Ein Koenigreich fuer die Liebe
nichts dergleichen, sondern setzte sich aufrecht hin und atmete einige Male tief durch, um sich zu beruhigen. „Warum kommst du nicht einfach zur Sache?” entgegnete sie spöttisch. „Dann können wir unsere Unterredung beenden und wieder getrennte Wege gehen. Sicher wünschst du es dir genauso wie ich mir.”
Sofia war stolz auf sich, weil sie solche Fortschritte gemacht hatte. Früher wäre sie sofort explodiert, hätte ihn angeschrien und wäre in Tränen ausgebrochen, und Damiano hätte doch nur mit Verachtung darauf reagiert. Mittlerweile hatte sie allerdings ge lernt, ihre Gefühle zu unterdrücken und sich genauso kühl und beherrscht zu geben wie er.
Trotzdem gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen ihnen. Sie hatte gelernt, sich zu beherrschen, um sich noch mehr Leid zu ersparen. Damiano dagegen fiel es überhaupt nicht schwer, weil sie ihm egal war.
„Du möchtest also, dass ich zur Sache komme.” Er zog eine Augenbraue hoch, als hätten ihre Worte ihn amüsiert. „Na gut, ich sage dir, warum ich dich herbestellt habe. Ich habe es getan, weil ich diesen Gerüchten ein Ende bereiten möchte. Und um das zu tun, brauche ich deine Mithilfe.”
„Meine Mithilfe?” Sie lächelte skeptisch. In Anbetracht der unterschwelligen Feindseligkeit, die zwischen ihnen herrschte, erschien allein die Vorstellung ziemlich absurd.
Doch er ließ nicht locker. „Allerdings.” Mit ernster Miene fuhr er fort: „Und ich glaube, dass wir die Gerüchte am ehesten aus der Welt schaffen können, wenn wir die Leute davon überzeugen, dass wir eine glückliche Ehe führen.”
Sofia lachte ungläubig. „Und wie willst du das bewerkstelligen?” Ihre graublauen Augen funkelten spöttisch. „Willst du deinen Zauberstab schwingen? Oder willst du in einer Anzeige in der Times verkünden, wie glücklich wir sind?”
Damiano lachte nicht, aber ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Weder noch.”
„In dem Fall würde ich sagen, dass du dir eine unlösbare Aufgabe gestellt hast.”
„Sie ist schwierig, aber nicht unlösbar.” Erneut betrachtete er sie eine Weile, bevor er weitersprach. „Ich habe nicht vor, den Leuten zu erzählen, wie glücklich wir sind. Vielmehr beabsichtige ich, es ihnen mit deiner Hilfe zu zeigen.”
„Es ihnen zu zeigen? Wie denn das?” Das Lachen war ihr vergangen. Erneut verspürte sie einen Anflug von Panik. Was er sagte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
„Es gibt nur eine Möglichkeit, es ihnen zu zeigen: indem wir beide so oft wie möglich in der Öffentlichkeit auftreten und mit unserem Verhalten beweisen, wie glücklich wir sind.”
Damiano meinte es tatsächlich ernst. Jetzt wurde ihr übel. Er war zynisch genug, um sich zu einer solchen Farce herabzulassen.
„Du meinst, wir sollen Händchen ha lten, uns schmachtend in die Augen schauen und uns ab und zu leidenschaftlich küssen, um sicherzugehen, dass auch jeder es begreift?”
„Offenbar hast du verstanden, was ich meine.” Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Allerdings wäre es mir lieber, etwas subtiler vorzugehen. Blicke und eine positive Körpersprache, das dürfte reichen. Es besteht kein Grund, gleich zu übertreiben.” Er machte eine Pause und schaute ihr demonstrativ in die Augen. „Dann können die Leute sich vorstellen, dass alles andere unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.”
Sofia zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Nichts passierte unter Ausschluss der Öffentlichkeit, absolut gar nichts. Es war fast acht Monate her, seit sie das letztemal miteinander geschlafen hatten. Ihr Liebesleben gehörte der Vergangenheit an.
Sofia verspürte ein überwältigendes Gefühl des Verlusts. Damiano war ein wundervoller, zärtlicher Liebhaber, der perfekteste, aufregendste Liebhaber, den eine Frau sich wünschen konnte. Es war sehr hart für sie gewesen, zu akzeptieren, dass er nie wieder mit ihr schlafen würde. Doch auch diese Gedanken verdrängte sie sofort. Es war besser so, denn nichts war erniedrigender, als mit einem Mann zu schlafen, der einen nicht liebte und gerade aus dem Bett einer anderen Frau kam. Das sollte ihr nicht noch einmal passieren.
Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. „Die Leute können sich vorstellen, was immer sie wollen. Zum Glück werden sie sich irren.” Als er sie gleichgültig ansah, fügte sie hinzu:
„Aber abgesehen davon wird dein Plan niemals funktionieren. Die Leute sind nicht so leichtgläubig, und ich bin keine besonders gute Schauspielerin. Niemand
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