Ein königlicher Verführer
König kategorisch. „Du hast deine Büros und ein Apartment in New York. Du kennst die Stadt, ihr Tempo, den Umgangston. Du wirst mit dieser Santos-Frau fertig werden und sicherstellen, dass sie das Collier pünktlich abliefert.“
So viel zu Komplimenten von seinem Erzeuger! Kein Zweifel, dies war ein königlicher Befehl, dem sich selbst Alex nicht widersetzen konnte.
„Es gab doch noch mindestens vier bis fünf andere Designer“, versuchte er es ein letztes Mal. „Könnte nicht jemand von ihnen das Collier …“
Der Griff der Königin auf seinem Arm verstärkte sich. „Ich habe von Anfang an Miss Santos’ Entwurf favorisiert, Alex“, sagte sie leise, aber sehr eindringlich. „Natürlich stimmte ich zu, als dein Vater entschied, der französischen Firma den Auftrag zu geben, doch jetzt …“
Alex schaute seiner Mutter in die Augen und gab sich geschlagen. Er wusste, es würde ein Leichtes sein, seinen Vater, der ebenso spontan und aufbrausend, wie seine Frau freundlich und zurückhaltend war, davon zu überzeugen, einen anderen Designer zu wählen. Doch gerade jetzt beschlich ihn wieder einmal das Gefühl, dass Königin Tia an der Seite ihres Gatten nicht das Leben führte, von dem sie einst geträumt hatte. Und wenn ein Geburtstagsgeschenk – entworfen von Maria Santos – nun einmal das war, was sie ersehnte …
„Alexandros?“, fragte Tia weich. „Denkst du wirklich, ich mache einen Fehler?“
Rasch legte er einen Arm um die Schultern seiner Mutter und zog sie zärtlich an sich. „Ich denke, du solltest genau das bekommen, was du dir zu deinem Geburtstag wünschst.“
Tia strahlte. „Danke, mein Sohn.“
„Dank lieber mir“, brachte sich Aegeus wieder in Erinnerung und schenkte seiner Frau, was er für ein liebevolles Lächeln hielt. „Immerhin bezahle ich das Collier.“
Die Königin lachte. Sie hob sich auf die Zehenspitzen, küsste die Wange ihres Sohnes und ergriff die Hand ihres Mannes, der eifersüchtig nähergekommen war. „Ich danke euch beiden , wie ist das?“
„Bestens“, versicherte Alex mit schiefem Lächeln.
Und das versicherte er sich auch selbst immer wieder, während des endlos scheinenden Fluges von Aristo nach New York …
2. KAPITEL
Alles wird gut !
Das war es, was Maria versuchte sich einzureden, während die U-Bahn rumpelnd zum Halten kam.
So müde und erschöpft, wie sie sich fühlte, störte es sie nicht einmal, dass der Mann neben ihr penetrant nach Knoblauch roch. Oder dass ihre Füße nach einem Tag in den umwerfend schicken, aber völlig laufuntauglichen Manolo-Stilettos vor Schmerzen geradezu schrien.
Davon abgesehen hatte der andauernde Nieselregen, der sich im Laufe des Tages zu einem unangenehmen Eisregen steigerte, ihre dreihundert Dollar glatt gestylte Traumfrisur von Chez Panache in die gewohnte, kaffeebraune Fülle wilder Locken zurückverwandelt. Und zu allem Überfluss schien sich jetzt auch noch eine Grippe anzukündigen.
O ja, alles würde wieder gut werden.
Und wenn nicht … dann …
Die Bahn ruckte, als sie anfuhr. Der Knoblauch-Mann fiel gegen Maria, die versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten und plötzlich spürte, wie einer ihrer Absätze abbrach. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Fluch, den eine Lady weder in Spanisch noch in Englisch hören lassen sollte, auch wenn sie beider Sprachen mächtig war.
Nicht, dass Maria sich im Moment auch nur annähernd wie eine Lady gefühlt hätte! Trotzdem beherrschte sie sich tapfer und überlegte, wie sie in der überfüllten U-Bahn, zwischen den Beinen der anderen Passagiere, ihren verlorenen Absatz wiederfinden sollte. Wie sich schnell herausstellte, ein aussichtsloses Unterfangen.
Ade Manolo Blahniks. Ade Chez Panache. Ade Designer Schmuck von Maria Santos …
Nein! Absolut nein! So durfte sie nicht denken. Was hatte sie gerade erst in dem Stress-Bewältigungs-Seminar gelernt? Okay, aus Geld- und Zeitmangel konnte sie nicht wirklich am Unterricht teilnehmen, hatte sich aber die Kursbeschreibung im neuen Volkshochschulkatalog aufmerksam durchgelesen …
Im Jetzt leben, lautete die Parole.
Das war es. Stressreduzierung, indem man lernte, im Augenblick zu leben. Und das bedeutete … verflixt! , dass sie gleich die Canal Street erreichten.
„Entschuldigung! Darf ich mal …? Verzeihung, würden Sie mich bitte durchlassen? Achtung!“ Energisch kämpfte sich Maria zwischen ihren Mitfahrern hindurch, erreichte die Tür, als die sich gerade wieder schließen wollte, schlüpfte in
Weitere Kostenlose Bücher