Ein Koffer voller Tiere
Neuigkeit herum war und Jäger Beute brachten. Als ich sie mit angehaltenem Atem beobachtete, bogen sie vom Weg ab und stiegen schwatzend und lachend die Verandastufen hoch. Oben wurden sie still und legten ihre Lasten auf den Boden.
»Guten Tag, meine Freunde«, sagte ich.
»Morgen, Masa«, antworteten sie grinsend im Chor.
»Was sind das für Sachen?«
»Das Fleisch, Masa«, kam die Antwort.
»Aber wie wißt ihr, daß ich nach Bafut komme und Fleisch kaufe?« fragte ich erstaunt.
»Eh, Masa, Fon erzählen«, sagte einer der Jäger.
»Du meine Güte, wenn der Fon die Nachricht, daß wir herkommen, herumgetragen hat, werden wir in Nullkomma-nichts überschwemmt sein«, sagte Jacquie.
»Wir sind jetzt schon ganz schön überschwemmt«, meinte ich beim Anblick all der Behälter zu meinen Füßen. »Bisher haben wir nicht einmal unsere Käfige ausgepackt. Nun, wir werden schon damit fertig werden. Mal sehen, was sie mitgebracht haben.« Ich bückte mich, nahm einen Raphiasack auf, hielt ihn hoch und fragte:
»Welcher Mann dies bringen?«
»Ich, Sah.«
»Und was ist drinnen?«
»Sein Squill-lill, Sah.«
Ich begann die Schnüre zu lösen, und Jacquie fragte, was ein Squill-lill sei.
»Keine Ahnung.«
»Wäre es nicht besser, du fragst? Es kann schließlich eine Kobra oder sonst was sein.«
»Du hast recht«, stimmte ich ihr zu.
Ich wandte mich an den Jäger, der mich ängstlich beobachtete.
»Welches Fleisch nennst du Squill-lill?«
»Kleines Fleisch, Sah.«
»Schlechtes Fleisch, das Menschen fressen?«
»Nein, Sah, niemals. Dies ganz klein Squill-lill, Sah. Sein Baby.«
Diese Versicherung beruhigte mich. Ich spähte in die Tiefe des Sackes. Auf dem Boden lag zusammengerollt und zuckend in einem Grasnest ein winziges, kaum zehn Zentimeter langes Eichhörnchen. Es konnte nicht mehr als ein paar Tage alt sein, denn es war mit dem glänzenden, sauberen, plüschähnlichen Pelz ganz junger Tiere bedeckt und noch blind. Der Mund war zu einem O geöffnet wie bei einem Chorknaben: die zierlichen Pfoten paddelten gegen meine Finger. Geduldig wartete ich, bis sich die erste Flut von mütterlichen Gefühlen meiner Frau gegenüber diesem Tierbaby gelegt hatte.
»Gut«, sagte ich, »behalte es, wenn du willst. Aber ich warne dich, es wird eine Qual sein, das Wesen zu füttern. Ich nehme es nur, weil es ein Schwarzohrhörnchen ist. Die Sorte ist selten.«
»Ich werde schon mit ihm fertig werden«, meinte Jacquie zuversichtlich. »Es ist kräftig, damit haben wir schon halb gewonnen.«
Ich seufzte und dachte an die zahllosen jungen Eichhörnchen, mit denen ich in aller Welt den Kampf aufgenommen hatte, und wie eines immer schwächer und schwieriger als das andere war. Ich wandte mich an den Jäger. »Dieses Fleisch, mein Freund, ist gutes Fleisch, und mir gefällt es sehr. Aber sein Baby, eh? Manchmal sterben Babies, eh?«
»Ja, ja«, stimmte er traurig zu.
»Ich zahle dir zwei-zwei Schilling jetzt. Ich gebe dir Gutschein. Wenn du kommst in zwei Wochen und dieses Baby noch lebt, ich zahle dir noch fünf Schilling. Einverstanden?«
»Ja, Sah, ich einverstanden«, sagte der Jäger erfreut grinsend.
Ich zahlte ihm zwei Schillinge und schrieb einen Gutschein für die anderen fünf. Der Jäger verstaute den Zettel sorgfältig in seinem Sarong.
»Nicht verlieren. Wenn du verlierst, ich zahle dir nicht fünf Schilling.«
»Nein, Masa, ich ihn nicht verlieren«, versicherte er vergnügt.
»Es hat wirklich eine herrliche Farbe«, sagte Jacquie und sah auf das Tierchen in ihren Händen. In diesem Punkt war ich ihrer Meinung. Der kleine Kopf war leuchtend orange mi t einem zierlichen schwarzen Ring um jedes Ohr. Es sah aus, als habe seine Mutter ihn nicht ordentlich gewaschen. Auf dem Rücken war es grün gefleckt, am Bauch zartgelb; der lächerliche Schwanz war auf der Oberseite dunkelgrün und auf der unteren flammend orange.
»Wie soll es heißen?« fragte Jacquie.
Ich schaute auf das zitternde Häufchen in ihrer Hand, das sich noch immer im Choralsingen zu üben schien.
»Nenn’ es so, wie der Jäger es nannte, >Squill-lill Small< «, schlug ich vor, und so wurde es Squill-lill Small genannt, was wir später aus Gründen der Einfachheit zu Small abkürzten.
Während wir uns über den Namen unseres Schützlings Gedanken machten, öffnete ich den nächsten Raphiakorb, ohne den Jäger vorher gefragt zu haben, was er enthielt. Als ich den Korb sorglos aufmachte, schoß ein kleines, spitzes rattenähnliches
Weitere Kostenlose Bücher