Ein Königreich für einen Kuss!
heute Abend.“
„Du hast einen schlechten Einfluss auf mich.“
„Ich weiß. Vielleicht solltest du lieber nicht mehr mit mir befreundet sein.“ Tomy malte ein Herz auf den verstaubten Tank. „Irgendetwas ist anders, seit dir Stella begegnet ist.“
„Du meinst, seit ich weiß, dass ich einen Sohn habe.“ Hatte Nicky ihn verändert? Seit er das Kind gesehen hatte, war sein Leben nicht mehr so wie früher.
„Auch das. Stella und Nicky gehören ja irgendwie zusammen. Aber ich kann dir eins sagen, du bist nicht nur verrückt nach dem Kind.“
Fing er schon wieder an? Vasco holte tief Luft. „Und jetzt sag ich dir mal was. Stella ist eine erstaunliche Frau. Sie ist intelligent, hat Humor und sieht toll aus. Sie hat einen sehr interessanten Beruf, und ich bewundere, mit welcher Konsequenz sie ihrem Wunsch nach einem Kind nachgegangen ist.“
„Dann heirate sie doch.“
„Eine Ehe tötet jedes gute Gefühl. Plötzlich streitet man sich über Kleinigkeiten wie das Palastprotokoll oder was zum Dinner serviert werden soll.“
„Wer sagt denn das?“
„Das habe ich selbst beobachtet. Nicht nur bei meinen Eltern, sondern auch bei Paaren unserer Generation. Sobald du verheiratest bist, wird die Ehe zur Aufgabe, die man erfüllen muss. Und das ohne jede Freude und Lust.“
„Aber das gilt doch nicht für dich, Vasco. Dir machen doch auch die schwierigsten Aufgaben Spaß. Du bist nicht nur König einer kleinen Nation, du hast auch noch Diamantenminen, um die du dich kümmerst, und leitest Büros in allen Erdteilen. Du hast Freude an allem, was du tust.“
„Vielleicht weil ich Arbeit und Vergnügen trennen kann.“ Das hatte er sich bisher wenigstens immer eingeredet. Aber irgendwie überzeugte ihn diese Theorie nicht mehr so richtig.
„Ist das auch der Grund, weshalb Frauen nie dein Schlafzimmer betreten dürfen?“
„Habe ich dir das erzählt?“
Tomy nickte. „Allerdings. Weil du jederzeit bestimmen willst, wann das Vergnügen ein Ende haben soll.“
„Genauso ist es. Begreifst du nun, dass Stella viel besser ohne mich dran ist?“ Ja, warum hatte er sie eigentlich nie in sein Schlafzimmer mitgenommen? Hatte er wirklich geglaubt, so auch die Kontrolle über sein Privatleben und über seine Gefühle behalten zu können? Wie dumm von ihm …
„Aber vielleicht wäre es schön für dich, mit ihr zusammen aufzuwachen.“
Die letzten einsamen Nächte waren die Hölle gewesen. „Vielleicht.“
„Dann heirate sie.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass die Ehe alles zerstört.“
Lachend schüttelte Tomy den Kopf. „Vasco, mein Freund, du hast doch schon alles zerstört. Sie ist ausgezogen und hat das Kind mitgenommen. Schlimmer kann es nicht kommen.“
„Stimmt.“
„Außerdem bist du doch der König. Wenn es mit ihr nicht mehr klappt, kannst du sie doch einfach in ein Verlies sperren und dir ein paar junge hübsche Mädchen kommen lassen.“ Tomy zwinkerte ihm übermütig zu.
Doch Vasco war nicht zum Lachen zumute. Darüber machte man keine Witze. „Wenn ich nicht auf dem Motorrad sitzen würde, würde ich dich …“
„Was denn?“ Schnell setzte Tomy sich auf seine Maschine. „Ich schlage vor, du versuchst, mich auf der Fahrt runter zum Fluss einzuholen.“
„Na warte!“ Vasco startete den Motor.
Die ganze Nacht war Vasco durch das Schloss gewandert und hatte überlegt, ob er Stella nun heiraten sollte oder nicht. Immer wenn er sich zum Ja durchgerungen hatte, war ihm seltsam zumute gewesen.
Aber wenn er sich für Nein entschieden hatte, hatte er das eindeutige Gefühl gehabt, dass das nicht richtig war. Denn die Vorstellung, die nächsten Jahrzehnte ohne Stella verbringen zu müssen, war einfach furchterregend.
Also sollte er sie heiraten.
Aber würde sie seinen Antrag überhaupt annehmen?
Er hatte so vieles falsch gemacht, dass sie sich gezwungen gesehen hatte, aus dem Schloss auszuziehen. Und dann hatte er ihr noch gesagt, dass er von der Ehe nichts hielt.
Bei der Vorstellung einer Zurückweisung überlief es ihn eiskalt, und jetzt erst wurde ihm klar, wie sehr er sich danach sehnte, dass Stella seine Frau wurde. Schon am folgenden Abend könnte sie wieder bei ihm im Schloss sein, mit einem Verlobungsring am Finger und einem Lächeln auf dem schönen Gesicht. Und sie würde zu ihm ins Bett kommen, in seinem Schlafzimmer.
Plötzlich hatte er eine Idee. Schnell ging er in Richtung Waffenkammer, seine Schritte hallten auf dem Steinfußboden wider. Die ersten Strahlen der
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