Ein koestliches Spiel
wenigen Minuten aus Norfolk eingetroffen, und nun waren alle in Lady Augustas Haus im vorderen Salon versammelt. Er schüttelte den Kopf. „Das war offensichtlich.“
Prudence und Gideon blickten sich verständnislos an. „Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Sir Oswald“, bemerkte Gideon.
„Ratten auf dem Dachboden!“, erklärte er. Als sie ihn immer noch verständnislos anschauten, sagte er: „Mein Bruder Theodore. Redet allen möglichen Unsinn über Prudence und die anderen ! Verwechselt Prudence mit ihrer Mutter. “ Er schüttelte wieder den Kopf.
„Er hasst meine Mutter“, stellte Prudence fest. „Er gibt ihr die Schuld, dass mein Vater Dereham verlassen hat und nie wieder zurückgekehrt ist.“
Großonkel Oswald schnaubte abfällig. „Deine Mutter hatte damit nichts zu tun. Dein Vater hat Dereham Court aus demselben Grund verlassen wie ich: weil mit Theodore nicht auszukommen war.“
Eine Weile herrschte Schweigen.
„Ihr denkt sicher alle, ich hätte nie zulassen dürfen, dass er die Verantwortung für fünf kleine Mädchen erhält, und da habt ihr recht.“ Er wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch. „Es ist nur so, es war schwer mit ihm zu leben, aber allein wegen unserer Meinungsverschiedenheiten. Ich konnte es nicht ertragen, dass mein Bruder glaubte, er könne mir sagen, was ich zu tun und zu lassen hätte, als wäre er mein Vater. Und es wurde immer schlimmer. Euren Vater zu verlieren, seinen einzigen Erben - das hat ihn jahrelang erzürnt.“ Er betrachtete sie reuevoll. „Vielleicht war das der Zeitpunkt, als er anfing, komisch zu werden. Vielleicht haben die Ratten schon die ganze Zeit an seinem Dachstübchen genagt.“
„Sie meinen, dass er verrückt ist?“, fragte Gideon unverblümt.
Großonkel Oswald nickte. „Das ist die schonungslose Wahrheit. Als ich ihn in London sah, hielt ich ihn für ein bisschen unausgeglichen, aber er hat es immer schon gehasst, wenn seine Pläne durchkreuzt wurden. Nun Er schnitt eine Grimasse. „Er wütete gegen Prudence, drohte sie zu töten. Fluchte, weil sie angeblich Bastarde im Bauch habe - verzeih bitte die Ausdrucksweise, mein Liebes.“ Er wandte sich an Gideon. „Er schwätzte sogar davon, dass Prudence ihn ins Schuldgefängnis bringen wolle. Um Himmels willen, wenn irgendjemand daran die Schuld trägt, dann doch wohl er selbst!“
„Ja, er sagte etwas von Schuldgefängnis“, erklärte Prudence. „Aber ich verstehe das nicht.“
Großonkel Oswald blickte ernst. „Ist nicht leicht zu umschreiben, daher sage ich es einfach offen heraus: Es scheint, als habe er euer Erbe, Prue, deines und das deiner Schwestern, veruntreut. Darum hat er dich auch entführt. Da in zwei Tagen dein Geburtstag ist und du die Vormundschaft für deine Schwestern übernimmst, dachte Theodore wohl, wenn er dich einsperrte, würden alle zu ihm zurückkommen und niemand würde es herausfinden.“
Prudence erschrak. „Du meinst, wir haben kein Geld? Meine Schwestern und ich sind ...“
„Beruhige dich, meine Liebe. Du wirst dein Erbe bekommen. Ich kümmere mich darum und bringe alles in Ordnung, keine Sorge. Alles wird wieder sicher angelegt, und noch etwas dazu.“ „Oh, aber von dir kann doch nicht erwartet werden ..." „Unsinn!“ Er winkte ihre Einwände beiseite. „Ihr Mädchen erbt ohnehin einmal mein gesamtes Vermögen, wenn ich abtrete, also was für einen Unterschied macht es? Außerdem habe ich einiges wiedergutzumachen, weil ich euch all die Jahre einfach bei Theodore gelassen habe. Ich hätte besser auf euch achten sollen, wenigstens einmal nach euch sehen, aber das habe ich nicht, und mit dieser Schuld muss ich den Rest meines Lebens leben. Ich kann es nicht ungeschehen machen, aber ich kann wenigstens das hier tun, daher widersprich mir nicht, Mädchen.“ Er schnäuzte sich laut.
Lady Augusta sprach die Frage aus, die alle sich stellten: „Und was geschieht jetzt?“
Großonkel Oswald seufzte. „Ich werde meinen Bruder nicht nach Bedlam bringen, wo ihn alle Welt begaffen kann. Aber ich habe ihn sicher eingesperrt in Dereham. Werde zuverlässige Diener anstellen, die sich um ihn kümmern. Ein gewisser Dr. Gibson hat zugestimmt, die Aufsicht zu übernehmen.“ Er blickte sich um und sagte: „Nun, ich kann ihn nicht einfach frei herumlaufen lassen, solange er sich so aufführt. Er bringt noch jemanden um! Er ist vollkommen wahnsinnig, meine Lieben.“ Er machte eine Pause, betrachtete seine Fingernägel und fügte beiläufig hinzu:
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