Ein königlicher Verführer
Zukunft schauen können.“
Königin Tia lachte herzlich. „Siehst du, Aegeus? Wie ich gesagt habe!“ Dann wedelte sie ihre Zofen mit der Hand beiseite und schritt mit Hilfe ihres Sohnes die Stufen des Podests herab. „Es ist gut, dich wieder hier zu haben, Alexandros.“
„Es tut gut, wieder hier zu sein“, entgegnete er charmant und wies fragend mit dem Kopf auf die Zofen, die sich dezent in den Hintergrund zurückgezogen hatten. „Was bedeutet das alles?“
„Das habe ich dir doch eben erklärt“, mischte sich sein Vater ungeduldig ein. „Vorbereitungen für das Geburtstagsfest deiner Mutter. Ich denke, wir müssen endlich konkrete Entscheidungen bezüglich der Ausstattung und des Dekors treffen. Zum Beispiel, welche Stoffe und Farben für den Thronsaal infrage kommen, wo der offizielle Teil des Festes stattfinden wird. Habe ich nicht recht, Gentlemen ?“
Die Lakaien nickten pflichtschuldig.
„Ich möchte nicht, dass irgendetwas übersehen wird oder dem Zufall überlassen bleibt.“ Erneut musterte Aegeus streng seine Untergebenen, die wieder eifrig nickten.
Auf Alex wirkten sie wie Truthähne, die zu Füßen des Farmers Körner aufpickten. Nur mit Mühe gelang es ihm, ein despektierliches Grinsen zu unterdrücken.
„Nun, was ist deine Meinung, Alexandros? Welches Thema sollen wir wählen? Etwas aus der Antike? Oder etwas aus der Zeit der Kreuzzüge? Oder das ottomanische Reich? All das hat einen Bezug zu unserer Vergangenheit, weißt du?“
Was für einen geschichtlichen Bezug sein Vater suchte, war ihm egal. Alex ging es einzig darum, woran seine Mutter wirklich Freude haben könnte.
„Das Thema ist doch zweitrangig. Hauptsache, es wird ein aufwändiges, prachtvolles Spektakel“, murmelte er gedehnt. „Wir wollen doch nicht, dass behauptet wird, nur die Calistans seien in der Lage, spektakuläre und glamouröse Partys zu veranstalten, oder?“
Aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Mutter leise den Kopf schüttelte und sich ein Lächeln verbot. Die Wirkung auf seinen Vater fiel wie beabsichtigt aus. Jegliche Erwähnung des Königshauses von Calista, das einst mit Aristo das sagenumwobenen Königreich Adamas bildete, ließ ihn die Nackenhaare aufstellen.
„Ha! Spektakulär? Glamourös sagst du?“
„Exakt.“ Alex schüttelte den Kopf. „Wohingegen ich nie diesen Tamtam um die Geburtstagsfeier der englischen Königin verstanden habe, die dagegen in einem vergleichsweise schlichten Rahmen begangen wurde, du etwa, Mutter?“
„Nein“, versicherte Königin Tia in schöner Unschuld. „All diese Reporter und Fernsehleute, und das weltweite Interesse an Elisabeth und dem englischen Königshaus. Trotz der, wie du schon sagtest, eher schlichten und doch so eleganten Feier …“
Ihr Gatte schnaubte verächtlich. „Was ist daran so schwer zu verstehen? Entweder man kennt und schätzt die Virtuosität des Einfachen, oder nicht! Es gibt nur ein probates Thema für deine Geburtstagsfeier, Tia!“, verkündeter er mit neugewonnener Energie und schob die Papierstapel auf seinem Schreibtisch mit einer ungeduldigen Handbewegung zu Boden. „Frühlingserwachen! Ich kann es direkt bildhaft vor mir sehen … Massen von Frühlingsblumen! Venezianische Tischwäsche in allen Schattierungen von gelb und grün. Und du, die Königin, gekleidet im gleichen blassen Rosa wie der Diamant in der Krone von Aristo …“
Danke!, formte seine Frau lautlos mit den Lippen in Richtung ihres Sohnes. Alex grinste und zwinkerte ihr vertraulich zu.
„Das hört sich nett an“, wandte sie sich dann demütig an ihren Gatten.
„Nett? Es wird einfach prachtvoll! Besonders, wenn du im Mittelpunkt stehst, geschmückt mit dem Collier, das ich extra als dein Geburtstagsgeschenk in Auftrag gegeben habe. Obwohl, wenn man dazu vielleicht noch eine Brosche …“
„Keine Brosche“, bremste Königin Tia seinen Elan. „Es wäre unangebracht, ein Collier und eine Brosche zu tragen.“
Derart kleinliche Einwände interessierten König Aegeus nicht. „Wie auch immer. Mach das mit dem Handwerker ab.“
„Der Schmuck-Designerin“, korrigierte seine Frau sanft. „So nennt sie sich.“
Sie? Alex schob die Brauen zusammen und warf seiner Mutter einen scharfen Blick zu. Er dachte an das Wochenende zurück, als ein halbes Dutzend Juweliere aus allen Teilen der Erde von seinen Eltern nach Aristo eingeladen waren. Hatte es etwa noch eine andere Frau in dieser Gruppe gegeben? Er konnte sich nur an eine erinnern.
Aber genau das
Weitere Kostenlose Bücher