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Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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hatte Bedenken, zurück nach Bafut zu kommen«, sagte ich.
    Der Fon schaute böse drein. »Wer hat dir das erzählt?« forschte er.
    »Einige Europäer.«
    »Ach, Europäer«, meinte der Fon und zuckte die Schultern, als sei er erstaunt, daß ich ein Wort dessen glaubte, was mir ein Weißer erzählt hatte. »Sie lügen.«
    »Gut«, sagte ich erleichtert, »denn ich würde traurig sein, wenn du böse mit mir bist.«
    »Nein, nein, ich bin nicht böse«, sagte der Fon. Dabei schüttete er eine weitere große Menge Whisky in mein Glas, bevor ich ihn davon zurückhalten konnte.
    »Dein Buch ist fein, es gefällt mir. Alle Leute in der Welt kennen jetzt meinen Namen. Fein, fein das Buch.«
    Wieder einmal mußte ich feststellen, daß ich meinen Freund unterschätzt hatte. Er hatte offenbar gemerkt, daß irgendeine Publicity besser ist als gar keine. »Sieh her«, fuhr er fort, »viele, viele Menschen kommen nach Bafut; alle diese verschiedenen Leute zeigen mir dein Buch mit meinem Namen darin... fein, fein.«
    »Ja, das ist eine feine Sache«, stimmte ich sprachlos zu. Mir ging auf, daß ich den Fon zu einer Art Salonlöwen gemacht hatte. Nachdenklich hielt er die Whiskyflasche gegen das Licht.
    »Als ich in Nigeria war, in Lagos, um die Königin zu sehen, hatten alle Europäer dein Buch. Viele, viele Leute ließen mich meinen Namen in dein Buch schreiben.«
    Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Die Vorstellung, wie der Fon in Lagos saß und Autogramme in mein Buch schrieb, verschlug mir die Stimme.
    »Gefiel Ihnen die Königin?« fragte Jacquie.
    »Wah! Gefallen! Sie gefällt mir zu sehr. Eine feine Frau das. Kleine, kleine Frau, genau wie du. Aber sie ist sehr mächtig. Meine Güte! Die Frau ist sehr mächtig.«
    »Gefiel dir Nigeria?« fragte ich.
    »Nein«, sagte der Fon bestimmt, »zu heiß, zu viel Sonne, Sonne, Sonne. Ich schwitzte, ich schwitzte. Aber die Königin ist sehr mächtig. Sie geht und geht und schwitzt nie. Feine Frau.« Bei der Erinnerung mußte er lächeln und goß uns geistesabwesend allen die Gläser wieder voll. »Ich gab der Königin einen Elefantenzahn«, fuhr er fort, »du weißt es sicher.«
    »Ja, ich weiß.« Ich erinnerte mich an den wunderbar geschnitzten Elfenbeinzahn, den die Einwohner von Kamerun Ihrer Majestät geschenkt hatten.
    »Ich habe diesen Zahn für alle Leute in Kamerun gegeben«, erklärte der Fon. »Die Königin saß auf einem Stuhl, und ich ging vorsichtig, vorsichtig und gab ihr den Zahn. Sie nahm ihn. Die Europäer sagen, man darf der Königin nicht den Hintern zeigen; darum gehen sie alle rückwärts. Auch ich ging rückwärts. Wah! Schritt für Schritt. Ich fürchtete, daß ich falle, aber ich ging vorsichtig und fiel nicht, aber ich hatte große Angst.« Er kicherte, als er daran dachte, wie er vor der Königin rückwärts die Treppen hinunterging, bis sich seine Augen mit Tränen füllten.
    »Nigeria ist zu heiß, ich schwitze.«
    Ich bemerkte, wie sich bei dem Wort »schwitzen« seine Augen gedankenverloren an die Whiskyflasche hefteten. So stand ich eilig auf und erklärte, wir müßten wirklich gehen, denn wir hätten noch so viel auszupacken. Der Fon ging mit uns in den sonnenbeschienenen Hof, nahm unsere Hände und forschte ernsthaft in unseren Mienen. »Kommt ihr am Abend wieder?« fragte er. »Wir wollen zusammen trinken.«
    »Ja, am Abend kommen wir wieder«, versicherte ich ihm. Er strahlte Jacquie an. »Am Abend werde ich dir zeigen, was für eine glückliche Zeit wir in Bafut haben werden«, sagte er zu ihr.
    »Schön«, sagte Jacquie und lächelte tapfer.
    Mit einer eleganten Handbewegung entließ uns der Fon, drehte sich um und ging in seine Villa zurück. Wir beide schleppten uns mühsam ins Gästehaus.
    »Nach diesen Whiskymengen kann ich nicht mehr frühstücken«, sagte Jacquie.
    »Das war noch gar nichts«, widersprach ich. »Das war man gerade ein kleiner Aperitif vor Tagesanfang. Warte nur bis zum Abend.«
    »Heute abend werde ich nichts trinken... das könnt ihr beide besorgen. Ein Glas und nicht mehr!« sagte Jacquie entschieden.
    Als wir nach dem Frühstück die Tiere versorgten, sah ich zufällig über die Verandabrüstung und bemerkte, daß auf dem Weg dort unten eine kleine Gruppe von Männern auf das Haus zukam. Beim Näherkommen erkannte ich, daß sie Raphiakörbe oder Kalebassen auf dem Kopf trugen, die mit grünen Blättern verschlossen waren. Sollten sie wirklich schon Tiere bringen? Im allgemeinen dauerte es etwa eine Woche, bis die

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