeitrahmen empfindlich, innerhalb dessen wir unsere Vorbereitungen abgeschlossen haben müssen. Und wir heißt in dem Fall vor allem Sie .«
    Vincent kniff die Augen zusammen. »Was heißt das konkret?«
    »In vier Wochen«, begann Zantini, beugte sich vor und faltete die Hände, »findet in einem der deutschen Bundesländer eine Wahl statt, eine sogenannte Landtagswahl. In diesem speziellen Fall ist es so, dass sich alle Parteien, die daran teilnehmen, schon bindend zu bestimmten Koalitionen verabredet haben – was an sich kein Problem ist, weil allgemein ein bestimmtes Wahlergebnis erwartet wird, nämlich dass die bisherige Opposition die regierende Partei ablöst. Aber rechnerisch – also wenn die Wähler anders abstimmen sollten, als die Prognosen errechnen – wäre es möglich, dass eine völlige Blockade eintritt. Dass keine Partei eine Regierung stellen kann, ohne ihre Bündnisse zu verraten.«
    »Und das wollen Sie erreichen?«
    »Genau. Auf technischem Wege, natürlich.«
    Vincent ließ sich das durch den Kopf gehen. »Nicht dumm.« Das würde die Politiker unter Druck setzen. »Gar nicht dumm.«
    Der Zauberkünstler musterte ihn. »Denken Sie, dass Sie das bis dahin schaffen?«
    »Ja«, sagte

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